Klimaschutz aus Tradition?

02.12.2020

Der Klimawandel gefährdet die Lebensweise von Völkern, die in einem engen Verhältnis mit der Natur leben.

Weltweit leben rund 370 Millionen Menschen, die als Angehörige indigener Völker gelten. Zum Beispiel die Lakota in den USA, die Maya in Guatemala, die Saami in Nordeuropa, die San im südlichen Afrika, die Aborigines in Australien und die Maori in Neuseeland.

Die Folgen des Klimawandels bringen viele von ihnen in eine schwierige Situation. Denn sie leben in einem engen Verhältnis zur Natur in ihren Siedlungsgebieten. Die Veränderungen können ihre Lebensgrundlage bedrohen. Zum Beispiel, wenn Nomaden durch die Ausbreitung von Wüsten keine Nahrung für ihre Herden mehr finden. Dabei haben indigene Völker selbst kaum zum Klimawandel beigetragen, weil sie oft nach alten Traditionen leben.

Das ist gleichzeitig eine Chance. Denn ihr traditionelles Wissen kann beim Klimaschutz und bei der Anpassung an den Klimawandel helfen.

Mehr über den Klimawandel

Alle Basics im Artikel Klimawandel: Was wir wissen

Was bedeutet "indigene Völker"?

Als indigene Völker werden – kurz gesagt – Bevölkerungsgruppen bezeichnet, die seit langer Zeit im selben Naturraum leben und eine traditionelle Lebensweise beibehalten haben. Meist ist sie eng an die natürliche Umwelt angepasst. Früher wurden indigene Völker oft "Ureinwohner" oder "Naturvölker" genannt. 

Die Vereinten Nationen betonen, dass indigene Völker kulturell sehr vielfältig sind. Sie verwenden keine offizielle Definition, um zu entscheiden, welche Gruppen als "indigene Völker" gelten. Sondern entscheidend sind das Selbstverständnis und die Identität der Gruppen, so die Vereinten Nationen. 

Indigene sind Nachkommen von Völkern, die den jeweiligen Naturraum ursprünglich bewohnten, bevor Menschen anderer Kulturen einwanderten. Die Indigenen wurden zur Minderheit, während die anderen Gruppen sich meist zur vorherrschenden Bevölkerung entwickelten. 

Die Vielfalt indigener Völker

Es gibt mehr als 5.000 indigene Bevölkerungsgruppen in über 90 Ländern. Ihre Kulturen sind ungeheuer vielfältig. Zwar haben sie einen Anteil von nur 5 Prozent an der Weltbevölkerung. Doch sie sprechen 4.000 der weltweit 7.000 Sprachen.

Warum werden sie als "Wächter" der Biodiversität bezeichnet?

In den Gebieten, in denen indigene Völker traditionell leben, kommt ein Großteil der auf der Erde lebenden Tier- und Pflanzenarten vor. Es sind insgesamt circa 80 Prozent der weltweiten Biodiversität. Daher werden indigene Völker manchmal als "Wächter" der Biodiversität bezeichnet. 

Sie haben ein spezielles Verhältnis zu ihren traditionellen Gebieten. Die Beziehung ist wechselseitig. Einerseits hängt das Überleben der Menschen von ihrer natürlichen Umgebung ab. Andererseits haben sich indigene Gruppen über viele Jahrhunderte Wissen über die Natur in ihren Jagd- und Siedlungsgebieten angeeignet.

Indigene Völker müssen das Land und die natürlichen Ressourcen schonend nutzen und erhalten, um ihre Lebensgrundlagen zu sichern. Sie verfügen oft über ein einzigartiges Wissen über die Natur. Dieses Wissen ist die Basis dafür, diese natürlichen Ressourcen nachhaltig zu nutzen.

Warum werden indigene Völker häufig benachteiligt?

Weltweit sind indigene Völker mit ähnlichen Problemen konfrontiert. Sie gehören zu den am stärksten benachteiligten und gefährdeten Gruppen, so die Vereinten Nationen. Vielerorts werden ihre Rechte verletzt. Obwohl sie nur 5 Prozent der Weltbevölkerung ausmachen, haben Indigene einen Anteil von 15 Prozent an den Menschen, die weltweit als arm gelten. 

In vielen Ländern werden sie diskriminiert und aus ihren angestammten Gebieten vertrieben. Vielerorts werden sie Opfer von Gewalt und anderen Rechtsverletzungen. Oft kommt es auch zu Konflikten, weil andere ihre Gebiete nutzen – zum Beispiel Bergbauunternehmen. Auch Landwirtschaft oder große Bauprojekte in den traditionellen Gebieten lösen häufig Auseinandersetzungen aus.

Wie kann uns traditionelles Wissen indigener Völker helfen?

Das traditionelle Wissen indigener Völker könnte noch stärker genutzt werden, um Umwelt und Klima zu schützen. Dieses überlieferte Wissen und moderne wissenschaftliche Erkenntnisse sollten sich dabei ergänzen.

Erfindungen indigener Völker

Schon vor vielen hundert Jahren haben Menschen in den trockenen Bergregionen Südamerikas Möglichkeiten entwickelt, das Regenwasser zu nutzen. Dazu gehören Auffang- und Speichersysteme. Dort, wo es durch den Klimawandel zukünftig trockener wird, könnte dieses Wissen außerordentlich nützlich sein. Auch afrikanische Völker mussten lernen, mit Umweltveränderungen und einem extremen Klima zu leben. In verschiedenen Regionen entwickelten sie zum Beispiel Methoden, die Fruchtbarkeit des Bodens zu erhalten. 

Was wird bereits unternommen?

Indigene Völker werden in vielen Bereichen heute weit stärker berücksichtigt als noch vor wenigen Jahrzehnten. Im Jahr 2007 haben die Vereinten Nationen die Erklärung über die Rechte der indigenen Völker verabschiedet. Es ist zwar eine Absichtserklärung und damit nicht verbindlich. Aber sie ist ein wichtiges Signal. Darin wird erklärt, dass indigene Völker selbstverständlich die gleichen Rechte genießen wie andere. Sie sollen vor Diskriminierung geschützt werden und haben das Recht auf Selbstbestimmung. Dazu gehört, ihre Kultur zu bewahren. 

Anerkennung für indigenes Wissen

Im internationalen Übereinkommen zur Biologischen Vielfalt (CBD) von 1992 werden das traditionelle Wissen sowie Erfindungen indigener Völker unter Schutz gestellt, die für den Erhalt der biologischen Vielfalt bedeutsam sind. Auch in den Nachhaltigkeitszielen (Sustainable Development Goals) der Vereinten Nationen spielen indigene Völker eine Rolle. 

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