Abfall: weniger ist mehr!
Alles, was hergestellt wird, wird irgendwann zu Abfall. Der beste Müll ist der, der gar nicht erst entsteht.
Wie wir mit Abfällen umgehen, ist oft ein Thema. In den vergangenen Jahren berichteten viele Medien zum Beispiel über Plastikabfall im Meer. Viele Menschen bemühen sich, Abfälle zu vermeiden. Einige versuchen sogar, im Alltag gar keine Abfälle zu produzieren. Unter dem Stichwort "Zero waste" finden sich dazu im Internet viele Erfahrungsberichte und Tipps.
In Deutschland wird der größte Teil der Abfälle recycelt, und der Rest wird in Kraftwerken verwertet und zur Erzeugung von Strom und Wärme genutzt.
Dennoch ist Abfall ein weltweites Problem und belastet die Umwelt auf vielfältige Weise. Kunststoffabfälle, umgangssprachlich meist Plastik genannt, tragen erheblich dazu bei. Denn weltweit wird nur ein kleiner Teil recycelt. Zu den Kunststoffabfällen zählen auch die weggeworfenen Plastikverpackungen. In vielen Ländern landen diese Plastikverpackungen auf Mülldeponien. Und knapp ein Drittel gelangt in die Umwelt, in Meere und andere Gewässer.
Außerdem ist die Herstellung all der Produkte und Konsumgüter, die wir im Alltag nutzen und verbrauchen, aufwändig. Dafür werden Ressourcen benötigt, also Rohstoffe und Energie. Das gilt auch für die Entsorgung.
Ein Beispiel sind elektronische Geräte wie Handys. Darin sind zahlreiche wertvolle Rohstoffe enthalten, darunter sogar Edelmetalle wie Gold. Diese Rohstoffe werden meist unter schwierigen Arbeitsbedingungen in sehr armen Ländern abgebaut. Die Auswirkungen für die Umwelt sind teilweise katastrophal. Regenwälder müssen Rohstoffminen weichen, der Einsatz von Chemikalien zur Gewinnung der Erze verseucht Wasser und Böden.
Diese schädlichen Auswirkungen auf die Umwelt werden oft als "ökologischer Rucksack" bezeichnet. Nicht nur ausgediente Handys tragen einen solchen Rucksack, sondern alle Abfälle. Die Folgen für die Umwelt könnten vermindert werden, je mehr von vorneherein Abfälle vermieden werden. Was kann man dafür tun? Hier sind die Politik und Verbraucherinnen und Verbraucher, aber auch Industrie und Handel gefragt.
Bild ©: Foto: Martin Abegglen, Flickr.com, CC BY-SA 2.0, zugeschnitten von BMU -Nutzungsbedingungen
DER UMGANG MIT ABFÄLLEN: EIN WELTWEITES PROBLEM
Um wieviel Abfall geht es?
Etwa 457 Kilogramm Haushaltsabfälle erzeugt im Schnitt jeder und jede Einzelne in Deutschland pro Jahr. Dazu gehören der Restmüll, die Bioabfälle, Wertstoffe, Sperrmüll und sonstige Abfälle wie beispielsweise Elektroaltgeräte, Batterien und Farben.
Im Jahr 2019 kamen so laut Berechnungen des Statistischen Bundesamtes insgesamt 38 Millionen Tonnen Abfall zusammen. Um sich die Abfallmenge vorzustellen, hier ein Vergleich: Ein schwerer Lkw mit Anhänger darf in Deutschland bis zu 40 Tonnen transportieren und misst maximal 18,75 Meter. Würde man den deutschen "Müllberg" allein aus dem Jahr 2019 auf Lastzüge verteilen, bräuchte man 950.000 Lkws. Aneinandergereiht würden sie ungefähr von Deutschland bis nach Neuseeland reichen.
WARUM PLASTIK EIN WELTWEITES PROBLEM IST
Weltweit werden über 400 Millionen Tonnen Kunststoffe im Jahr produziert, mehr als ein Drittel davon für Verpackungen. Weltweit werden nur 14 Prozent der Kunststoffverpackungen recycelt. 40 Prozent der gebrauchten Verpackungen landen auf Mülldeponien – dies ist in Deutschland seit 2005 verboten – und 14 Prozent in Müllverbrennungsanlagen. Die restlichen 32 Prozent gelangen in die Umwelt, in Meere und andere Gewässer.
