Globale Wirtschaft, globale Umweltfragen
Die Herstellung und der Handel von Waren sind weltweit vernetzt. Die Folgen für die Umwelt umspannen den ganzen Globus.
Die wirtschaftliche Entwicklung und Umwelt- und Klimaschutz hängen eng zusammen. Unter anderem, weil für die Herstellung von Waren Rohstoffe gebraucht werden. Und weil bei der Produktion und bei Transporten Schadstoffe und Treibhausgase in die Umwelt gelangen.
Diese Zusammenhänge spielen häufig eine wichtige Rolle, wenn zum Beispiel über Klimaschutzmaßnahmen diskutiert wird. Zwar ist einerseits klar, dass die heutige Wirtschaftsweise nicht nachhaltig ist. Häufig beeinträchtigt sie die natürlichen Lebensgrundlagen oder zerstört sie sogar. Doch oft werden Befürchtungen geäußert, dass konkrete Veränderungen nicht gut für die Wirtschaft seien. Zum Beispiel könnten Klimaschutzmaßnahmen Wettbewerbsnachteile gegenüber anderen Ländern nach sich ziehen.
Nicht nur beim Klimaschutz, auch in vielen anderen Bereichen hängen internationale Wirtschaftsbeziehungen und Umweltschutz zusammen. So gibt es viele Beispiele dafür, dass die Herstellung und der Handel von Waren sowie extensiver Konsum negative Folgen für andere Regionen der Welt haben können. Denn Handel und Lieferketten sind weltweit verknüpft. Das führt auch zu einer Globalisierung von Umweltbelastungen.
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Umweltschäden in Herkunftsländern machen Schlagzeilen
Es gibt viele Beispiele dafür, dass Herstellung und Handel von Konsumgütern schädliche Folgen für andere Regionen der Welt haben können. Dazu gehört unter anderem die Förderung von Rohstoffen für die Handyproduktion in südamerikanischen oder afrikanischen Staaten. Die benötigten Erze und seltenen Erden werden zum Teil in Schutzgebieten abgebaut. Es kann zu Belastungen der Böden und Gewässer mit Schwermetallen, Säuren oder Radioaktivität kommen. Auch die Abholzung von Regenwäldern in Indonesien für die Anpflanzung von Plantagen zur Palmölherstellung oder der Baumwollanbau in Zentralasien gehen einher mit großen Schäden für Böden und Gewässer. Aus diesem Grund werden auch bereits europäische Regelungen zu Sorgfaltspflichten der Unternehmen diskutiert (siehe Abschnitt: Welche Lösungsmöglichkeiten gibt es?).
Wie hängen Umweltschutz und Wirtschaft zusammen?
Natürliche Ressourcen und Rohstoffe sind oft die Basis, um Waren und Güter herzustellen. Je mehr konsumiert wird, desto mehr natürliche Ressourcen und Rohstoffe werden benötigt. Dies belastet die Umwelt.
Auch die eigentliche Herstellung von Gütern kann sich schädlich auf die Umwelt und das Klima auswirken. Dabei werden Treibhausgase wie CO2 und Luftschadstoffe freigesetzt. Hierbei sind insbesondere die Metallindustrie, die chemische Industrie, aber auch die Produktion von beispielsweise Zement für die meisten Emissionen verantwortlich. In Deutschland ist die Industrie nach dem Energiesektor die zweitgrößte Quelle von Treibhausgasemissionen: Ihr Anteil beträgt insgesamt 22,5 Prozent.
Globalisierte Wirtschaft, globalisierte Umweltfolgen
Zahlreiche Produkte, beispielsweise aus der Mobilfunk- oder Bekleidungsindustrie, werden weltweit gehandelt. Bis zur Fertigstellung durchlaufen sie verschiedene Produktionsschritte – häufig in weit entfernten Ländern. Diese internationalen Lieferketten führen dazu, dass Umweltbelastungen häufig nicht dort entstehen, wo die Produkte konsumiert werden. Umweltverschmutzungen, aber auch unfaire Arbeitsbedingungen sind für die Konsument/-innen oft schwer nachzuvollziehen.
Gesichter des weltweiten Handels
Auswirkungen der globalisierten Wirtschaft auf die Umwelt
Es gibt zahlreiche Beispiele, um den Zusammenhang zwischen einer globalen Wirtschaft und den weltweiten Auswirkungen auf die Umwelt zu veranschaulichen.
Textilindustrie
Etwa 90 Prozent der Bekleidung in Deutschland werden importiert, vor allem aus China, der Türkei und Bangladesch. Viele Produktionsschritte finden in weiteren Ländern statt.
