Extreme Ereignisse: Lässt der Klimawandel das Wetter verrücktspielen?
Extreme Wetterereignisse treten immer häufiger auf. Der Klimawandel spielt dabei eine herausragende Rolle.
Allein im Sommer 2021 kam es weltweit zu zahlreichen extremen Wetterereignissen. Starke Regenfälle in West- und Mitteleuropa führten vielerorts zu schweren Überschwemmungen. In Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen richteten die Fluten schwere Schäden an. Mindestens 180 Menschen kamen ums Leben. Auch in China, Uganda sowie im Südsudan traten starke Regenfälle auf und verursachten schwere Überschwemmungen.
2021 wurden außerdem in verschiedenen Regionen der Welt Hitzewellen beobachtet, die Rekordwerte mit sich brachten. Zum Beispiel im Westen Kanadas und im Nordwesten der USA. 49,6 Grad Celsius wurden in der Provinz British Columbia gemessen. Das ist in Kanada die höchste jemals gemessene Temperatur. In der Folge traten zahlreiche Brände in der Region auf. Auch im Mittelmeerraum sorgten im August 2021 extreme Hitze und Trockenheit für verheerende Waldbrände in Griechenland, Italien und der Türkei.
Eine der Hauptursachen für diese Entwicklung ist der Klimawandel. Nach dem heutigen Stand des Wissens werden extreme Wetterereignisse in Zukunft weiter zunehmen, je mehr die globale Erwärmung fortschreitet. Dies verdeutlicht der aktuelle Sechste Sachstandsbericht des IPCC vom August 2021.
Wie unterscheiden sich Wetter und Klima?
Wetter ist der Zustand der Atmosphäre zu einem bestimmten Zeitpunkt an einem bestimmten Ort. Dieser Zustand wird durch Größen beschrieben wie Lufttemperatur, Luftdruck, Windgeschwindigkeit und Windrichtung, Luftfeuchte, Bewölkung und Niederschlag.
Beim Klima geht es dagegen um wesentlich längere Zeiträume. Klima ist der mittlere Zustand der Atmosphäre an einem bestimmten Ort oder in einem Gebiet über eine Zeitspanne von mindestens 30 Jahren. Man könnte es "durchschnittliches Wetter“ nennen. Das Klima wird durch statistische Eigenschaften der Atmosphäre beschrieben, wie Mittelwerte. Dazu zählen zum Beispiel durchschnittliche Temperaturen. Hinzu kommen unter anderem Häufigkeiten, Andauer und Extremwerte von meteorologischen Größen wie Temperatur, Niederschlag, Wind und weiteren.
Das bedeutet zum Beispiel, dass aus drei aufeinanderfolgenden heißen Sommern nicht auf eine Erwärmung des Klimas geschlossen werden kann. Auch bedeutet eine Reihe von kühlen Jahren in einem Jahrzehnt nicht unbedingt, dass sich das Klima abkühlt. Erst wenn die Erwärmung beziehungsweise die Abkühlung sich über mehrere Jahrzehnte hinweg fortsetzt, kann man von Klimaänderungen sprechen.
Eine Folge des Klimawandels?
Die von Menschen verursachten Treibhausgasemissionen führen seit 1850 zu einem Anstieg der globalen Durchschnittstemperatur in Bodennähe. Besonders in den letzten Jahren stieg die weltweite Jahresmitteltemperatur drastisch: Das Jahr 2020 war weltweit das zweitwärmste Jahr seit Beginn der Wetteraufzeichnungen, das Jahr 2016 war das bisher wärmste Jahr. Die Jahre von 2015 bis einschließlich 2020 stellen die sechs weltweit wärmsten Jahre dar.
Der Anstieg der globalen Durchschnittstemperatur wird von Veränderungen im gesamten Klimasystem begleitet. Neben der Zunahme von extremen Wetterereignissen zählen auch das Schmelzen von Gletschern und Eisflächen sowie der Anstieg des Meeresspiegels dazu. Das Ausmaß dieser Veränderungen ist seit vielen Jahrhunderten bis Jahrtausenden beispiellos.
Was gilt als Extremwetterereignis?
Der Deutsche Wetterdienst definiert Extremwetter als Ereignisse, die abhängig von Ort und Jahreszeit sehr selten oder außergewöhnlich sind. Insofern gibt es sehr unterschiedliche Extremereignisse. Dazu zählt zum Beispiel eine besonders hohe Windgeschwindigkeit einer Orkanböe. Auch ein länger andauerndes Ereignis kann extrem sein, zum Beispiel eine lange Trockenheit. Die Wertung als „extrem“ kann auch vom Zeitpunkt abhängen. So kommen Temperaturen von 25 Grad Celsius im Hochsommer in unseren Breiten häufig vor. In einem Wintermonat wäre dies ein Extremereignis. Manchmal werden Extremereignisse auch an ihren Auswirkungen gemessen, zum Beispiel an der Höhe des wirtschaftlichen Schadens.
Wärmere Luft – intensiverer Wasserkreislauf
Mit fortschreitender globaler Erwärmung treten viele Veränderungen im gesamten Klimasystem auf. Extremereignisse wie Hitzewellen und Starkniederschlägen finden dann häufiger statt und werden intensiver.
Wenn sich die Atmosphäre erwärmt, wirkt sich das unter anderem auf den Wasserkreislauf aus – den Kreislauf aus Verdunstung, Wolkenbildung und Niederschlag. Eine wärmere Atmosphäre kann mehr Wasserdampf aufnehmen als eine kältere. Und dadurch steht mehr Wasserdampf für Niederschläge zur Verfügung.
