Fast Fashion: Der wahre Preis der Mode
Mode ändert sich ständig und viele Menschen kaufen sich häufig neue Kleidung. Das belastet Menschen und Umwelt.
Viele Menschen haben Spaß daran, sich mit Modetrends zu beschäftigen und häufig neue Kleidung zu kaufen. Doch ein Teil davon wird nur kurz getragen und schnell durch neue, oft preisgünstige Kleidungsstücke ersetzt. "Fast Fashion" wird das Phänomen genannt.
An modischer Kleidung an sich ist nichts verkehrt. Doch "Fast Fashion" hängt mit großen Belastungen für Mensch und Umwelt zusammen. Ermöglicht wird dieser Umgang mit Mode durch billige Produktion. Meist wird in Entwicklungs- und Schwellenländern produziert, wo Arbeiter*innen niedrige Löhne erhalten und zu wenig auf Umweltschutz geachtet wird.
Seit einigen Jahren wächst jedoch das Bewusstsein für das Problem. Auch sogenannte "Fair-Fashion"-Labels werden beliebter – Modefirmen, die sich um nachhaltige Textilherstellung bemühen.
Die Rana-Plaza-Katastrophe
Ein Umdenken begann in der Textilbranche im Jahr 2013, nach dem Einsturz des Rana-Plaza-Gebäudes in Dhaka in Bangladesch. Im Gebäude waren mehrere Textilfirmen untergebracht. Beim Einsturz starben weit über 1.000 Näherinnen. Die Katastrophe führte dazu, dass die menschenunwürdigen Produktionsbedingungen in der Textilbranche öffentlich diskutiert wurden.
Wie hängen die Probleme mit günstigen Preisen zusammen?
Die Textilbranche ist stark durch die Globalisierung geprägt. Die verschiedenen Schritte der Produktion verteilen sich weltweit auf diejenigen Standorte, an denen die geringsten Material- und Produktionskosten anfallen.
Das ermöglicht niedrige Preise. Viele Konsument*innen wiederum kaufen häufig neue Kleidung und bevorzugen dabei günstige Produkte. Dies ist wiederum ein Grund für Modeunternehmen, die Herstellungskosten so gering wie möglich zu halten. Dabei werden auch Zulieferfirmen unter Druck gesetzt, was dazu führen kann, dass Umwelt- und Sozialstandards vernachlässigt werden.
Neun von zehn in Deutschland verkauften Kleidungsstücken werden importiert. Der größte Teil der Kleidung wird in Asien produziert. Dort sind auch die Umweltfolgen besonders schwerwiegend. Mit weitem Abstand steht China an der Spitze der Weltproduktion von Textilien und Bekleidung, gefolgt von Bangladesch und der Türkei.
Die textile Kette
Ein Kleidungsstück durchläuft bei der Herstellung verschiedene Stufen, die aufeinander aufbauen. Der gesamte Prozess wird auch als "textile Kette" bezeichnet. Sie beginnt bei den Rohstoffen. Zum Beispiel beim Anbau von Rohstoffen oder – bei Chemiefasern – bei der Förderung und Verarbeitung von Erdöl. Aus den Rohstoffen werden Fasern und Garne hergestellt, die zu Stoffen verarbeitet werden. Diese werden anschließend gefärbt und anderweitig veredelt. Die Stoffe werden dann zu Kleidungsstücken zusammengenäht, zum Beispiel zu T-Shirts oder Jeans. Schließlich werden sie im Handel verkauft.
Was hat die Textilherstellung mit der Umwelt zu tun?
Die Herstellung von Kleidung ist mit verschiedenen Belastungen verbunden, sowohl für die Umwelt als auch für Menschen. Sie treten bei verschiedenen Produktionsschritten auf. Umweltbelastungen entstehen insbesondere beim Anbau und bei der Produktion von Rohfasern sowie bei der sogenannten Textilveredelung.
Beim Baumwollanbau werden große Mengen Pestizide und Wasser eingesetzt. Um die Baumwolle für ein T-Shirt zu gewinnen, werden durchschnittlich 15.000 Liter Wasser für die Bewässerung der Baumwollpflanzen verbraucht. Gleichzeitig wird Baumwolle vor allem in Gegenden angebaut, die ohnehin unter Wassermangel leiden.
Außerdem werden beim konventionellen Baumwollanbau in großen Mengen chemische Pestizide und Düngemittel eingesetzt. Sie belasten die Böden, die Luft und das Wasser – mit Folgen für zahlreiche Tier- und Pflanzenarten.
In der sogenannten Textilveredelung werden Stoffe für verschiedene Verwendungszwecke bearbeitet. Sie werden zum Beispiel gebleicht, gefärbt oder bedruckt. Oft werden sie mit Chemikalien behandelt, damit die Kleidungsstücke in der Waschmaschine nicht einlaufen, wasserabweisend sind oder glänzen.
Auf diese Weise kommen bei einem T-Shirt bis zu sechs Kilogramm Textilchemie zum Einsatz. Nach der Verarbeitung werden diese Mittel ausgewaschen. Oft gelangen sie über das Abwasser in die Umwelt – in Flüsse, Meere, in den Boden und in Pflanzen. Einige Stoffe können sich auch in Lebewesen anreichern. Das kann zu Gesundheitsschäden führen.