IM MEER WIRD ABFALL ZUR GEFAHR
WAS PASSIERT MIT DEM MÜLL?
Ressourcen zu schonen und schädliche Folgen für die Umwelt zu vermeiden, ist heute das Ziel beim Umgang mit Abfall in Deutschland. Das ist gesetzlich festgelegt, im sogenannten Kreislaufwirtschaftsgesetz. Laut dem Gesetz gibt es Prioritäten beim Umgang mit Abfällen, die sogenannte Abfallhierarchie. An erster Stelle steht dabei, dass Abfälle möglichst von vornherein vermieden werden sollen.
Die fünf Stufen der Abfallhierarchie im Überblick:
Abfallvermeidung
Der beste Abfall ist der, der gar nicht entsteht. Denn alles andere kostet Energie, zum Beispiel das Recycling. Um Abfälle zu vermeiden, ist Wiederverwendung wichtig. Hierzu zählen Mehrwegsysteme, zum Beispiel für Getränkeverpackungen. Ebenso hilft das Weitergeben, Verschenken oder Verkaufen (Second-Hand-Kleidung, Altfahrzeuge usw.).
Vorbereitung zur Wiederverwendung
Ist etwas bereits zu Abfall geworden, soll der Abfall möglichst so behandelt werden, dass er wiederverwendet werden kann. Dazu zählt zum Beispiel das Reinigen von Mehrwegflaschen. Ein anderes Beispiel ist die Sortierung, Reinigung und Reparatur von Kleidung aus Sammelcontainern. Ein Teil kann anschließend gespendet und wieder getragen werden.
Recycling
Als Recycling gilt jedes Verwertungsverfahren, durch das Abfälle für den ursprünglichen Zweck oder für andere Zwecke aufbereitet werden. Beim Recycling werden Rohstoffe gewonnen, die für neue Produkte verwendet werden können. Auf diese Weise werden Rohstoffe wieder in den Kreislauf zurückgebracht. Die Rückgewinnung von Rohstoffen kostet Energie, und teilweise werden zur Herstellung der neuen Produkte auch neue Rohstoffe benötigt. Beispiele für Recycling sind Produkte aus recyceltem Altpapier oder das sogenannte Bottle-to-bottle-Recycling von Kunststoffflaschen.
"Sonstige Verwertung"
Dazu zählt insbesondere die energetische Verwertung. Damit ist die Verbrennung von Müll gemeint, bei der Strom und Wärme erzeugt werden.
Abfallbeseitigung
Erst wenn keine der vier anderen Maßnahmen angewendet werden kann, darf laut Gesetz Abfall beseitigt werden. Ein Beispiel für solche Abfälle ist giftiger Staub aus Filteranlagen in Fabriken. Lager dafür müssen gut gesichert sein, um zu verhindern, dass giftiges Sickerwasser Boden und Grundwasser verseucht.
WARUM HERSTELLER SICH UM ABFÄLLE KÜMMERN MÜSSEN
Im Kreislaufwirtschaftsgesetz ist die sogenannte Produktverantwortung verankert worden. Das bedeutet, dass Hersteller grundsätzlich für ihre Produkte über deren gesamte Lebensdauer verantwortlich sind. Sie sollen Produkte so gestalten, dass sie technisch langlebig und reparierbar sind und dass einzelne Teile oder das ganze Produkt wiederverwendet werden können. Das hat auch Folgen für Verbraucherinnen und Verbraucher. Zum Beispiel sind Unternehmen verpflichtet, verschiedene Arten von Produkten zu sammeln beziehungsweise zurückzunehmen und zu recyceln. Dazu gehören Verpackungen, Batterien, Altautos, Altöl sowie Elektro- und Elektronikgeräte.
RAUS AUS DER WEGWERFGESELLSCHAFT
Das übergeordnete Ziel lautet: Raus aus der Wegwerfgesellschaft! Abfälle sind wertvolle Rohstoffe. Wenn diese Rohstoffe effektiv genutzt werden, können sie unsere natürlichen Ressourcen schonen. Die Bundesregierung und die EU haben deshalb zahlreiche Gesetze und Verordnungen auf den Weg gebracht. Sie haben verschiedene politische Maßnahmen eingeleitet, zum Beispiel hin zu weniger überflüssigen Verpackungen, weniger Produkten zum Wegwerfen, weniger Abfall sowie für mehr Recycling.
