Wie die Welt nachhaltig werden will: Die Ziele der Vereinten Nationen

02.03.2022

Keine Armut, kein Hunger, Gesundheit – diese Ziele haben sich die Staaten der Welt gesetzt. Wo stehen wir?

Insgesamt 17 Ziele für eine nachhaltige Entwicklung haben sich die Vereinten Nationen im Jahr 2015 gesetzt. Bis zum Jahr 2030 sollen sie erreicht werden. Die Ziele sind auch bekannt unter dem englischen Kürzel "SDGs". Es steht für Sustainable Development Goals.

Die SDGs spielen auch für die Politik in Deutschland eine wichtige Rolle. Sie bilden die Grundlage für die nationale Nachhaltigkeitsstrategie der Bundesregierung. Auch die Europäische Union bezieht sich in ihrer Entwicklung und ihren Gesetzen auf die SDGs.

Das Wort Nachhaltigkeit hört man heute oft. Nicht nur in der Politik. Auch viele Wirtschaftsunternehmen sagen von sich, dass sie nachhaltig produzieren wollen.

Als nachhaltig wird eine Handlung bezeichnet, bei der auf die Bedürfnisse der heutigen und der zukünftigen Generationen gleichermaßen Rücksicht genommen wird – sowohl in wirtschaftlicher, sozialer als auch ökologischer Hinsicht. In diesem Zusammenhang bezieht sich Nachhaltigkeit vor allem auf den verantwortungsvollen und schonenden Umgang mit Ressourcen.

Gelegentlich wird dies in anschaulichen Worten zusammengefasst: "Enkeltauglichkeit" beziehungsweise "Enkelgerechtigkeit".

Heute ist weitgehend unstrittig, dass Entwicklungen möglichst nachhaltig sein sollten. Doch in der Praxis wirft das Fragen auf: Was genau macht ein Produkt nachhaltig? Wie lässt sich messen, ob ein Staat sich wirklich nachhaltig entwickelt?

Definition

Der Begriff Nachhaltigkeit

Geprägt wurde der Begriff Nachhaltigkeit vor rund 300 Jahren. Damals stellten Forstleute fest: Wir dürfen nicht mehr Bäume fällen als nachwachsen. Das lässt sich auf den gesamten Planeten übertragen: Die Entwicklung der Menschheit hat natürliche Grenzen, die durch die Leistungsfähigkeit der Ökosysteme auf der Erde festgelegt sind. Um zu beurteilen, ob unser Handeln nachhaltig ist, müssen stets sowohl ökologische, ökonomische als auch soziale Folgen betrachtet werden: Wie wirkt sich meine Entscheidung auf die Umwelt aus, auf die Wirtschaft – und was bedeutet sie für die Menschen? Fachleute nennen dies oft die drei Dimensionen der Nachhaltigkeit.

Alle SDGs

Wie können wir eine nachhaltige Lebensweise erreichen?

Die Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen – die SDGs – dienen als Orientierung und als Werkzeug dabei, eine nachhaltige Lebensweise zu erreichen. Sie ermöglichen es den Staaten, einheitlich zu messen und zu vergleichen, ob sie sich wirklich nachhaltig entwickeln.

Die 17 Ziele sind:

  • Ziel 1: Keine Armut
  • Ziel 2: Kein Hunger
  • Ziel 3: Gesundheit und Wohlergehen
  • Ziel 4: Hochwertige Bildung
  • Ziel 5: Geschlechtergerechtigkeit
  • Ziel 6: Sauberes Wasser und Sanitäreinrichtungen
  • Ziel 7: Bezahlbare und saubere Energie
  • Ziel 8: Menschenwürdige Arbeit und Wirtschaftswachstum
  • Ziel 9: Industrie, Innovation und Infrastruktur
  • Ziel 10: Weniger Ungleichheiten
  • Ziel 11: Nachhaltige Städte und Gemeinden
  • Ziel 12: Nachhaltiger Konsum und Produktion
  • Ziel 13: Maßnahmen zum Klimaschutz
  • Ziel 14: Leben unter Wasser
  • Ziel 15: Leben an Land
  • Ziel 16: Frieden, Gerechtigkeit und starke Institutionen
  • Ziel 17: Partnerschaften zur Erreichung der Ziele 
Überlastung der Erde

Warum ist Nachhaltigkeit wichtig?

Dass nachhaltiges Handeln sinnvoll ist, erschließt sich von selbst. Doch Unternehmen, Organisationen oder Einzelpersonen handeln trotzdem oft nicht nachhaltig. Viele Gründe können dazu führen, zum Beispiel schneller Gewinn, zu hohe Kosten, aber auch Unwissenheit.

Unsere heutige Lebensweise ist insgesamt nicht nachhaltig. Deutlich macht das der sogenannte Erdüberlastungstag (Earth Overshoot Day). Das ist der Tag im Jahr, bis zu dem die Menschheit so viele Ressourcen verbraucht hat, wie die Natur in einem ganzen Jahr wiederherstellen kann. 2021 lag dieser Tag am 29. Juli. Für den Rest des Jahres lebt die Menschheit sozusagen "auf Pump".

Weitere Zeichen für die Überlastung der Erde sind der Verlust der Artenvielfalt und die Klimaerwärmung.

Indikatoren

Wie können Zahlen und Daten helfen?

Die Ziele zu erreichen ist eine große Herausforderung. Das zeigt sich daran, dass die 17 SDGs in 169 Unterziele aufgegliedert sind.

Ein Unterziel sieht beispielsweise vor, die Zahl der Menschen, die nach nationalen Definitionen in Armut leben, bis zum Jahr 2030 zu halbieren. Ein weiteres Unterziel ist es, Klimaschutzmaßnahmen in der nationalen Politik zu verankern. Wie gut dies gelingt, wird anhand der jährlichen Treibhausgasemissionen beurteilt.

