Gärtnern: Spaß und Artenschutz
Gärten können wildlebenden Tieren und Pflanzen als Lebensraum dienen – wenn sie richtig gestaltet werden.
Das Gärtnern macht nicht nur Spaß und sorgt für selbst angebauten Salat, Radieschen oder Erdbeeren. Private Gärten tragen auch zum Artenschutz bei, und das ist enorm wichtig. Denn die Artenvielfalt in Deutschland ist bedroht. Von den einheimischen Tierarten sind 35 Prozent in ihrem Bestand gefährdet. Bei den Pflanzenarten gilt das für 26 Prozent. Einige der Arten sind sogar akut vom Aussterben bedroht.
Ein Grund für die Bedrohung der Artenvielfalt ist, dass natürliche Lebensräume verloren gehen. Das passiert, weil Menschen viele Flächen intensiv nutzen. Vor allem für die Landwirtschaft, für den Bau von Siedlungen sowie für Straßen und andere Verkehrsflächen.
Gärten können einen Ausgleich schaffen, vor allem wenn sie naturnah gestaltet sind. Auch die Bundesregierung fördert das naturnahe Gärtnern. Dazu gibt es verschiedene Programme und Projekte im Rahmen der nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt. Zudem hat die Bundesregierung auf Vorschlag des Bundesumweltministerium ein Gesetz zum Schutz von Insekten auf den Weg gebracht.
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Wie Lebensräume verloren gehen
Garten ist nicht gleich Garten
Gärten können zum Schutz der Artenvielfalt beitragen. Aber nicht alle Gärten. Zum Beispiel hat kurz gemähter Rasen für Insekten wenig zu bieten. Erst wenn sich auf Grünflächen Pflanzenarten wie Löwenzahn oder Klee ansiedeln, locken sie Insekten an. Diese wiederum dienen anderen Tierarten als Nahrung, zum Beispiel Vögeln und Igeln.
Auch sogenannte Schottergärten tragen nicht zum Artenschutz bei. Wo allein Steinmaterial wie Schotter, Geröll, Kies oder Splitt liegt, können kaum Pflanzen wachsen, und Tiere finden weder Nahrung noch Unterschlupf. Außerdem wärmen sich solche Flächen im Sommer enorm auf. Angesichts der Klimaerwärmung ist dieser Effekt problematisch. Solche Steingärten werden seit einigen Jahren in der breiteren Öffentlichkeit kritisiert und in den Medien auch als "Gärten des Grauens" bezeichnet.
Und es gibt noch ein weiteres Problem: Teilweise werden solche Gärten auf wasserundurchlässiger Folie oder Beton angelegt. Regenwasser kann dann aber nicht versickern und muss über die öffentliche Kanalisation ablaufen. Diese ist bei Starkregen ohnehin oft überlastet. Als Folge des Klimawandelswerden Starkregenfälle in Deutschland jedoch künftig häufiger.
Politik für naturnahe Gärten
Die Politik setzt sich mit verschiedenen Maßnahmen für die Förderung naturnaher Gärten ein. In manchen Bundesländern und Kommunen sind Schottergärten zum Beispiel verboten. Unter anderem in Baden-Württembergdürfen sie nicht mehr angelegt werden. Dies soll die Biodiversität stärken. In Bayern haben die Kommunen seit Februar 2021 die Möglichkeit, Kunstrasen und Schottergärten zu verbieten. Andere Bundesländer und Kommunen ziehen teils nach.
Auf Bundesebene gibt es das Projekt "Tausende Gärten – Tausende Arten" des Bundesamtes für Naturschutz. Es will naturnahe Gartengestaltung populärer machen. Das Projekt gehört neben anderen Initiativen zur "Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt". Ziel ist es, den Rückgang der biologischen Vielfalt sowie den Verlust von Ökosystemen aufzuhalten.
Auf europäischer Ebene verfolgt die EU-Biodiversitätsstrategie das Ziel, dass sich die biologische Vielfalt in Europa bis 2030 erholt. In der Strategie wird die Rolle städtischer Gärten als Schutzraum für die Natur ausdrücklich genannt.
Der Natur Raum geben
In Deutschland verfügen etwa 36 Millionen Menschen über einen Garten . Sie können diesen naturnah gestalten und damit etwas für die Artenvielfalt tun. Dazu gehört, dass im Garten vielfältige Lebensräume entstehen – eben für die unterschiedlichsten Arten an Tieren und Pflanzen.