Wichtige politische Initiativen:
Neues Verpackungsgesetz seit 2019
Ziel des Verpackungsgesetzes ist unter anderem, Verpackungsabfälle zu verringern und das Recycling zu stärken. Unter anderem wurde die Pfandpflicht erweitert. Außerdem muss laut Gesetz der Handel darauf hinweisen, welche Getränke in Einweg- oder Mehrwegflaschen angeboten werden.
Das Gesetz wird immer wieder angepasst. So werden ab Januar 2022 außerdem die leichten Einweg-Kunststofftragetaschen verboten. Ab 2023 müssen Restaurants und Cafés, die To-Go-Getränke und Essen zum Mitnehmen verkaufen, ihre Produkte auch in Mehrwergverpackungen anbieten.
Europaweite Verbote für Einweg-Plastik
Strohhalme, Wattestäbchen, Einweggeschirr, Luftballonhalter aus Kunststoff sowie To-go-Becher sind Produkte, die besonders häufig in der Umwelt landen. Dabei gibt es bereits umweltfreundliche Alternativen. Diese Wegwerfprodukte werden ab dem 3. Juli 2021 europaweit verboten.
EU-Vorgaben für Recycling
Bei manchen Abfallarten und Materialien gibt es in der EU konkrete Vorgaben für das Recycling. Zum Beispiel müssen ab 2025 EU-weit mindestens 65 Prozent der Verpackungsabfälle recycelt werden.
Pflicht zur Reparatur
Seit März 2021 gelten strengere Anforderungen an die Reparierbarkeit von Kühlschränken, Spülmaschinen, Waschmaschinen, Fernsehern und ähnlichen Produkten. Hersteller müssen über einen bestimmten Zeitraum Ersatzteile anbieten. Und ihre Produkte müssen ohne Spezialwerkzeug repariert werden können.
Kennzeichnung von Einweg-Plastik
Hygieneartikel wie Binden, Tampons und Feuchttücher, Tabakprodukte und To-go-Becher müssen künftig eine Kennzeichnung tragen. Sie soll die Verbraucher/-innen über die negativen Auswirkungen von Kunststoff in der Umwelt aufklären. Kunststoffflaschen und -deckel müssen künftig fest miteinander verbunden sein, damit Deckel nach dem Öffnen nicht achtlos weggeworfen werden.
AUF DEM WEG IN DIE KREISLAUFWIRTSCHAFT
Die EU-Wirtschaft soll in Zukunft Ressourcen effizienter nutzen und sich an Kreisläufen orientieren. Die EU-Kommission will den Weg dorthin beschleunigen. Sie hat dazu im März 2020 den Aktionsplan Kreislaufwirtschaft veröffentlicht. Der Plan enthält zahlreiche Maßnahmen: Unter anderem sollen verstärkt recycelte Materialien eingesetzt werden, Verbraucher/-innen sollen ein Recht auf Reparatur von Elektro- und IT-Geräten bekommen, und Geräte sollen ein stabileres und umweltfreundlicheres Design bekommen. Der Aktionsplan Kreislaufwirtschaft ist ein wichtiger Baustein des sogenannten European Green Deal.
WAS KANN ICH SELBST TUN?
Einige einfache Tipps für den Einkauf helfen, den eigenen Beitrag zur "Wegwerfgesellschaft" zu reduzieren. Dazu gehört vor allem, Verpackungsabfälle möglichst zu vermeiden:
- Lose Waren statt aufwändig verpackter Produkte kaufen.
- Getränke in Mehrwegverpackungen kaufen.
- Nachfüllpackungen bevorzugen.
Die Nutzung von Tauschplattformen im Internet kann ebenfalls dazu beitragen, Ressourcen zu sparen. Auch Second-Hand-Onlineshops oder Nachbarschaftsnetzwerke, in denen man Bohrmaschinen ausleihen oder Kinderkleidung verschenken kann, können helfen.
Anregungen vermitteln zahlreiche Ratgeber, wie zum Beispiel die Internetseite zur Abfallvermeidung des Bundesumweltministeriums. Viele Ideen enthält darüber hinaus die Broschüre Wertschätzen statt wegwerfen – Konzepte und Ideen zur Abfallvermeidung.