Produktsiegel: Garantiert gut?
Bio, Natur, Fairtrade – auf Verpackungen finden sich viele Siegel und Infos. Was steckt dahinter?
Die meisten Menschen in Deutschland finden, dass Umwelt- und Klimaschutz sehr wichtig sind. Viele Menschen sind sich bewusst, dass auch ihre Einkäufe damit zusammenhängen. Wer bewusst einkauft, kann Müll vermeiden und helfen, Ressourcen zu schonen. Die Wahl bestimmter Produkte kann auch dazu beitragen, die Arbeitsbedingungen in anderen Ländern zu verbessern.
Viele Angaben auf den Produkten versprechen den Verbraucherinnen und Verbrauchern, die richtige Wahl zu treffen. Dazu gehören sogenannte Labels und Siegel. Das englische Wort „Label“ beutet "Kennzeichen" oder "Etikett". Es gibt sehr viele dieser Kennzeichnungen. Dazu gehören zum Beispiel Angaben der Herstellerfirmen, wie "natürlicher Geschmack". Es gibt aber auch Kennzeichnungen, die für eine klar geregelte Qualität stehen, wie das bekannte Bio-Siegel. Aber welche Labels bieten einen Nutzen? Welche dienen dem sogenannten Greenwashing? Darunter versteht man den Versuch, einem Produkt einen "grünen Anstrich" zu geben, das eigentlich nicht besonders umweltschonend oder nachhaltig ist.
Labels und Gütesiegel als Wegweiser
Was steckt hinter den Kennzeichnungen?
Auf Produktverpackungen finden sich oft viele Informationen. Einige sind gesetzlich vorgeschrieben. Zu diesen Angaben auf der Verpackung gehören zum Beispiel Preis- und Mengenangaben sowie Inhaltsstoffe und Sicherheitshinweise.
Labels und Siegel vermitteln zusätzliche Informationen. Dabei geht es meistens um die Qualität oder die Herkunft der Produkte. Einige Labels weisen zum Beispiel darauf hin, dass ein Produkt aus einer bestimmten Region kommt.
Oder sie stehen für bestimmte Standards beim Umweltschutz, bei der Sicherheit oder bei den Arbeitsbedingungen. Dazu zählen Nachhaltigkeitslabels, bei denen neben ökologischen Gesichtspunkten auch soziale und wirtschaftliche Kriterien berücksichtigt werden. Das Fairtrade-Siegel zum Beispiel wird an Produkte vergeben, bei deren Herstellung faire Löhne gezahlt werden.
Darüber hinaus gibt es Eigenmarken und Firmenlabels. Dazu zählen zum Beispiel die Labels für die Bioprodukte der großen Supermarktketten, Gütezeichen wie das der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft e. V. (DLG) für Lebensmittel sowie Prüfzeichen wie die von TÜV und Stiftung Warentest.
Labels und Logos neu erfinden darf übrigens jede und jeder. Nur bei bestimmten Begriffen gibt es laut Gesetz Einschränkungen. Zum Beispiel dürfen die Worte "bio" oder "öko" nicht einfach benutzt werden.
Wege aus dem Siegel-Dschungel
In den vergangenen Jahren sind zahlreiche neue Nachhaltigkeitslabels und -logos entstanden. Mittlerweile gibt es unüberschaubar viele. Die folgenden Internetseiten erleichtern den Durchblick. Zu allen Angeboten sind auch Apps verfügbar!
Siegelklarheit (Anbieter: Bundesregierung)
Label-online (Anbieter: Die Verbraucher Initiative e.V.)
NABU Siegel-Check (Anbieter: Naturschutzbund Deutschland e.V.)
Greenwashing mit Ökolabels?
Verbraucherschutz- oder Umweltorganisationen kritisieren immer wieder Fälle von "Greenwashing" mithilfe von Labels (wörtlich übersetzt: "Grünwaschen"). Unternehmen machen sich mit einem Ökosiegel umweltbewusster als sie wirklich sind. Der Grund ist, dass bei den Verbraucherinnen und Verbrauchern das Bewusstsein für nachhaltiges Leben stark gewachsen ist.