Die Wissenschaft geht davon aus, dass jede Zunahme der globalen Erwärmung um ein Grad Celsius mögliche extreme Tagesniederschläge um etwa sieben Prozent verstärkt. Damit können Unwetterereignisse wie im Sommer 2021 in Westeuropa in Zukunft häufiger auftreten. Auch andernorts werden mit zunehmender Erwärmung extreme Wetterereignisse vermehrt vorkommen und verheerender sein.
Als Folge kann die Infrastruktur einer ganzen Region zerstört und das Leben und die Gesundheit der Menschen bedroht werden. Extremereignisse können auch die landwirtschaftliche Produktion gebietsweise unmöglich machen oder die Versorgung mit Trinkwasser beeinträchtigen. Dadurch wird der in der betroffenen Region ansässigen Bevölkerung die Lebensgrundlage entzogen.
Bei stärkerer globaler Erwärmung können auch bislang unwahrscheinliche, aber katastrophale Ereignisse nicht ausgeschlossen werden, wie zum Beispiel das vollständige Abschmelzen des Grönländischen Eisschildes. In diesem Falle würde der globale Meeresspiegel über mehrere Jahrhunderte um bis zu 7 Meter ansteigen– mit verheerenden Auswirkungen in küstennahen Gebieten.
Extreme Wetterereignisse und die Folgen
Wie kann die Gesellschaft Risiken minimieren?
Die Klimaänderungen haben viele Auswirkungen auf verschiedene Bereiche der Gesellschaft. Die Anpassung an den Klimawandel ist daher eine Gemeinschaftsaufgabe von Bund, Ländern und Kommunen.
Anpassungsmaßnahmen betreffen alle Handlungsfelder und Sektoren, vom Wohnen und Arbeiten über den Städtebau und Verkehr bis hin zur Land- und Forstwirtschaft sowie der Wasserwirtschaft oder der Industrie.
So vielseitig die Handlungsfelder, so vielseitig sind auch die Anpassungsmaßnahmen. Im Baubereich können beispielsweise innovative Bauprodukte zu einer besseren Kühlung der Gebäude beitragen. Infrastruktur wie Straßen lassen sich durch vorausschauende Planungen vor Schäden schützen. Deiche und Retentionsflächen schützen vor Überschwemmungen. Unter Retentionsflächen versteht man Flächen neben Gewässern, die im Falle des Hochwassers als natürliche Überflutungsfläche genutzt werden und das übermäßige Wasser zurückhalten können.
Was unternimmt Deutschland zur Anpassung an den Klimawandel?
Seit vielen Jahren werden vonseiten der Politik Anpassungsmaßnahmen geplant und umgesetzt. 2008 hat das Bundeskabinett die Deutsche Anpassungsstrategie (DAS) an den Klimawandel beschlossen. Darin sind mögliche Klimafolgen und zudem notwendige Schritte genannt, um Anpassungsmaßnahmen [Link https://www.bmu.de/themen/klimaschutz-anpassung/klimaanpassung] rechtzeitig und vorausschauend umsetzen zu können. Die Anpassungsstrategie bietet einen bundesweiten Rahmen, um unter anderem Risiken für die Bevölkerung vorzubeugen. Zu der großen Vielfalt an Maßnahmen gehören beispielsweise Gefahren- und Risikokarten für lokale Starkregenereignisse, naturnahe Regenwasserbewirtschaftung sowie ein Sofortprogramm für Gewässerentwicklung. Auch unterstützt die Bundesregierung Städte und Gemeinden bei ihren Anpassungsmaßnahmen.
Neben den genannten Anpassungsmaßnahmen bedarf es weiterhin politischer Anstrengungen, um die Vereinbarungen des Pariser Klimaschutzabkommens umzusetzen und dazu beizutragen, den weltweiten Temperaturanstieg und dessen Folgen zu begrenzen.
Dazu wurde im Jahr 2021 das bislang umfassendste Klimaschutzpaket beschlossen, das es in Deutschland je gab. Das Klimaschutzgesetz der Bundesregierung schreibt erstmals gesetzlich verbindliche Klimaziele für die Sektoren Energie, Industrie, Gebäude, Verkehr, Landwirtschaft sowie Abfallwirtschaft vor. So soll Deutschland bis zum Jahr 2045 weitgehend treibhausgasneutral sein, also nicht mehr Emissionen ausstoßen als – zum Beispiel durch Wälder – gebunden werden.
Ergänzende Infos zu diesen und weiteren Maßnahmen des Bundesweltministeriums und der Bundesregierung sind in dem Beitrag „Klima der Zukunft“ sowie unter den Links unten zu finden.
Wie ich mich schützen kann?
Bei Hitze gilt:
- Ausreichend Wasser trinken.
- Kein Sport und keine anstrengenden Tätigkeiten in der Mittagshitze.
- Sich mittags besser im Schatten oder in kühlen Räumen aufhalten.
- Nachts und morgens Fenster zum Lüften ganz öffnen.
- Räume tagsüber mit Vorhängen und/oder Rollläden abdunkeln.
- Warnsysteme bei Hitze nutzen, zum Beispiel vom Deutschen Wetterdienst
- Auf angemessenen Schutz vor UV-Strahlung achten (Kleidung, Sonnenhut, Sonnenbrille, Sonnencreme).
Bei Hochwasser gilt:
- Hochwasservorhersagen beachten und ernst nehmen.
- Auf die Informationen der Gemeinde achten, dort gibt es Alarm- und Einsatzpläne.
- Elektrische Geräte in Räumen abschalten, die volllaufen können.
- Anweisungen und Absperrungen der Einsatzkräfte beachten.
- Anderen helfen, aber sich selbst nicht in Gefahr bringen.