Vom Wissen zum Tun: Dein Handabdruck macht den Unterschied

23.12.2024 | UMWELT-ENGAGEMENT

Schlechte Nachrichten und Warnungen können Ohnmacht und Abwehr auslösen. Was motiviert Menschen, sich zu engagieren?

Viele Akteur*innen bemühen sich, Menschen zu mehr Engagement für Umwelt- und Klimaschutz zu motivieren. Zum Beispiel Umweltschutzorganisationen mit Kampagnen, Medien mit praktischen Tipps für den Alltag oder Wissenschaft und Politik mit Warnungen vor Schäden.

Doch das funktioniert nicht immer, wie gewünscht. Vor allem negative Botschaften können auch das Gegenteil von Engagement bewirken. Sie können auch Ohnmachtsgefühle und Abwehr auslösen.

Darum wird viel darüber diskutiert, wie verschiedene Formen der Ansprache wirken. Und es werden neue Ansätze entwickelt, wie zum Beispiel das Konzept des Handabdrucks. Es zielt darauf, einen neuen, positiven Blick auf eigene Handlungsmöglichkeiten zu entwickeln (mehr dazu im nachfolgenden Text).

Umweltbewusstsein

WIE GUT SIND WIR INFORMIERT?

Das Bewusstsein für Umwelt- und Klimathemen ist groß, das zeigt unter anderem die regelmäßig durchgeführte Studie Umweltbewusstsein in Deutschland. Das gilt weiterhin, auch wenn in der jüngeren Vergangenheit andere politische Themen in den Vordergrund gerückt sind.

In den Medien wird viel über Umwelt- und Klimathemen berichtet, vor allem über die Klimakrise. Untersuchungen zeigen jedoch, dass die Berichte das Thema oft nicht gut darstellen.

Ein Grund ist die Arbeitsweise im Journalismus. Hohen Nachrichtenwert haben vor allem aktuelle und spektakuläre Ereignisse wie zum Beispiel Katastrophen. Oft geht es auch um Warnungen und mögliche Gefahren. Über mögliche Lösungen berichten Medien dagegen weniger.

Studie

UMWELTBEWUSSTSEIN IN ZAHLEN

85 Prozent der Menschen in Deutschland sagen, dass sie bereits starke Auswirkungen der Klimaveränderungen wahrnehmen. 91 Prozent wünschen sich, dass die Wirtschaft umwelt- und klimafreundlich umgebaut wird. (Quelle: Umweltbewusstsein in Deutschland)

Engagement

WAS KÖNNEN JUGENDLICHE BEWEGEN?

WIE INFORMATIONEN WIRKEN

WISSEN IST NICHT GLEICH HANDELN

Wissen über Umwelt- und Klimaschutz führt oft nicht dazu, dass Menschen ihr eigenes Verhalten entsprechend verändern. Der Weg vom Wissen zum Handeln kann kompliziert sein.

Die Umweltbewusstseinsstudie zum Beispiel zeigt, dass es zwar eine sehr große Zustimmung zu Umwelt- und Klimaschutz gibt und hohe Erwartungen. Doch dies überträgt sich nicht im gleichen Maße auf das Handeln im Alltag.

Studie

ENGAGEMENT: BEREITSCHAFT UND ALLTAG

Rund 90 Prozent stimmen der Aussage zu, dass jede*r Einzelne Verantwortung übernehmen sollte, um nachfolgenden Generationen eine lebenswerte Welt zu hinterlassen.  Der Aussage "Ich engagiere mich aktiv für den Umwelt- und Naturschutz" stimmen dagegen 17 Prozent der Befragten zu. Bei anderen Aussagen liegen die Werte teilweise höher, zum Beispiel: "Ich setze mich an meinem Arbeitsplatz für umweltfreundliche Veränderungen ein" (37 Prozent) Doch die Bereitschaft bei bestimmten Verhaltensweisen ist jeweils höher als die Angaben zur Umsetzung im eigenen Alltag. (Quelle: Umweltbewusstsein in Deutschland)

Für die Unterschiede gibt es eine Reihe von Gründen. Zum Beispiel spielt die Abwägung von Kosten und Nutzen eine Rolle. Menschen sind vor allem dann bereit, ihr Verhalten zu ändern, wenn sie dafür auf wenig verzichten müssen und wenn die Veränderung möglichst wenig Aufwand für sie bedeutet. Klimafreundliche Mobilität zum Beispiel lässt sich in Städten mit kurzen Wegen und einem attraktiven öffentlichen Nahverkehr viel leichter im Alltag umsetzen als auf dem Land.

