Welche Landwirtschaft brauchen wir?
Mit welchen Problemen ist die intensive Landwirtschaft verbunden? Und welche Lösungsansätze gibt es?
Die Hälfte der Fläche Deutschlands wird landwirtschaftlich genutzt. In den vergangenen 70 Jahren hat die Landwirtschaft ihre Produktion enorm gesteigert. Für diese Steigerung sorgte die Intensivierung der Landwirtschaft, vor allem durch den Einsatz von Maschinen sowie Pflanzenschutz- und Düngemitteln.
Doch mit der Intensivierung sind Belastungen für Böden, Gewässer, Luft und Klima verbunden. Zum Beispiel führt die intensive Düngung mit Stickstoff zu Nitratbelastungen des Grundwassers und die Pflanzenschutzmittel belasten die Ökosysteme.
Die intensive Landwirtschaft trägt zudem maßgeblich zum Verlust der biologischen Vielfalt sowie zum Klimawandel bei. So werden klimaschädliche Gase freigesetzt, zum Beispiel Methan bei der Tierhaltung und Lachgas beim Düngen der Böden.
Wie hat sich die Landwirtschaft weiterentwickelt?
Die Landwirtschaft spielt eine wichtige Rolle für uns Menschen: Sie sichert unsere Ernährung und damit unsere Lebensgrundlage. Dabei hat sie sich im Laufe der Zeit weiterentwickelt und ihre Produktivität enorm gesteigert. Während im Jahr 1950 zehn Menschen mit den Erzeugnissen eines Landwirts beziehungsweise einer Landwirtin versorgt werden konnten, waren es im Jahr 2019 bereits 137 Menschen.
Die Produktivitätssteigerung hat dazu beigetragen, dass die Bevölkerung stark wachsen konnte. Wir sind zuverlässig und günstig mit Lebensmitteln versorgt und die allermeisten Menschen können sich heute mit anderen Tätigkeiten beschäftigen, als mit der Erzeugung von Lebensmitteln.
Was bedeutet intensive Landwirtschaft?
Die heute übliche Wirtschaftsweise wird als intensive Landwirtschaft bezeichnet. Ihr Ziel ist es, durch den hohen Einsatz von Technik und anderen Mitteln auf begrenzter Fläche einen möglichst hohen Ertrag zu erzielen. Dafür werden zum Beispiel Maschinen, Dünge- und Pflanzenschutzmittel eingesetzt.
Die Kehrseite der intensiven Landwirtschaft sind ihre schädlichen Auswirkungen auf die Natur und das Klima, denn für die Sicherung unserer Lebensgrundlagen ist der langfristige Schutz von Böden, Wasser und Artenvielfalt von großer Bedeutung.
Mit einem geringeren Aufwand an Betriebsmitteln kommt die sogenannte extensive Bewirtschaftung aus. Sie ist das Gegenteil der intensiven Landwirtschaft. Ein Beispiel für extensive Landwirtschaft ist die Weidewirtschaft. Die menschlichen Eingriffe werden dort auf ein Minimum begrenzt – und beispielsweise nur gemäht.
Wie wirkt sich die Landwirtschaft auf die Umwelt aus?
Heute wird die Hälfte der Fläche Deutschlands von der Landwirtschaft genutzt und prägt das Landschaftsbild. Das lässt bereits vermuten, dass ihre Auswirkungen auf Umwelt, Natur und Klima von erheblicher Bedeutung sind.
So lag im Jahr 2021 der Anteil der deutschen Landwirtschaft an den gesamten Treibhausgasemissionen je nach Berechnungsmethode bei etwa sieben bis acht Prozent.
Die Landwirtschaft ist darüber hinaus eine Hauptursache für den Verlust an Biodiversität. Der Zustand der Artenvielfalt in Deutschland ist alarmierend, so das Bundesamt für Naturschutz im Artenschutz-Report (2015). Jede dritte Art in Deutschland steht auf der sogenannten Roten Liste und ist in ihrem Bestand gefährdet. Weitere Arten sind sogar schon ausgestorben.
Hinzu kommt, dass Stickstoff und Pflanzenschutzmittel aus der Landwirtschaft einen erheblichen Teil der Oberflächengewässer und des Grundwassers belasten. Wegen des hohen Nitratgehalts sind mehr als 20 Prozent der Grundwasserkörper in Deutschland in einem schlechten chemischen Zustand.
Folgen für Umwelt, Klima und Natur: Wie groß ist das Ausmaß?
Wie kommt es zu den Auswirkungen der Landwirtschaft?
Gefährdung der biologischen Vielfalt
Die Intensivlandwirtschaft verursacht eintönige Agrarlandschaften. Für wildlebende Tiere bieten diese kaum noch Nahrung oder Brut- und Rückzugsräume. Landschaftselemente wie Wiesen, Hecken, Weiher oder Ackerrandstreifen wurden häufig entfernt. Doch gerade diese Elemente sind wichtig für die biologische Vielfalt.