Gemessen werden die Fortschritte bei der Erreichung der SDGs an bestimmten Maßzahlen, sogenannten Indikatoren. Ein Indikator beschreibt zum Beispiel die jährlichen Treibhausgasemissionen. Die Vereinten Nationen veröffentlichen regelmäßig Fortschrittsberichte.

Auch in Deutschland wird regelmäßig untersucht, ob die Entwicklung der nationalen Nachhaltigkeitsstrategie entspricht. Das Statistische Bundesamt veröffentlicht alle zwei Jahre die aktuellen Daten.

Solche Daten können Probleme verdeutlichen. Anschließend können die Ursachen ermittelt und entsprechende Maßnahmen getroffen werden. Doch selbst, wenn ein Problem erkannt ist, herrscht nicht immer Einigkeit, was darauf die richtige Antwort ist – oder wer dafür verantwortlich ist.

So wird in Deutschland darüber diskutiert, wie lange Kohlekraftwerke noch laufen dürfen – obwohl sie einen großen Anteil der CO2-Emissionen ausmachen und der Ausstieg aus der Kohle beschlossen ist.

UN-Fortschrittsbericht

Wo stehen wir heute?

Bei vielen SDGs befindet sich die Menschheit nicht auf Kurs, um die Agenda 2030 rechtzeitig umzusetzen. Dies zeigt der Überprüfungsbericht 2021 der Vereinten Nationen.

Darüber hinaus ist die Entwicklung bei verschiedenen Zielen und in verschiedenen Regionen der Welt unterschiedlich. So hat die Beseitigung extremer Armut zwar in Ost- und Südostasien gute Fortschritte gemacht, Nord- und Westafrika hingegen haben seit 2015 Rückschritte erlebt. Immer weiter entfernen sich alle Regionen der Erde von dem Ziel, dass alle Menschen einen Arbeitsplatz haben sollen.

Gut sind die Aussichten bei dem Ziel, die Sterblichkeit von Kindern zu verringern. Zwischen 2000 und 2019 halbierte sich weltweit die Sterblichkeit von Kindern unter 5 Jahren. Zu Beginn des Zeitraums gab es 76 Todesfälle je 1.000 Lebendgeburten, im Jahr 2019 waren es 38. Allerdings ist hierbei die Region südlich der Sahara-Wüste in Afrika eine Ausnahme.

Deutliche Fortschritte gibt es zudem bei den Zugängen zu Elektrizität und Mobilfunk, während der Zugang zu einer sicheren Trinkwasserversorgung stagniert.

Pandemie

Welche Folgen hat die Corona-Krise?

Dass die Menschheit bei den Nachhaltigkeitszielen nicht auf Kurs ist, würde auch gelten, wenn es die Covid-19-Pandemie nicht gegeben hätte. Doch die Corona-Krise hat die Lage verschlimmert: Sie hat katastrophale Folgen für die Verwirklichung der Agenda 2030. Viele bereits erzielte Fortschritte wurden zunichtegemacht.

Alltag und Politik

Was kann ich selbst tun?

Einzelne Menschen können zwar selbst einiges tun, um nachhaltiger zu leben. Doch unsere Handlungen im Alltag können kaum zu ausreichenden Veränderungen führen, wenn die Bedingungen für unser Leben insgesamt nicht nachhaltig sind. So herrschen in der Wirtschaft nicht-nachhaltige Produktionsweisen vor.

Um die Entwicklung hin zu einer nachhaltigen Welt zu schaffen, ist ein enormer gesellschaftlicher Veränderungsprozess notwendig. Die Veränderungen schließen einzelne Menschen, gesellschaftliche Gruppen, Staaten sowie Unternehmen und Wissenschaft gleichermaßen ein. Dabei müssen neue Ideen aus der Technik und für unser Leben und Zusammenleben zusammengebracht werden.

Die wichtigste Möglichkeit, selbst etwas für Nachhaltigkeit zu tun, liegt somit darin, die politisch Verantwortlichen dazu zu bewegen, den nötigen Rahmen zu schaffen.

Darüber hinaus haben die Menschen beim Konsum einigen Einfluss. Sie entscheiden, welche Produkte sie von welchen Unternehmen kaufen. So können sie es belohnen, wenn sich Unternehmen für Nachhaltigkeit einsetzen.

Am nachhaltigsten ist es, unnötigen Konsum zu vermeiden. Statt eines Neukaufs ist oft auch eine Reparatur möglich. Manche Schritte fallen dabei leicht, beispielsweise der Wechsel zu einem Ökostromanbieter für die Stromversorgung. Andere sind schwieriger, darunter die Umstellung von Mobilitäts- oder Ernährungsgewohnheiten.

Sicher ist jedoch: So zahlreich und vielfältig, wie die SDGs und ihre Unterziele sind, so zahlreich sind auch die Möglichkeiten jeder einzelnen Person, Schritte in Richtung Nachhaltigkeit zu unternehmen.

Durchblicken

Wie geht nachhaltiges Handeln im Alltag?

Nachhaltiges Handeln im Alltag setzt voraus, sich kritisch mit dem Begriff der Nachhaltigkeit auseinanderzusetzen, um nicht auf reine Marketing-Aussagen hereinzufallen. Nachhaltigkeitssiegel anerkannter Organisationen können eine erste Orientierung sein. Einen Überblick bietet die Internetseite siegelklarheit.de. Auch viele Umweltverbände und andere Organisationen bieten Ratgeber zum nachhaltigen Einkauf.

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