Handys, Internet und die Umwelt
Unser digitales Leben braucht immer mehr Energie und Rohstoffe. Aber es bringt auch Chancen für Umwelt und Klima.
Ein Leben ohne Smartphone? Das klingt kaum vorstellbar. Dabei gibt es die Geräte noch nicht lange. Das erste iPhone kam erst 2007 auf den Markt. Es gilt als Vorbild für die Handys von heute.
Handys sind ein Beispiel dafür, wie wichtig heute das Internet ist. Es gibt zahllose Möglichkeiten, digitale Informationen über das Netz auszutauschen. Ohne diese Technologie sähe unser Alltag anders aus. Nicht nur zuhause. Die meisten Unternehmen könnten ohne Büro-PCs oder Cloud-Rechenzentren nicht arbeiten.
Und es kommen ständig neue Anwendungen und Geräte dazu, zum Beispiel Sprachassistenten und Virtual Reality. Das wird unseren Alltag und die Wirtschaft noch mehr verändern. Zusammengefasst wird diese Entwicklung oft "Digitalisierung" genannt.
Für die Umwelt führt das zu Problemen. Denn die Digitalisierung verschlingt große Mengen Energie und Rohstoffe. Durch den Stromverbrauch gelangen Treibhausgase in die Atmosphäre.
Es gibt aber auch Chancen für die Umwelt. Mit digitaler Technik lassen sich zum Beispiel auch Treibhausgase einsparen. Wie können wir die Chancen nutzen? Und wie kann gleichzeitig die Umweltbelastung verringert werden?
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Wie das Leben eines Handys mit der Umwelt zusammenhängt
Das Internet wächst und wächst
Die Auswirkungen sind groß. Denn es geht schon jetzt um sehr viel Technik, viel Energie und viele Rohrstoffe. Und es kommt immer mehr hinzu. Das Internet wächst sehr, sehr schnell. Der Datenverkehr vervielfacht sich innerhalb von wenigen Jahren. Fachleute erwarten, dass es in Zukunft so weitergeht.
Allein bei den Handys geht es um sehr große Zahlen. Mehr als drei Viertel aller Menschen in Deutschland benutzen ein Smartphone. Das sind 53 Millionen Menschen (Stand 2020). Zurzeit kommen pro Jahr allein in Deutschland weit über 20 Millionen Geräte hinzu.
Außer Handys gibt es zahllose weitere internetfähige Geräte. Zum Beispiel Laptops, PCs, Spielekonsolen, Smartwatches, Sprachassistenten und internetfähige Fernseher (Smart TV). In Unternehmen sind Maschinen, Messgeräte und Sensoren ans Internet angeschlossen. Um alles miteinander zu verbinden wird außerdem Netzwerk-Technik gebraucht wie WLAN-Router und Server-Computer.
Laut einer Schätzung könnte es schon im Jahr 2021 in Deutschland 760 Millionen Geräte geben, die ans Internet angeschlossen sind.
Mobiler Datenverkehr steigt rasant
Immer mehr Daten, immer mehr Leistung
Endgeräte wie Computer, Laptops, Tablets und Smartphones brauchen Strom, das ist klar. Der Energieverbrauch solcher Geräte hat aber in den vergangenen Jahren abgenommen.
Was vielen Menschen nicht bewusst ist, sind die Rechenzentren, die für viele Internet-Anwendungen gebraucht werden. Rechenzentren verbrauchen insgesamt deutlich mehr Energie als alle Computer, Notebooks und Smartphones in Deutschland zusammen.
In den vergangenen Jahren sind immer größere Rechenzentren entstanden, die immer mehr Energie brauchen.
Das liegt daran, dass wir für einige Anwendungen mehr Leistung brauchen. Zum Beispiel für Verschlüsselungsverfahren. Auch die Gewinnung von und das Bezahlen mit Bitcoins gehört dazu.
Außerdem bewegen wir immer mehr Daten. Zum Beispiel beim Videostreaming. Es hat einen Anteil von fast 80 Prozent am Datenverkehr.
