Insekten in Gefahr
Die Zahl der Insekten ist stark zurückgegangen. Doch sie sind unentbehrlich für Ökosysteme – und für viele Nutzpflanzen.
Die Zahl der Insekten ist in den vergangenen Jahren stark zurückgegangen. Das zeigen verschiedene Untersuchungen.
Auch wenn manche Insekten nerven, wenn sie beim Frühstück auf dem Marmeladenbrot landen oder ihr Summen uns den Schlaf raubt: Bienen, Schmetterlinge, Käfer und Co sind für uns und die Ökosysteme unentbehrlich. Fachleute warnen, dass ihr Rückgang ganze Nahrungsketten in Gefahr bringt. Denn Insekten dienen vielen Tieren wie Vögeln, Fröschen oder Fledermäusen als Nahrung. Deren Leben ist in Gefahr, wenn sie nicht mehr genug zu fressen finden.
Außerdem sind Insekten für die Ernährung der Menschen wichtig. Ohne Insekten würden große Ernteausfälle drohen, vor allem bei Obst und Gemüse. Aber auch beim Raps, bei Sonnenblumen oder Ackerbohnen. Drei Viertel der weltweit wichtigsten Nutzpflanzen sind – wenn auch unterschiedlich stark – von ihrer Bestäubung abhängig, so der Weltbiodiversitätsrat. Und für die Bestäubung sorgen Insekten.
Bild ©: Foto: ROverhate, Pixabay.com, Pixabay-Lizenz, zugeschnitten von BMU -Nutzungsbedingungen
"Krefelder Studie": Das Insektensterben macht Schlagzeilen
2017 sorgte die "Krefelder Studie" für Aufsehen: Ein Forscherteam hatte herausgefunden, dass in manchen Teilen Deutschlands mehr als 75 Prozent der Gesamtmasse an Fluginsekten verschwunden war. Dafür nutzten sie Daten des Vereins für Insektenkunde Krefeld. Der Verein hatte zwischen 1989 und 2016 an über 60 Standorten in Deutschland die Bestände geflügelter Insekten untersucht. Dafür wurden Fallen aufgestellt. So wurde festgestellt, dass nicht nur die Anzahl der Insekten dramatisch abnimmt, sondern auch die Artenvielfalt massiv gefährdet ist. Mit der "Krefelder Studie" wurde das Thema Insektensterben einer breiteren Öffentlichkeit bekannt.
So vielfältig sind Insekten
Warum sind Insekten bedroht?
Die Ursachen für den Insektenschwund sind vielfältig und noch nicht vollständig geklärt. Fachleute gehen davon aus, dass die Intensivierung der Landwirtschaft eine Hauptrolle spielt. Der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln in der industriellen Landwirtschaft gefährdet die Insekten. Viele Pestizide dezimieren nicht nur Schädlinge, sondern auch viele andere Insekten und deren Lebensräume.
Viel diskutiert wurde und wird auch der Einsatz von Insektenbekämpfungsmitteln, oft auch Insektizide genannt. Dazu zählen unter anderem Stoffe, die als Neonikotinoide bezeichnet werden. Diese Wirkstoffe wurden in den 1990er Jahren in der Landwirtschaft zugelassen, um Schädlinge zu bekämpfen. So werden Insekten bezeichnet, die den Nutzpflanzen oder deren Früchten Schaden zufügen können. Doch Insektizide haben auch einen Anteil am Insektensterben. 2018 verbot die Europäische Union den Einsatz von drei verschiedenen Insektenbekämpfungsmitteln im Freiland, die zur Wirkstoffgruppe der Neonikotinoide gehören.
Über 33.000 Arten allein in Deutschland
Insekten sind die artenreichste Gruppe aller Lebewesen, sie stellen gut 70 Prozent der Tierarten weltweit. Dieses Verhältnis gilt auch für Deutschland: Hier sind etwa 48.000 Tierarten nachgewiesen, davon über 33.000 Insektenarten. Man findet sie in fast jedem Lebensraum. Insekten zeichnet ein dreiteiliger Körperbau aus. Sie haben sechs Beine: an jeder Körperseite drei. Viele Insekten haben Flügel am Brustteil. Und sie durchlaufen verschiedene Entwicklungsstufen: vom Ei über die Larve zum Insekt.