Besonders schädlich für die Umwelt sind der Anbau und die Produktion der Rohfasern. Beispielsweise werden beim Anbau von Baumwolle – die meist in Entwicklungsländern stattfindet – große Mengen von Düngemitteln und Pestiziden eingesetzt. Eine derartige Anbauweise kann Böden und Wasser belasten. Außerdem ist der Wasserverbrauch sehr hoch. Wegen des Baumwollanbaus in Usbekistan, Turkmenistan und Kirgistan hat der Aralsee, einst eines der größten Binnengewässer der Erde, drei Viertel seiner Wassermenge verloren.
Auch die Textilveredelung ist schädlich für die Umwelt. Hierzu gehören etwa das Bleichen und Färben der Textilfasern. Bei diesen Prozessen – u.a. in Deutschland – fallen große Mengen von Abwasser an, die stark mit Chemikalien belastet sind. Verschiedene Initiativen bemühen sich darum, die Bedingungen in der Textilindustrie zu verbessern.
Elektroindustrie
Viele Elektro- und Elektronikprodukte und ihre Bestandteile legen im Laufe ihres Lebenszyklus große Strecken zurück. Handys sind ein typisches Beispiel für globalisierte Produktionsketten. Ein Großteil der weltweit verkauften Handys wird in China produziert. Die Rohstoffe dafür stammen häufig aus Minen in Südamerika, Afrika und Asien. Bei ihrem Abbau werden oftmals große Risiken für die Umwelt und die Arbeiter/-innen in Kauf genommen.
Bei Elektro- und Elektronikprodukten kann auch die Entsorgung zu Problemen führen. Ein Teil der Altgeräte landet in Ländern Asiens und Afrikas und wird dort unsachgemäß entsorgt. Dies kann zu großen Umweltproblemen führen. Allerdings gibt es hier auch schon internationale Übereinkommen, die den Export gefährlicher Abfälle verbieten.
Nahrungsmittelindustrie
Die Nahrungsmittelindustrie ist ebenfalls abhängig von globalen Handelsketten. In vielen unserer Produkte steckt beispielsweise Palmöl, das aus Indonesien importiert wird. Es wird für die Lebensmittel- und Futterindustrie, aber auch für Biokraftstoffe und Kosmetikprodukte genutzt. Aufgrund der stetig wachsenden Nachfrage wurden in den vergangenen Jahren riesige Regenwaldflächen auf Borneo und Sumatra abgeholzt. Die Zerstörung der Urwälder führte zu einem großen Artenschwund in den betreffenden Regionen.
Produktion und Handel mit Smartphones
Welche Lösungsansätze gibt es?
Traditionell galten Wirtschaft und Umwelt als verschiedene Bereiche der Politik. Ökologie und Ökonomie gehören jedoch zusammen. Denn eine gesunde Umwelt und der schonende Umgang mit den natürlichen Ressourcen sind Voraussetzung für eine langfristig stabile wirtschaftliche und soziale Entwicklung.
Insbesondere der Klimawandel spielt eine zentrale Rolle. Er betrifft alle Staaten, und auch die Wirtschaft ist massiv von den Auswirkungen des Klimawandels betroffen. Deshalb finden Klimaschutz, der Schutz der natürlichen Ressourcen und eine nachhaltige Entwicklung grundsätzlich Eingang in wirtschaftspolitische Programme und in internationale Verträge.
Leitbilder in Deutschland: eine "grüne" Wirtschaft und Nachhaltigkeit
Die Einsicht, dass das heutige Konsumverhalten der Menschen und eine nicht nachhaltige Wirtschaftsweise die natürlichen Lebensgrundlagen zerstören und dadurch den Wohlstand kommender Generationen bedrohen, verbreitet sich immer stärker.
Das Bundesumweltministerium und das Umweltbundesamt fordern beispielsweise, dass Unternehmen, die weltweit aktiv sind, stärker in die Verantwortung genommen werden. Im Frühjahr 2021 konnte sich die Bundesregierung auf das sogenannte. Lieferkettengesetz einigen, in dem Menschenrechte, der Arbeitnehmer/innen- und der Umweltschutz verankert sind. Es soll 2023 in Kraft treten.
Auf Vorschlag des Bundesumweltministerium wurde zudem das Kreislaufwirtschaftsgesetz erneuert. Dieses umfasst unter anderem die sogenannte "Obhutspflicht". Damit kann der Staat Versandhändlern verbieten, Neuware oder Retouren zu vernichten. Außerdem müssen Hersteller von Einwegprodukten, wie To-Go-Bechern oder Zigaretten, sich von nun an den Reinigungskosten von Parks und Straßen beteiligen.