Für Insekten, aber auch andere Tiere ist es zum Beispiel wichtig, dass sie einen Unterschlupf finden. Wer Hummeln und Schmetterlinge in seinen Garten locken möchte, sollte ihn im Herbst nicht aufräumen, sondern abgestorbene Pflanzen bis Mitte oder Ende des Frühlings stehenlassen. Denn Insekten nutzen trockene Stängel von Blumen oder Sträuchern zur Eiablage. Vertrocknete Samenkapseln bieten Vögeln im Herbst und Winter Futter.
Beim naturnahen Garten geht es nicht allein um schöne Blumen und Blüten, sondern auch häufig als "Unkraut" bezeichnete Beikräuter und Wildkräuter dürfen wachsen. Sie sind extrem wichtig für den Artenschutz. Zum Beispiel für Schmetterlinge: Bevor sie an Blüten saugen können, müssen sie sich als Raupen an Blättern satt fressen. Allein die Brennnessel bietet Nahrung für mehr als 35 Schmetterlingsarten, manche ernähren sich sogar ausschließlich von ihr.
Generell gilt: Überall da, wo Natur zeitweise sich selbst überlassen bleibt, ist sie besonders artenreich. Wilde Ecken im Garten bieten Tieren Ruhe und ungestörten Lebensraum. Tote Baumstämme sind ein Paradies für Insekten und Käfer. Haufen oder Zäune aus alten Ästen bieten Vögeln und kleinen Säugetieren Unterschlupf. Und Blätterhaufen aus Herbstlaub, die bis zum Frühling liegen bleiben, sind wichtige Winterquartiere.
Naturnahe Gärten: Was kann ich selber tun?
Heimische Pflanzen ernähren Insekten
Sinnvoll ist es, auf heimische Pflanzen zu setzen. Viele Insekten und Tiere haben sich an sie angepasst. So ist etwa ein Drittel der besonders gefährdeten Wildbienen auf spezielle heimische Pflanzenarten spezialisiert und kann mit anderen Blüten nichts anfangen.
Viele exotische Pflanzen sehen zwar toll aus, aber die heimischen Insekten erhalten häufig weder Pollen noch Nektar von ihnen. Auch in sogenannten gefüllten Blüten, bei denen die Organe zur Pollenproduktion weggezüchtet wurden, finden Insekten keine Nahrung. Das gilt für die knallgelb blühende Forsythie, die japanische Zierkirsche oder gefüllte Geranien – für Insekten sind sie uninteressant.
Es gibt aber auch nicht heimische Pflanzen, also invasive Pflanzen, die bei Insekten beliebt sind. Zum Beispiel das Drüsige Springkraut. Jedoch konkurrieren invasive Pflanzen häufig mit heimischen und verdrängen sie. Daher dürfen invasive Arten laut EU-Verordnung nicht in der Natur ausgepflanzt werden. Auch der Besitz und der Handel sind verboten.
Unterschlupf schaffen
Man kann zusätzlich Nistkästen für Vögel, Fledermäuse oder Eichhörnchen aufhängen. Manche Vogelarten brüten sogar in Nistkästen auf Balkonen. Aufgrund des starken Insektenrückgangs empfehlen manche Vogelkundler, das ganze Jahr über zu füttern, besonders im Frühling, wenn Brutsaison ist.
Nützlinge und Kompost statt Chemie und Kunstdünger
Wer im Garten Pestizide einsetzt, schädigt nicht nur Insekten, sondern auch andere Tiere und die Böden. Eine naturnahe Alternative ist es, Nützlinge anzusiedeln, wie beispielsweise den Laufkäfer, der Schneckeneier und Kartoffelkäferlarven vertilgt. Marienkäfer und Florfliegen wiederum fressen Blattläuse. Auch sogenannte Jauchen, zum Beispiel aus Brennnessel-Sud, helfen gegen Schädlinge und stärken die Pflanzen.
Zur Stärkung der Bodenfruchtbarkeit wird in Naturgärten Kompost aus Garten- und speziellen Küchenabfällen eingesetzt. Von Kunstdünger ist abzuraten: Denn für die Herstellung werden viele Ressourcen verbraucht und Treibhausgase erzeugt.
Außerdem wichtig: Nur torffreie Blumenerde kaufen. Denn durch den Abbau von Torf werden Moore trockengelegt und dabei erhebliche Mengen an Treibhausgasen freigesetzt.