Greenwashing bedeutet, dass gezielt irreführende Informationen verbreitet werden. Damit ist nicht unbedingt die Unwahrheit gemeint. Oft sind die "grünen Behauptungen" sogar wahr, doch sie beziehen sich auf Nebensachen, während das Kerngeschäft des Unternehmens nicht umweltfreundlich ist. Mit anderen Worten: Die Unternehmen lenken ab von anderen Problemen, die ihre Produkte verursachen.
Oder auf Verpackungen wird mit Umwelteigenschaften geworben, die längst gesetzlich geregelt sind. Zum Beispiel findet sich auf manchen Deo-Sprühdosen die Angabe "FCKW-frei", als wäre dies eine herausragende Eigenschaft. Dabei sind FCKW (Fluorchlorkohlenwasserstoffe) in Spraydosen seit mehr als 20 Jahren verboten.
Was ist erlaubt?
Was ist in der Werbung erlaubt, was nicht? Die rechtlichen Regelungen über Umweltaussagen in der Werbung erklärt eine Broschüre, die das Bundesumweltministerium gemeinsam mit dem Bundesverband der Deutschen Industrie und dem Umweltbundesamt veröffentlicht hat. Broschüre herunterladen
Labels allein genügen nicht
Es gibt kein einzelnes Label, das ausreicht, um rundum nachhaltig einkaufen zu können und zu leben. Vielmehr gibt es verschiedene Labels für verschiedene Bereiche. Bei manchen steht der Umweltschutz im Vordergrund, bei anderen sind es die Arbeitsbedingungen bei der Herstellung. Manche Labels gibt es nur für Lebensmittel, manche nur für Textilien.
Wer beim Einkauf auf Nachhaltigkeit achten möchte, sollte sich also informieren (siehe Kasten: Wege aus dem Siegel-Dschungel).
Mitdenken für mehr Nachhaltigkeit
Ein Produkt mit Siegel zu kaufen, ist nicht automatisch zu hundert Prozent nachhaltig. Fachleute raten dazu, selbst auf weitere Kriterien zu achten. Zum Beispiel ist saisonal geerntetes Gemüse und Obst aus der Region fast immer klimafreundlich. Wer jedoch mit dem Auto zum Supermarkt fährt, macht diesen Vorteil allerdings schnell wieder zunichte.
Kaufen, teilen – oder verzichten?
Darüber, wie man nachhaltig leben kann, wird viel diskutiert. Oft heißt es dabei, dass der Kauf bestimmter Produkte einen Beitrag für einen schonenderen Umgang mit der Umwelt leisten kann, diese Entscheidung allein aber nicht ausreicht. Vielmehr geht es darum, einen insgesamt nachhaltigen Lebensstil zu führen.
Beim Umgang mit Ökoprodukten gibt es sogar Trends, die der Umwelt schaden. So gelten Ökoprodukte bei manchen jungen Menschen, die über ausreichend Geld verfügen, als "hip". Diese Gruppen achten zwar auf nachhaltige Produkte, kaufen dafür aber vergleichsweise viel und machen besonders viele Fernreisen.
Es gibt aber auch Unternehmen, deren Angebote dazu beitragen sollen, den Konsum zu verringern. Ein bekanntes Beispiel ist das Carsharing. Dabei geht es darum, Autos zu "teilen" und nur zu nutzen, wenn man sie braucht. Selbst ein Auto zu besitzen, ist nicht so wichtig. Auf diese Weise lassen sich die damit verbundenen Umweltbelastungen verringern. Das Prinzip des Teilens lässt sich auch auf andere Dinge übertragen.
Spenden statt Dinge
Zu Weihnachten oder an Geburtstagen zerbrechen sich viele Menschen den Kopf darüber, was man sich gegenseitig schenken könnte. Manchmal werden dann Dinge gekauft, die unnötig aufwändig oder überflüssig sind. Wer auf Geschenke verzichten mag, kann stattdessen eine Spendenaktion starten. Beispielsweise für den Schutz von bestimmten Naturgebieten wie dem Regenwald. Auch Hilfsorganisationen bieten Spenden mit nachhaltiger Wirkung an. Viele Organisationen stellen für die Spende eine Geschenkeurkunde aus. Übrigens gibt es auch für Spenden ein Siegel: Das DZI-Spendensiegel steht dafür, dass die Empfänger-Organisation verantwortungsvoll mit den Spenden umgeht.