Gut verpackt?

23.12.2024 | Verpackungen

Verpackungen belasten Umwelt und Ressourcen. Wie lassen sich unnötige Verpackungen reduzieren?

In Deutschland werden große Mengen an Verpackungen genutzt. Daher versuchen die Europäische Union und die Bundesregierung durch ihre Politik die Umweltbelastungen durch Verpackungen zu verringern. 

Denn die Herstellung von Verpackungen aus Glas, Karton, Kunststoff oder Metall verbraucht Ressourcen, Energie und wertvolle Rohstoffe. Viele Verpackungen werden nur einmal genutzt, bevor sie entsorgt werden. Der eingesammelte Müll wird recycelt, verbrannt oder exportiert.

Ein Teil der Verpackungen wird recycelt. Recycling benötigt Ressourcen wie Wasser und Energie, spart aber dafür Treibhausgase für die Produktion von neuen Produkten ein. Manche Materialien lassen sich einfacher und besser recyceln als andere.

Nicht alle Verpackungsabfälle können eingesammelt werden. So gelangt der Müll auch in die Umwelt – auf Straßen, Plätze, in Parks und die Natur. Verpackungen wie Einwegbecher, Aluschalen und leere Flaschen verschmutzen die Umwelt weltweit.

„THERMISCHE VERWERTUNG“

WÄRME AUS MÜLL

Wenn Abfälle nicht recycelt werden können, werden sie energetisch oder thermisch verwertet, also verbrannt. Dabei entsteht Energie, die genutzt werden kann, etwa als Strom oder zum Heizen. Allerdings produzieren Müllverbrennungsanlagen auch Kohlendioxid (CO2) sowie Aschen und Schlacken.

VERPACKUNGS-BOOM

WIE VIEL VERPACKUNGSMÜLL PRODUZIERT DEUTSCHLAND?

In Deutschland nutzen wir heute viel mehr Verpackungen als noch vor 30 Jahren. Seit 2010 ist der Verbrauch um 23,1 Prozent gestiegen. Allein im Jahr 2021 fielen 19,7 Millionen Tonnen Verpackungsabfälle an. Das sind durchschnittlich 236,7 Kilogramm pro Kopf. Knapp die Hälfte dieser Verpackungsabfälle entstand direkt bei den privaten Verbraucher*innen, die andere Hälfte im Handel und anderen Bereichen der Wirtschaft.

LEBENSSTIL

WARUM STEIGT DIE MENGE DER VERPACKUNGSABFÄLLE?

Die Lebensbedingungen und Konsumgewohnheiten verändern sich. Der Anteil der Ein- und Zweipersonenhaushalte wächst. Es gibt daher eine stärkere Nachfrage nach kleineren Packungsgrößen oder vorportionierten Einheiten. Auch der Verzehr von Fast Food, Fertiggerichten und To-go-Angeboten hat zugenommen.

Zudem haben viele Verpackungen heute zusätzlichen Funktionen, zum Beispiel zur Dosierung, Portionierung oder Handhabung der verpackten Produkte. Für kleinere Größen und Verpackungen mit zusätzlichen Funktionen wird im Verhältnis zum Inhalt mehr Verpackungsmaterial benötigt.

ZAHLEN

PAPIERBERGE IM VERSAND

Auch der Versandhandel ist stark gewachsen. In diesem Bereich stieg der Verbrauch von Papierverpackungen zwischen 1996 und 2017 um über 600 Prozent.

Vergleich

WAS IST AM BESTEN FÜR DIE UMWELT?

Pauschal lässt sich nicht sagen, welche Materialien umweltschonender sind als andere. Dafür muss eine umfassende Bilanz für jedes Produkt gezogen werden von der Gewinnung der Rohstoffe über die Herstellung der Verpackungen bis zur Entsorgung. Papiertüten haben keine pauschal bessere Ökobilanz als Plastiktüten. Für ihre Produktion braucht es viel Energie und Wasser. Am sinnvollsten ist es, auf Einwegtüten möglichst zu verzichten.

VERMEIDEN ODER RECYCELN?

5 ANSÄTZE FÜR WENIGER VERPACKUNGEN

Zuallererst sollte man alle unnötigen Verpackungen vermeiden. Wenn eine Verpackung nötig ist, dann:

  • sollte sie dem Zweck, dem Inhalt und der Größe angepasst sein.
  • sind Mehrwegsysteme von Vorteil, die Unternehmen gemeinsam nutzen.
  • sollten Verpackungen materialsparend und einfach zu recyceln sein.
  • ist es besser, Recycling-Materialien statt neuer Rohstoffe zu verwenden.
SAMMLUNG VON ABFÄLLEN

WAS PASSIERT MIT BENUTZTEN VERPACKUNGEN?

Deutschland hat ein sehr hohes Niveau des Recyclings von Verpackungsabfällen erreicht. Die Sammlung der Verpackungsabfälle erfolgt durch die sogenannten dualen Systeme in der Gelben Tonne beziehungsweise in Säcken und über die Altglas- und Altpapiercontainer.

Die Verpackungsabfälle aus der „Gelben Tonne“ werden zu Sortieranlagen gebracht und dort nach Wertstoffen getrennt. Weißblech, Aluminium, Getränkekartons und Kunststoffarten wie Polyethylen (PE), Polypropylen (PP) oder Polyethylenterephthalat (PET) werden recycelt.

Mischkunststoffe aus verschiedenen Sorten von Plastik werden recycelt oder thermisch und energetisch verwertet. Das heißt, die Stoffe werden verbrannt und zur Energiegewinnung verwendet – in Form von Wärme oder Strom.