Das Umweltbundesamt fordert zudem eine "Green Economy", übersetzt: eine grüne Wirtschaft. Sie verbindet Ökologie und Ökonomie miteinander. Der Umweltschutz wird dabei als große wirtschaftliche Chance betrachtet. Denn wenn zum Beispiel in umweltfreundliche Energieerzeugung und Verkehrstechnologie oder in Recycling investiert wird, kann ein nachhaltiges Wachstum geschaffen werden.
Fachleute sehen einen weiteren Ansatz für den ökologischen Umbau der Wirtschaft: Umweltschäden sollten immer von den Verursachern getragen werden, also zum Beispiel von Unternehmen, die Waren herstellen. Das würde dazu führen, dass umweltschädliche Produkte teurer werden.
Die Europäische Union
Die EU versteht sich als Gemeinschaft. Ihr Ziel ist es, die Lebensverhältnisse in den verschiedenen Regionen anzugleichen. Deshalb gilt in den Mitgliedsländern das Prinzip: gleiche Regeln für alle. Zahlreiche EU-Regelungen betreffen den Umweltschutz. So legt zum Beispiel die Rahmenrichtlinie zu Ökodesign fest, dass bereits bei der Gestaltung von Produkten der Umweltschutz berücksichtigt wird.
Im Dezember 2019 haben sich die Staats- und Regierungschefs der EU das Ziel der Klimaneutralität bis 2050 gesetzt. Bis 2050 sollen also alle Treibhausgasemissionen in der Europäischen Union so weit wie möglich vermieden werden. Deutschland will dieses Ziel bereits 2045 erreichen. Ein wichtiger Schritt auf dem Weg dorthin soll der "European Green Deal" sein. Es handelt sich dabei um eine umfassende Wachstumsstrategie für eine klimaneutrale und ressourcenschonende Wirtschaft. Europa will die erste klimaneutrale Industrieregion auf der Welt werden. Um dieses Ziel zu erreichen, muss die gesamte Wirtschaft transformiert werden.
Auch Klimaschutz und Handel sollen künftig stärker Hand in Hand gehen. Zum Beispiel soll bei der Vereinbarung von Freihandelsabkommen der Klimaschutz im potenziellen neuen Partnerland berücksichtigt werden. Beim Import von Waren aus Staaten, die ein niedriges Niveau beim Klimaschutz aufweisen, erwägt die EU sogar die Einführung einer CO2-Steuer.
Weltweite Wirtschaftspolitik
Zahlreiche internationale Handelsabkommen zielen darauf ab, Handelshindernisse zu beseitigen. Dazu zählt das General Agreement on Tariffs and Trade (GATT), das 1948 entstand. Aus den GATT-Verhandlungsrunden heraus wurde die Welthandelsorganisation (World Trade Organization, WTO) gegründet. Sie nahm 1995 ihre Arbeit auf und hat heute 164 Mitgliedstaaten. Das Gründungsabkommen sieht neben dem Abbau von Handelshemmnissen auch den Schutz von Umwelt und Klima vor. Doch in der Vergangenheit war sichtbar, dass im Zweifel der freie Handel einen höheren Stellenwert als der Umweltschutz hatte.
Die WTO bekommt zunehmend Konkurrenz durch regionale Freihandelsabkommen. Bekannte Beispiele sind die Verhandlungen zwischen der EU und einigen südamerikanischen Staaten (Mercosur) oder die Entstehung der weltweit größten Freihandelszone im pazifisch-ostasiatischen Raum (RCEP). Auch hier geht es in erster Linie um eine Ausweitung und Förderung der Handelsbeziehungen.
Kritisch konsumieren
Auch Verbraucher/-innen spielen für die Umweltfolgen der Wirtschaft eine Rolle. Sie können durch bewusste Konsumentscheidungen Umweltschäden verringern und Ressourcen schonen.
Große Potenziale gibt es zum Beispiel bei Lebensmitteln, bei Kleidung, beim Verkehr und bei Haushaltsgeräten. In vielen Bereichen sind nachhaltige Produkte auf dem Markt: Werden diese stärker nachgefragt, steigert dies auch das Angebot. Bei der Orientierung helfen Umweltkennzeichen und Produktsiegel wie der Blaue Engel.
Material
Links für ergänzende Internetrecherchen
- Bundesumweltministerium: Mode und Textilien
- Werte Umwelt: Schick ohne Nebenwirkungen – "Grüne" Mode
- Werte Umwelt: Smartphone – Kosten und Nutzen
- Umweltbundesamt: Wirtschaft und Umwelt
- Umweltbundesamt: Ökodesign von Produkten
- EU-Kommission: Ein europäischer Grüner Deal
- Umwelt im Unterricht: Nachhaltiger Konsum? So geht’s!
- Planet A: Handys, Internet und die Umwelt