Auch der Energiebedarf für die Herstellung sowie für den langen Transport bis in den Handel belastet die Umwelt. Viele Kleidungsstücke haben eine halbe Erdumrundung hinter sich, bevor sie in die Läden gelangen. Damit trägt die Textilbranche auch zur Klimakrise bei.
Interaktive Karte: welchen Weg nimmt deine Kleidung?
Vom Baumwollanbau bis zum fertigen Kleidungsstück ist es ein langer Weg. Entdecke, welche ökologischen und sozialen Probleme mit der Herstellung verbunden sind und welche nachhaltigen Lösungsmöglichkeiten es gibt. Mehr Informationen findest du in der interaktiven Karte.
Wie sind die Arbeitsbedingungen in der Textilherstellung?
In einigen Herstellerländern sind die Sozialstandards im Vergleich zu Deutschland ungenügend. Die Arbeiter*innen in der Textilherstellung haben dort weniger Rechte. Zum Beispiel fehlen Kündigungsschutz, Mindestlohn oder das Recht, Gewerkschaften zu gründen. Das kann zu menschenunwürdigen Arbeitsbedingungen führen.
Die Arbeiter*innen erhalten teilweise Löhne, die zu niedrig sind, um die Lebenshaltungskosten zu decken. An manchen Orten müssen sie bis zu 16 Stunden am Tag arbeiten, teilweise sieben Tage pro Woche.
Die Textilherstellung ist auch bekannt dafür, dass Arbeits- und Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz vernachlässigt werden. Auch die Sicherheitsstandards der Fabrikgebäude sind oft mangelhaft. Immer wieder kommt es in Zulieferfirmen zu Unfällen wie Bränden oder zum Einsturz von Gebäuden. Der Einsturz des Rana-Plaza-Gebäudes in Bangladesch im Jahr 2013 mit weit über 1.000 Todesopfern ist das bekannteste Beispiel.
Fotoserie: Vom Baumwollfeld bis in den Kleiderschrank
Wie soll die Situation verbessert werden?
Es gibt viele Initiativen, die sich für bessere Bedingungen in der Textilherstellung einsetzen. Dazu gehört das Deutsche Bündnis für nachhaltige Textilien, auch bekannt als "Textilbündnis". Die Textil- und Bekleidungsbranche soll die Rechte aller Beschäftigen achten, Klima und Umwelt schützen und innerhalb der planetaren Grenzen handeln, so beschreibt das Bündnis seine Ziele.
Im Bündnis für nachhaltige Textilien sind unter anderem Unternehmen, Verbände, Nichtregierungsorganisationen (NGOs), Gewerkschaften und die deutsche Bundesregierung vertreten.
Auch auf EU-Ebene wird an Regeln gearbeitet, die zu Verbesserungen führen sollen. Die EU-Kommission hat im März 2022 die EU-Textilstrategie vorgestellt. Demnach soll festgelegt werden, dass Textilien langlebiger gestaltet werden und leichter zu reparieren und zu recyceln sind. Außerdem soll es Sammel- und Recyclingquoten geben. Auch eine echte Kreislaufwirtschaft soll gefördert werden, bei der Fasern ohne Qualitätsverlust recycelt werden.
Was kann ich selbst tun?
Neue Kleidung ist meist mit verschiedenen Labels gekennzeichnet. Darunter finden sich oft auch Angaben zu Umweltschutz und Herstellungsbedingungen. Nicht immer fällt der Durchblick leicht. Doch es gibt eine Reihe von verlässlichen Nachhaltigkeitssiegeln. Wer beim Kauf von Kleidung auf solche Textilsiegel achtet, trägt dazu bei, dass höhere Löhne gezahlt werden und die Umwelt weniger belastet wird. Empfehlenswerte Siegel nennt www.siegelklarheit.de, ein Informationsportal der Bundesregierung.
Nachhaltiger als neue Textilien zu kaufen ist es auch, vorhandene Kleidungsstücke möglichst lange zu tragen. Kleine Schäden können oft repariert werden. Sofern Interesse und handwerkliches Geschick vorhanden sind, kann ausgemusterte Kleidung zum "Upcycling" verwendet werden, als Ausgangsmaterial für neue Stücke.
Viele Menschen haben auch Spaß daran, in Secondhandläden gebrauchte Textilien zu kaufen oder zu tauschen. Kleidung für besondere Anlässe lässt sich auch mieten oder ausleihen. Auf diese Weise werden die Umweltbelastungen vermieden, die mit der Herstellung von neuer Kleidung verbunden sind. Gleichzeitig lässt sich dabei Geld sparen.
Sollte Kleidung nicht mehr nutzbar sein, ist es wichtig, sie richtig zu entsorgen. Zum Beispiel über spezielle Container oder auf Wertstoffhöfen. Bei Containern und Sammelaktionen sollte man darauf achten, dass die verantwortliche Organisation genannt wird. So wird sichergestellt, dass die Umwelt geschont wird und die abgegebenen Textilien verantwortungsvoll verwertet werden. Ausführliche Tipps für die Altkleidersammlung gibt die Verbraucherzentrale.