Die Motivation für Veränderungen hängt auch davon ab, ob wir uns selbst verantwortlich fühlen. Viele finden, dass beim Umwelt- und Klimaschutz vor allem andere handeln sollten, und nicht in erster Linie die einzelnen Bürger*innen. Laut Umweltbewusstseinsstudie geben zwei Drittel an, dass die Bundesregierung nicht genug für Umwelt- und Klimaschutz tut. Besonders kritisch werden Industrie und Wirtschaft bewertet.

Darüber hinaus spielt die Psychologie eine Rolle. Für die Motivation zum eigenen Handeln ist es zum Beispiel wichtig, ob Menschen das Gefühl haben, etwas ändern zu können. Ebenfalls wichtig ist, wie wir die anderen wahrnehmen. Wie verhalten sich die anderen? Können wir gemeinsam etwas erreichen?

LÖSUNGSANSÄTZE

WIE KANN UMWELT- UND KLIMAKOMMUNIKATION FUNKTIONIEREN?

Die Forschung bestätigt, dass Kommunikation unterschiedlich wirkt – je nach Situation und anhängig von der Überzeugung der Menschen, an die sie sich richtet.

Um etwas zu bewirken, müssen Informationen oder Aufrufe die Eigenschaften und Bedürfnisse der Menschen berücksichtigen, an die sie sich richten. Und: Sie dürfen nicht zu komplex sein und Bürger*innen damit überfordern.

POSITIVER ANSATZ

WIE WIRKT DER "HANDABDRUCK"?

Der sogenannte Handabdruck soll helfen, das Engagement für Umwelt- und Klimaschutz zu fördern. Dabei sollen negative Wirkungen wie Ohnmacht und Ablehnung vermieden werden.

Das Konzept des Handabdrucks ist bewusst anders ausgerichtet als der ökologische Fußabdruck oder der CO2-Fußabdruck. Während der Fußabdruck das Ausmaß des Schadens veranschaulicht, wird das Prinzip beim Handabdruck ins Positive gewendet. Es soll gezeigt werden, welche Handlungen viel für Umwelt- und Klimaschutz bewirken können.

Außerdem geht es nicht darum, einzelne Handlungen im Alltag zu bewerten. Stattdessen ist es das Ziel, es für alle leichter zu machen, sich im Alltag nachhaltig zu verhalten – zum Beispiel in der Schule oder an der Uni, am Arbeitsplatz, im Verein, in der eigenen Stadt oder Gemeinde.

Im Sinne des Handabdrucks aktiv werden heißt zum Beispiel: Sich einsetzen für bessere Busverbindungen oder einen sicheren Radweg zur Schule, statt "nur" möglichst oft auf das Auto zu verzichten. Oder: Sich dafür einsetzen, dass die Schulmensa klimafreundliches Bio-Essen anbietet, das sich alle leisten können, statt "nur" mittags zu überlegen, welches Essen möglichst wenig klimaschädlich ist.

Der Ansatz richtet sich an alle, die den Wandel zu einer nachhaltigeren Welt aktiv mitgestalten wollen. Entwickelt wurde das Konzept des Handabdrucks von der Organisation Germanwatch.

ANREGUNGEN FÜR DIE PRAXIS

WIE KANN ICH DEN HANDABDRUCK NUTZEN?

Es gibt eine Sammlung von interaktiven Tools, Anleitungen und anderen Materialien, die helfen soll, das Konzept anzuwenden, zum Beispiel in der Bildungspraxis oder um selbst aktiv zu werden.

Beim Einstieg helfen interaktive Tools. Dazu gehören der "Handel-O-Mat" und der "Handabdruck-Test". Darüber hinaus gibt es zum Handabdruck "Do-It-Guides" mit praktischen Tipps.

Lehrkräfte können das Konzept des Handabdrucks im Unterricht einsetzen. Neben den Materialien von Umwelt im Unterricht gibt es umfangreiche Materialien von Germanwatch für die Bildungspraxis.