Es werden auch immer mehr sogenannte Cloud-Dienste genutzt. Dabei geht es darum, dass Software und Daten auf Computern in Rechenzentren gespeichert werden statt auf dem eigenen PC oder Smartphone. Nicht nur Unternehmen speichern ihre Daten "in der Cloud". Auch private Nutzerinnen und Nutzer machen das. So können sie zum Beispiel ihre Musiksammlung, Videos oder Fotos mit verschiedenen Geräten sowie unterwegs über das Internet abrufen.
Was haben meine Apps mit dem Klima zu tun?
Bei jeder Google-Suchanfrage, jedem Posting bei Instagram und bei zahllosen Funktionen von Apps werden Rechenzentren gebraucht. Dort machen Server-Computer die eigentliche Arbeit. Zum Beispiel bei einer Internet-Suche. Die auf dem Handy eingegebenen Suchbegriffe werden an ein Rechenzentrum geschickt. Dort werden sie in einer gigantischen Datenbank gesucht. Das Ergebnis wird zurück an das Handy geschickt. Um die riesigen Datenbanken zu verwalten und um in kürzester Zeit Ergebnisse auszugeben, sind enorm leistungsfähige Rechenzentren nötig. Dort wird Strom gebraucht, um die Server zu betreiben und um sie zu kühlen. Je nachdem, wie der Strom erzeugt wird, führt das zum Ausstoß von Treibhausgasen.
Chancen für die Umwelt
Die Digitalisierung benötigt einerseits Energie und Rohstoffe. Andererseits bietet sie viele Möglichkeiten, Energie und Rohstoffe zu sparen. Außerdem kann man sie für den Umwelt- und Naturschutz einsetzen.
Technologie für Umwelt- und Klimaschutz
- Industrieproduktion: Energie und Material sparen ("smarte" Produktion).
- Nutzung von erneuerbaren Energien ermöglichen ("intelligente Stromnetze").
- Sparen beim Heizen und Stromverbrauch zuhause.
- Gebrauchsgüter effizient nutzen. Zum Beispiel beim Carsharing bekannt: Viele Menschen "teilen" sich ein Auto. Das spart Energie und Rohstoffe.
- Verkehr: Bei Transporten und Lieferungen Energie sparen und den Ausstoß von Schadstoffen und Treibhausgasen verringern.
- Recycling: Produkte, Einzelteile und Materialien kennzeichnen und managen. Das erleichtert die Wiederverwendung und Verwertung.
- Landwirtschaft: Dünger und Pflanzenschutzmittel sparen. Das trägt zum Erhalt der biologischen Vielfalt bei und zum Schutz des Grundwassers.
Sind Digitalisierung und Umweltschutz vereinbar?
Ob die Digitalisierung der Umwelt insgesamt eher schadet oder ob die Vorteile größer sind, ist noch nicht entschieden.
Um Schaden zu vermeiden, darf der steigende Bedarf an Technik und Leistung nicht mehr zu einem steigenden Verbrauch von Rohstoffen und Energie führen. Bisher hängt beides eng zusammen.
Die IT-Unternehmen können viel tun, um die Umwelt künftig zu schonen. Dazu gehört unter anderem, energiesparende Rechenzentren zu bauen, Strom aus erneuerbaren Energien zu nutzen sowie Produkte zu entwickeln, die repariert und recycelt werden können.
Die Politik kann Anreize schaffen für einen sparsamen Umgang mit Rohstoffen und Energie.
Was kann ich selbst tun?
- Kluger Umgang mit dem Handy, Laptop & Co. Zum Beispiel: Welche Aktivitäten können auch ohne das Smartphone stattfinden?
- Geräte möglichst lange nutzen, nicht unnötig oft neue Geräte kaufen und möglichst aufrüsten statt durch neue ersetzen.
- Beim Kauf auf energieeffiziente Geräte achten sowie darauf, dass sie repariert und aufgerüstet werden können.
- Alte, funktionierende Geräte verkaufen oder verschenken.
- Nur so viel Leistung wie nötig nutzen, zum Beispiel einen energiesparenden Laptop statt Gaming-PC.
- Geräte ausschalten, wenn sie nicht genutzt werden – auch den WLAN-Router.
- Ökostrom nutzen.
- "Grüne" Anwendungen nutzen: Es gibt E-Mail- und Netzprovider und sogar Suchmaschinen, die ihre Rechenzentren mit Ökostrom betreiben.