Künstliches Licht: nützlich und schädlich zugleich?

22.02.2022

Ein Leben ohne elektrisches Licht ist kaum vorstellbar. Doch wann kann künstliches Licht zum Problem werden?

Moderne Industriegesellschaften sind geprägt durch elektrisches Licht. Es ist in vielen Lebensbereichen unverzichtbar. Licht sorgt unter anderem für mehr Sicherheit auf den Straßen, es macht die Wohnung behaglich und kann bestimmte Dinge hervorheben und „in Szene“ setzen. . Doch künstliche Beleuchtung kann auch unerwünschte Nebenwirkungen haben. Sie kann der Gesundheit schaden und ganze Ökosysteme aus dem Gleichgewicht bringen. Der Schutz der Nacht und der Nachtlandschaften ist daher von besonderer Bedeutung.

Tatsächlich ist weltweit eine Zunahme des künstlichen Lichts messbar. Vielerorts sind nachts Straßen, öffentliche Gebäude, Parks und sogar Wohnhäuser und Gärten von zahllosen Lampen beleuchtet. In manchen Städten kann man bereits keinen Sternenhimmel mehr sehen. Das sorgt immer wieder für Diskussionen. Doch nicht nur das Licht im Außenbereich,

auch das Licht von Laptops, Tablets und Smartphones ist in die Diskussion geraten.

Definition

Was ist Lichtverschmutzung?

Wenn künstliche Lichtquellen den Nachthimmel stark aufhellen und in die Atmosphäre streuen, spricht man von Lichtverschmutzung. Eine andere Bezeichnung lautet Lichtsmog. Dadurch kann man zum Beispiel nachts viel weniger Sterne am Himmel sehen als in Gebieten, in denen keine künstlichen Lichtquellen die Beobachtung des Nachthimmels stören. Lichtverschmutzung ist eine Art der Umweltverschmutzung.

Warum ist Lichtverschmutzung ein Problem?

Sowohl in Deutschland als auch weltweit werden immer mehr Flächen beleuchtet, und auch die Intensität der Beleuchtung nimmt zu. Es gibt in Deutschland kein Gebiet mehr, das nicht von künstlichem Licht beeinflusst ist.

Vor allem in den Städten ballt sich künstliches Außenlicht: Es stammt zum Beispiel von Straßenbeleuchtung und Fahrzeugen, von Geschäften und Werbeanzeigen, von Flughäfen und Bahnhöfen, angeleuchteten Gebäuden oder Sportveranstaltungen und Festen, aber auch von Fenstern in Büro- und Wohnhäusern.

Das Problem dabei besteht darin, dass zu viel und zu starkes künstliches Licht die Lebensbedingungen zahlreicher Pflanzen und Tiere und mitunter ganze Ökosysteme verändert.

Künstliche Beleuchtung spielt zum Beispiel beim sogenannten Insektensterben eine Rolle. Darunter versteht man den starken Rückgang vieler Insektenarten in den letzten Jahrzehnten. Da viele Insekten nachtaktiv sind, wird durch die Beleuchtung in den Städten ihr Tag-Nacht-Rhythmus sowie ihr Jagd- und Fortpflanzungsverhalten gestört.

Auch für den Menschen hat zu viel künstliches Licht negative Auswirkungen. Wenn es beispielsweise nachts zu hell ist, kann das zu Schlafproblemen führen. Das wiederum kann sich auf die Gesundheit auswirken. Zwar schließt die von Fachleuten genutzte Definition von "Lichtverschmutzung" das Licht in Innenräumen wie Wohnungen und Büros nicht ein. Dennoch kann sich dieses Licht aber negativ auf unser Wohlbefinden auswirken.

Video

Die Erde bei Nacht

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Natürliches Licht

Licht ist Lebensgrundlage und Taktgeber

Natürliches Licht ist eine zentrale Grundlage des Lebens auf der Erde. Das Licht der Sonne versorgt Lebewesen mit Energie. Für Pflanzen ist Licht eine Nahrungsquelle, sie benötigen es neben CO2 und dem pflanzeneigenen grünen Farbstoff Chlorophyll für die Photosynthese. Vom Wachstum der Pflanzen wiederum sind Menschen und Tiere abhängig, denn Pflanzen dienen als Nahrung und produzieren Sauerstoff.

Zahlreiche Lebewesen haben sich im Laufe der Evolution an unterschiedliche Beleuchtungssituationen angepasst und eine sogenannte innere Uhr entwickelt. Das heißt, dass wichtige Körperprozesse automatisch diesem Rhythmus folgen. Die Anpassung hat unterschiedliche Lebensweisen hervorgebracht. So kann man zwischen dämmerungs-, nacht- und tagaktiven Lebewesen unterscheiden. 

Der Mensch zum Beispiel ist tagaktiv, wie viele andere Säugetiere. Das Licht ist der stärkste Taktgeber für seinen Tagesrhythmus. Um sich in seinem Lebensraum zurecht zu finden, benötigt der Mensch natürliches Licht. Das kann zum Beispiel das Licht der Sonne, des Mondes oder der Sterne sein. Auch die geistige Leistungsfähigkeit folgt dem Tag-Nacht-Rhythmus.