Lebensräume gehen verloren
Auch die schwindende Vielfalt auf den Feldern ist problematisch. Auf immer größeren Feldern finden Insekten keine Nahrung mehr. Durch das Verschwinden von Hecken, Feldrainen und blütenreichen Böschungen gehen Lebensräume verloren. Monokulturen verringern das Nahrungsangebot. Monokultur bedeutet, dass in einem bestimmten Gebiet nur eine einzige Pflanzenart angebaut wird.
Aber auch neue Industriegebiete und Wohnsiedlungen lassen die Lebensräume der Insekten schrumpfen. Mit der zunehmenden Besiedelung hängt auch die Lichtverschmutzung zusammen. Viele Insekten sind nachtaktiv. Durch die Beleuchtung in den Städten wird ihr Tag-Nacht-Rhythmus sowie ihr Jagd- und Fortpflanzungsverhalten gestört.
Insekten auf der "Roten Liste"
Die sogenannten Roten Listen informieren darüber, welche Arten gefährdet sind. Diese umfangreiche Sammlung bringt das Bundesamt für Naturschutz seit über 40 Jahren heraus. Die Listen zeigen, dass bundesweit fast jede zweite erfasste Insektenart zurückgeht. 42 Prozent der erfassten Arten gelten als bestandsgefährdet, extrem selten oder bereits ausgestorben.
Wie können Insekten geschützt werden?
Das Insektensterben sowie der Schutz der Tiere werden mittlerweile in der breiten Öffentlichkeit aufmerksam verfolgt und diskutiert.
Es gibt bereits verschiedene Ansätze, um Insekten zu schützen. In Städten und Gemeinden werden zum Beispiel Blühwiesen angelegt oder Nisthilfen für Wildbienen und andere Insekten installiert. Auch Schülerinnen und Schüler engagieren sich. Die Politik reagiert entschlossen.
Das Aktionsprogramm Insektenschutz
2019 hat die Bundesregierung das "Aktionsprogramm Insektenschutz" verabschiedet. Zu den zentralen Maßnahmen gehört zum Beispiel, dass Lebensräume von Insekten gesetzlich geschützt werden. Dazu zählen Streuobstwiesen und artenreiches Grünland.
Auch Insektenlebensräume wie Randstreifen von Wegen oder Hecken am Wegesrand sollen geschützt und wiederhergestellt werden. Überdies sollen deutlich weniger Pestizide und andere Schadstoffe in Lebensräumen von Insekten eingesetzt werden. Und insektenschädliche Beleuchtungen sollen eingeschränkt werden.
Was kann ich selbst tun?
Jede und jeder Einzelne kann dabei helfen, mehr Lebensräume und ein besseres Nahrungsangebot für Insekten zu schaffen. Beim Einkauf und beim Gärtnern im Garten oder auf dem Balkon gibt es zahlreiche Möglichkeiten Insekten zu schützen.
Bio-Lebensmitteln kaufen
Diese Lebensmittel werden auf dem Acker nicht mit synthetisch hergestellten Pflanzenschutzmitteln und Mineraldünger behandelt.
Naturnah Gärtnern
Im eigenen Garten oder auf dem Balkon sollte man auf künstliche Pflanzenschutzmittel und Dünger verzichten. Es gibt natürliche Alternativen wie Schachtelhalmsud oder Brennnesseljauche.
Nisthilfen für Insekten aufstellen
Weil es für Insekten zunehmend schwieriger wird, natürliche Unterschlupf- und Nistmöglichkeiten zu finden, sind Nisthilfen für Insekten im Garten und auf dem Balkon eine gute Idee. (Umgangssprachlich werden sie oft "Insektenhotels" genannt.)
Insektenverträgliche Beleuchtung
UV-, blaues und weißes LED-Licht lockt die meisten Insekten an. Je mehr Rotanteile im Licht enthalten sind, desto weniger Insekten werden angezogen. Beim Kauf von Lampen für den Außenbereich sollte deshalb darauf geachtet werden, dass möglichst wenig Blauanteile im Licht enthalten sind.
Warum sind naturnahe Gärten wichtig?
Gärten können wildlebenden Tieren und Pflanzen als Lebensraum dienen – wenn sie richtig gestaltet werden. Mehr