Zudem sind Pestizide in der konventionellen Landwirtschaft weit verbreitet. Sie gelten als eine Hauptursache für das Insektensterben. Insekten wiederum sind Nahrungsgrundlage für viele andere Tiere, zum Beispiel vieler Vögel. Geht das Nahrungsangebot zurück, hat das auch einen Rückgang der Vogelbestände zur Folge. Hinzu kommt, dass sich die chemischen Pflanzenschutzmittel im Boden anreichern und dort die Fruchtbarkeit beeinträchtigen. Daher ist wichtig, dass zum Schutz der Umwelt Leitlinien für Stoffeinträge entwickelt werden.
Belastungen durch Düngemittel
Düngemittel können sich ebenfalls schädlich auf unsere Umwelt auswirken. Wenn im Übermaß gedüngt wird, wird der Stickstoff durch die Nutzpflanzen nicht aufgenommen, sondern verbleibt in Böden und gelangt in Gewässer und die Luft. Im Boden wird Stickstoff unter anderem in Nitrat umgewandelt und kann ins Grundwasser gelangen.
Was hat die Landwirtschaft mit dem Klima zu tun?
Die jährlich ausgestoßene Menge an Treibhausgasen durch die Landwirtschaft ist beträchtlich. Sie entspricht in etwa dem Beitrag der gesamten Industrie in Deutschland. Und auch global gesehen zeigt sich: Die intensive Landwirtschaft trägt erheblich zur Klimakrise bei.
Im Jahr 2021 stammten mehr als die Hälfte der gesamten Methan-Emissionen und Dreiviertel der Lachgas-Emissionen in Deutschland aus der Landwirtschaft. Mit drastischen Folgen für das Klima. Denn Methan und Lachgas sind für das Klima um ein Vielfaches schädlicher als Kohlenstoffdioxid (CO2), das vor allem beim Transport und der Weiterverarbeitung von Lebensmitteln verursacht wird.
Methan entsteht zum Beispiel im Magen von Rindern. Fast ein Drittel des weltweit emittierten Methans stammt aus der Viehhaltung. Das Gas ist 25-mal klimaschädlicher als CO2.
Lachgas entsteht bei der Bearbeitung der Böden, bei der Verwendung von stickstoffhaltigen Düngemitteln sowie in der Massentierhaltung. Es ist rund 300-mal so klimaschädlich wie Kohlendioxid.
Wie kann die Landwirtschaft der Zukunft aussehen?
Auf verschiedenen politischen Ebenen gibt es seit Langem Bemühungen, die schädlichen Auswirkungen der Landwirtschaft zu verringern.
Dazu gehört beispielsweise der sogenannte Green Deal der Europäischen Union. Damit soll eine klimaneutrale, saubere und ressourcenschonende Wirtschaft in der EU gesichert werden.
Darüber hinaus hat die damalige Bundesregierung bereits 2007 die Nationale Strategie zur biologischen Vielfalt beschlossen, deren Maßnahmen auch Landwirtschaftsflächen betreffen.
2020 hat die "Zukunftskommission Landwirtschaft" zudem einen Bericht darüber verfasst, wie das Ernährungs- und Landwirtschaftssystem transformiert werden kann. Demnach muss eine umwelt- und klimaschonende Landwirtschaft für die Betriebe auch wirtschaftlich attraktiv sein. Dazu gehört, dass die Lebensmittelpreise die tatsächlichen Gesamtkosten der Lebensmittelproduktion abbilden müssen, zum Beispiel auch Umweltschäden. Das muss wiederum von den Verbraucher*innen akzeptiert werden.
Ökolandbau: Eine ressourcenschonende Alternative?
Eine Alternative zur sogenannten konventionellen Landwirtschaft ist der ökologische Landbau. Hierbei wird zwar nicht auf Maschinen und Düngung verzichtet, es wird jedoch besonders umweltverträglich und ressourcenschonend gearbeitet. Im ökologischen Landbau dürfen etwa keine mineralischen Düngemittel und chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel eingesetzt werden. Erlaubt sind nur sogenannte traditionelle Mittel, wie zum Beispiel Dünger aus Gülle und Stallmist oder Kupfer zur Schädlingsbekämpfung.
Damit ist der Ökolandbau eine besonders ressourcenschonende und umweltverträgliche Form der Landwirtschaft. Schon seit 2001 gibt es in Deutschland ein Bio-Siegel für Lebensmittel. Heute ist der Ökolandbau EU-weit geregelt.
Was kann ich selbst tun?
Alle Verbraucher*innen können einen Beitrag leisten, indem sie auf die Produktionsbedingungen bei Lebensmitteln achten und ihre Ernährungsweise entsprechend ausrichten.
Zum Beispiel können sie durch den Kauf von Bio-Lebensmitteln die Umweltbelastungen durch die Landwirtschaft verringern. Auch wer regionales und saisonales Obst und Gemüse isst, leistet einen Beitrag zum Klimaschutz. Dort fallen die Transportwege deutlich kürzer aus. Das spart Kohlenstoffdioxid.
Zudem sind verschiedene Lebensmittel mit unterschiedlichen Auswirkungen verbunden. Eine pflanzenbasierte Ernährung zum Beispiel schont Ressourcen und kann dazu beitragen, die eigene Klima- und Umweltbilanz beim Essen zu verbessern.