Bestimmte Tierarten wie beispielsweise Wildkatzen oder Fledermäuse sind hingegen dämmerungs- und nachtaktiv und haben daher entsprechende Fähigkeiten entwickelt. So verfügen Wildkatzen über lichtempfindliche Augen, deren Pupillen sich in der Dämmerung weiten, um das Restlicht einzufangen. Fledermäuse hingegen orientieren sich in der Dunkelheit mithilfe von Ultraschall.

Natürliches Licht ist auf verschiedene Weise auch für die Gesundheit des Menschen wichtig. So regt das Sonnenlicht die Bildung des körpereigenen Vitamins D an. Auch die Psyche kann darunter leiden, wenn Menschen nicht regelmäßig ausreichend Sonnenlicht ausgesetzt sind.

Nutzen oder Schaden

Wie viel Licht braucht der Mensch?

Es ist nicht immer einfach, die positiven und negativen Auswirkungen einer konkreten Beleuchtung zu bewerten und abzuwägen. Das zeigt das Beispiel der Straßenbeleuchtung. Sie hat einen für Menschen wichtigen Zweck: Sie soll mehr Sicherheit bieten. Gleichzeitig trägt sie erheblich zur Lichtverschmutzung bei.

Ein näherer Blick verkompliziert die Gegenüberstellung: Studien zur Straßenbeleuchtung haben gezeigt, dass mehr Licht nicht automatisch mehr Sicherheit bedeutet. Es ist umstritten, ob Beleuchtung Kriminalität verringert. Und im Straßenverkehr können Verkehrsteilnehmende durch zu grelles Licht geblendet werden und Unfälle verursachen. Die Straßenbeleuchtung komplett auszuschalten, erscheint dennoch als keine geeignete Lösung.

Ein weiterer Aspekt ist der Energiebedarf für Beleuchtung. Lampen und Bildschirme brauchen Strom. Wird dieser mit fossilen Energien erzeugt, belastet dies das Klima. Zwar verbrauchen die heute üblichen LEDs wesentlich weniger Strom als die Glühlampen von früher. Doch die Einsparungen sind geringer als erhofft. Ein Grund sind sogenannte Rebound-Effekte. Das heißt: Die Beleuchtung ist zwar effizienter, aber es wird mehr beleuchtet als zuvor.

Lösungsansätze

Wie kann Lichtverschmutzung verringert werden?

Die Lichtverschmutzung zu verringern, bedeutet nicht unbedingt, auf Beleuchtung zu verzichten. Stattdessen gilt eher der Leitsatz: So viel wie nötig und so wenig wie möglich. Dadurch können nicht nur nachteilige Auswirkungen verringert, sondern gleichzeitig Energie und Kosten eingespart werden.

Manche Verbesserungen sind ohne großen Verzicht erreichbar. Öffentliche Gebäude werden oft ungenau und zu stark angestrahlt: Ein Teil des Lichts geht buchstäblich "daneben". Leuchten können oft zielgenauer ausgerichtet werden. Lampen an Gebäuden sollten zum Beispiel möglichst nach unten strahlen und nach oben abgeschirmt sein. Zudem sollten sie nicht unnötig weit oben hängen. Insbesondere die Lichtabstrahlung nach oben gilt als Hauptgrund für die Lichtverschmutzung.

Auch die Helligkeit kann in vielen Fällen verringert werden. Das hat zusätzlich den Vorteil, dass damit der Energieverbrauch der Beleuchtung gesenkt wird. Ebenso können Funktionen zum automatischen Ein- und Ausschalten beziehungsweise Dimmen oder Bewegungsmelder hilfreich sein. Dadurch wird die Beleuchtung nur dann eingeschaltet, wenn sie auch wirklich benötigt wird. 

Initiativen zum Schutz der Nacht

Es gibt verschiedene gesetzliche Regelungen und Programme, um der Lichtverschmutzung entgegenzuwirken.

Beispielsweise wurde im Juni 2021 von der Bundesregierung ein Gesetz zum Schutz von Insekten beschlossen, welches auch Maßnahmen umfasst, der Lichtverschmutzung als Gefahr für nachtaktive Insekten entgegenzuwirken: In Naturschutzgebieten und Nationalparken wird die Neuerrichtung bestimmter Beleuchtungen grundsätzlich verboten. Zudem wurde die Möglichkeit geschaffen, den Betrieb von Himmelsstrahlern ("Skybeamer") aufgrund ihrer negativen Auswirkungen auf die Tierwelt stark einzuschränken. Außerdem wurden zum Tierschutz Grenzwerte für Lichtemissionen festgelegt, die bestimmte Beleuchtungen nicht überschreiten dürfen.

Darüber hinaus befasst sich das Bundesprogramm "Biologische Vielfalt" des Bundesumweltministeriums unter anderem auch mit dem  Thema Straßenbeleuchtung. Unter dem Motto „Artenschutz durch umweltfreundliche Beleuchtung“ sollen neue Beleuchtungslösungen entwickelt werden, die die Abstrahlung des Lichts minimieren und so nachtaktive Tiere wie Insekten geschützt werden.

Eine Reihe von Initiativen, Verbänden und Organisationen bemüht sich ebenfalls darum, das Bewusstsein für Lichtverschmutzung zu steigern. Dazu zählen die Initiative "Paten der Nacht", die Organisation "International Dark-Sky Organisation" oder die Kampagne "Globe at Night", die Lichtmessungen und Himmelsbeobachtungen von Freiwilligen sammelt und auswertet.

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