Boden unter Stress

26.04.2021

Boden ist buchstäblich die Grundlage für unser Leben. Doch ein Drittel der Böden weltweit ist in keinem guten Zustand.

Ohne gesunde Böden wäre ein Leben für uns nicht möglich. Denn Boden erfüllt viele wichtige Aufgaben: Auf ihm wachsen die meisten unserer Nahrungsmittel, er speichert und filtert das Regenwasser und er ist Lebensraum für zahlreiche Lebewesen.

Böden spielen außerdem eine zentrale Rolle für das Klima, denn sie können Kohlenstoff speichern. Nach den Weltmeeren sind sie der zweitgrößte Treibhausgasspeicher der Erde.  

Doch wir Mensch setzen den Böden immer mehr zu. Laut den Vereinten Nationen (UN) sind weltweit bereits 33 Prozent der Böden geschädigt, vor allem durch die intensive Landwirtschaft sowie den Bau von Straßen und Siedlungen. Aber auch Überweidung, Entwaldung und Schadstoffe aus Industrie, Verkehr und Haushalten haben schädliche Auswirkungen.

Warum müssen wir den Boden schützen?

Gesunde Böden erfüllen viele wichtige Funktionen. Auf Böden wachsen unsere Lebensmittel, sie speichern Wasser und Nährstoffe, sie schützen vor Überschwemmungen und beeinflussen das Klima. Ohne Böden könnten die Menschen und Tiere an Land nicht überleben. Denn sie liefern rund 90 Prozent unserer Nahrungsmittel.

Ein gesunder Boden ist extrem lebendig: In einer Handvoll Boden leben mehr Organismen als Menschen auf der Erde. Regenwürmer, Asseln, Pilze und Bakterien – sie alle bauen unaufhörlich organisches Material wie abgestorbene Blätter, tote Tiere und Pflanzenreste zu nährstoffreichem Humus um. Den brauchen die Pflanzen zum Wachsen.

Zudem schützt ein gesunder Boden vor Überschwemmungen. Ein gesunder Boden ist mit zahlreichen Gängen und Poren durchsetzt, ähnlich wie ein Schwamm. Daher kann er große Mengen Regenwasser aufnehmen – bis zu 200 Liter Wasser pro Kubikmeter Boden.

Der Boden ist auch ein natürlicher Wasserfilter. Wenn Regenwasser durch die Bodenschichten sickert, binden Humus- und Tonteilchen die Schadstoffe, die darin enthalten sind. Auf diese Weise entsteht sauberes Grundwasser. Das ist von Bedeutung, weil in Deutschland ein großer Teil des Trinkwassers aus dem Grundwasser gewonnen wird. Auch in vielen anderen Ländern ist das so.

Böden sind außerdem wichtige Kohlenstoffspeicher. Weltweit binden Böden fünfmal mehr Kohlenstoff als alle lebenden Pflanzen an Land. Doch durch Abbauprozesse im Boden wird der Kohlenstoff in Form von Kohlendioxid wieder freigesetzt. Das geschieht zum Beispiel, wenn Moore trockengelegt werden, um Torf abzubauen. Dabei gelangen große Mengen an Treibhausgasen in die Atmosphäre.

Böden sind nicht erneuerbar

Es vergehen Jahrhunderte, manchmal sogar Jahrtausende, bis Boden entsteht. Dazu muss zum einen Gestein zu Sand-, Lehm oder Tonteilchen verwittern und zum anderen organisches Material zersetzt werden. Dabei helfen Bodenorganismen wie Würmer, Bakterien und Pilze. Bis eine fruchtbare Mischung von einem Zentimeter entsteht, vergehen zwischen 100 und 300 Jahre.  Boden gilt deshalb als eine nicht erneuerbare Ressource.

Immer mehr Boden wird bebaut

Wenn Städte wachsen, verbrauchen sie meist wertvolles Ackerland. Denn Städte wurden früher häufig in Gebieten mit fruchtbarem Boden gegründet. Durch den Bau von Straßen und Häusern werden viele Flächen mit Beton, Asphalt oder Pflastersteinen versiegelt. Dadurch erreicht kaum noch Wasser und Luft den Boden. Die Funktionen des Bodens gehen damit verloren.

In Deutschland ist der Anteil der Flächen für Siedlungen und Verkehr stetig gestiegen. Aus Sicht des Umweltschutzes wird dieser "Flächenfraß" bereits seit Jahrzehnten kritisiert. Doch mittlerweile verlangsamt sich der Trend. Zwischen 1993 und 2003 wurden jeden Tag noch durchschnittlich 120 Hektar in Siedlungs- und Verkehrsflächen umgewandelt. Im Zeitraum 2015 bis 2018 waren es 56 Hektar pro Tag. Das entspricht immer noch etwa 79 Fußballfeldern. Etwa die Hälfte (45 Prozent) dieser Flächen ist versiegelt. Das hat erhebliche Folgen für Mensch und Umwelt.

Auf einer bebauten Fläche versickert viel weniger Regenwasser im Erdreich als auf einer freien Fläche. Dadurch entsteht weniger Grundwasser. Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen haben errechnet, dass auf einem Hektar Siedlungsfläche 1.350 Kubikmeter weniger Grundwasser gebildet werden. Das wirkt sich auf die Versorgung mit Trinkwasser aus, denn in Deutschland werden 74 Prozent des Trinkwassers aus Grund- und Quellwasser gewonnen .

Auf Asphalt und gepflasterten Flächen fließt der Niederschlag stattdessen in die Kanalisation. Wenn es stark regnet, ist diese oft überlastet. Es kommt zu Hochwasser in den Städten. Infolge des Klimawandels ist mit häufigeren Wetterextremen wie Starkregen zu rechnen und damit auch mit häufigerem Hochwasser.

In Städten gibt es ein weiteres Problem, das mit dem Klimawandel an Bedeutung gewinnt. Je mehr Flächen bebaut und damit versiegelt werden, desto wärmer wird es in den Städten. Denn Steine, Beton und Asphalt heizen sich im Sommer stärker auf als unbebauter Boden. Das heißt, dass mit zunehmender Klimaerwärmung besonders Städte immer mehr sommerlicher Hitze ausgesetzt sein werden. Um Linderung zu schaffen, müssen Städte mehr Parks und Grünflächen einplanen.

Wie können wir den Boden schützen?

Es gibt bereits zahlreiche Bemühungen und gesetzliche Regelungen, um den Boden zu schützen. Die Bundesregierung will zum Beispiel, dass in Deutschland zukünftig immer weniger Fläche für neue Siedlungen und Verkehr in Anspruch genommen werden. Bis 2050 soll der Flächenverbrauch sogar auf null sinken. Das bedeutet unter anderem, dass für jede neue Fläche eine bereits genutzte Fläche durch Flächenrecycling und Entsiegelung wiederhergestellt wird.

Diese Ziele sind in der Deutschen Nachhaltigkeitsstrategie verankert. Bodenschutz findet sich darüber hinaus in vielen weiteren politischen Vorgaben wieder. Denn fast alles in unserem Alltag– von der Ernährung bis zur Mobilität – wirkt sich auf den Boden aus. Deshalb beinhalten auch die Strategie für Biologische Vielfalt und die nationale Anpassungsstrategie an den Klimawandel Schutzmaßnahmen für den Boden.

Seit 20 Jahren existiert darüber hinaus das Bundes-Bodenschutzgesetz und die Bundes-Bodenschutz und -Altlastenverordnung. Ihr Ziel ist es, den Boden in einem guten Zustand zu erhalten und vor schädlichen Veränderungen zu bewahren.

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