Für Glas und Altglas gibt es eigene Sammelbehälter. Auch die Verwertung dieser Verpackungen wird durch die dualen Systeme finanziert. Glas lässt sich sehr gut recyceln. Es kann beliebig oft eingeschmolzen und zu neuen Produkten verarbeitet werden.

RECYCLING

GUTE QUOTEN BEI ALTPAPIER

Auch Altpapier lässt sich gut recyceln. Die deutsche Papierindustrie setzte im Jahr 1990 knapp 49 Prozent Altpapier ein, im Jahr 2015 rund 74 Prozent. Diese Steigerung konnte den Holz-, Wasser- und Primärenergieverbrauch pro Tonne Papier senken. Allerdings stieg auch der Papierkonsum.

Begriffe

WAS BEDEUTET „EINWEG“ UND „MEHRWEG“?

„Mehrweg“ bedeutet, dass dieselbe Verpackung mehrmals benutzt wird. „Einweg“ dagegen heißt, dass eine Verpackung nur einmal genutzt wird. Typische Einwegverpackungen sind Papier- oder leichte Plastiktüten für Obst oder Gemüse.

Getränke werden oft in Mehrwegverpackungen verkauft, die dann leer wieder in den Laden zurückgebracht werden können. Sie werden gereinigt und von den Getränkeherstellern neu gefüllt. Glas-Mehrwegflaschen können bis zu 50-mal und Kunststoff-Mehrwegflaschen aus PET bis zu 20-mal befüllt werden.

Einweg-Getränkeverpackungen wie zerknitterbare Flaschen aus Kunststoff werden nicht wieder befüllt, sondern geschreddert und recycelt. Mehrwegflaschen sind häufig umweltfreundlicher als Einwegflaschen, denn der Energie- und Ressourcenverbrauch ist meist geringer als bei Einwegflaschen. Das gilt umso mehr, je häufiger sie neu befüllt werden und je kürzer die Transportwege sind.

UMWELT-TIPP

DIE UMWELTFREUNDLICHSTE VERPACKUNG FÜR GETRÄNKE

Getränke aus der Region in Mehrwegflaschen sind am umweltfreundlichsten, egal ob sie aus Glas oder Kunststoff sind.

GESETZE

WAS TUT DIE POLITIK?

Viele Verpackungen sind aufwendiger und umweltbelastender als nötig – manche sogar überflüssig. Oft gibt es bessere Alternativen. Politische Initiativen der EU und der Bundesregierung sollen die Umweltbelastungen durch Verpackungen verringern. Dazu gehören:

  • Die EU-Richtlinie zu Einweg-Kunststoffprodukten
  • Die EU-Richtlinie zu Mindestquoten beim Recycling von Verpackungsabfällen
  • Die EU-Verpackungsrichtlinie, die auch die Verantwortung der Hersteller festlegt
  • Das deutsche Verpackungsgesetz für mehr Recycling
  • Das geplante Gesetz für weniger Verpackungsmüll, das Mehrweg fördert

Deutschland hat auf Basis der EU-Richtlinie Einweg-Produkte aus Kunststoff verboten, für die es ökologisch sinnvolle Alternativen gibt. Dazu gehören Styroporbehälter für Essen und Getränke zum Mitnehmen.

Das Verpackungsgesetz setzt ökonomische Anreize, damit mehr recycelt wird. Dafür  sind die Recyclingquoten deutlich erhöht worden. Seit Anfang 2022 müssen mindestens 63 Prozent der Kunststoffverpackungen von den dualen Systemen recycelt werden. Das ist sehr anspruchsvoll und geht deutlich über die europäischen Anforderungen hinaus.

Das deutsche Verpackungsgesetz hat – neben der Verbesserung des Recyclings – zum Ziel, dass bereits bei der Herstellung möglichst wenig Ressourcen eingesetzt werden. Hersteller und Handel müssen höhere Gebühren an die dualen Systeme zahlen, wenn sie mehr Material für Verpackungen einsetzen. Bekannt ist hier etwa das Unternehmen „Grüner Punkt“, eines von derzeit zehn dualen Systemen in Deutschland.

Durch die EU-Verpackungsrichtlinie sind Hersteller von Verpackungen für deren Sammlung und Entsorgung zuständig und müssen auch die Kosten dafür tragen. Diese Vorgaben sind in Deutschland im Verpackungsgesetz umgesetzt worden.

MEHRWEG

NEUE REGELN FÜR „TO-GO“

Im Verpackungsgesetz ist das Ziel festgelegt, den Mehrweganteil bei Getränken von derzeit 43 auf 70 Prozent zu erhöhen. Seit 2023 müssen Handel und Gastronomie für Speisen und Getränke eine Mehrweg-Alternative zu den „To-go“-Verpackungen anbieten. Das neue Verpackungsgesetz verpflichtet alle Geschäfte, die Getränke im Sortiment haben, künftig neben Einweg- auch Mehrwegverpackungen im Programm zu haben.

EINKAUFEN

WAS KANN ICH SELBST TUN?

Verbraucher*innen haben beim Einkaufen viele Möglichkeiten, sich für umweltschonende Verpackungen zu entscheiden. Dazu gehören zum Beispiel:

  • Verpackungen gänzlich vermeiden, also etwa Obst und Gemüse lose kaufen.
  • Produkte mit leichterer Verpackung wählen, etwa Nachfüllpackungen oder größere Mengen auf einmal kaufen.
  • Bei Getränken Mehrwegflaschen wählen.
  • Regionale Produkte kaufen, um weite Transportwege zu vermeiden.
  • Leitungswasser statt Wasser aus Flaschen trinken.
  • Unterwegs Mehrwegbehälter nutzen.
  • Bei Versand mehrere Bestellungen bündeln und, falls möglich, Mehrweg wählen.

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