Internationaler TEEB-Prozess
TEEB ist eine Forschungs-Initiative mit dem Ziel, den ökonomischen Wert von biologischer Vielfalt und Ökosystemleistungen erfassbar zu machen.
Die Natur liefert den Menschen eine Vielzahl von Gütern und Leistungen, die das Fundament menschlichen Wohlergehens darstellen. Intakte Böden, Nahrung, Trinkwasser, Brennstoffe und Arzneimittel, Schutz vor Überschwemmungen und Bodenerosion sowie Klimaregulation oder Kohlenstoffspeicherung sind "Ökosystemleistungen", die uns von der Natur kostenlos bereitgestellt werden.
Viele Leistungen der Natur sind bisher bei konventionellen ökonomischen Bewertungen entweder gar nicht berechnet oder als selbstverständlich angenommen worden. Diese Leistungen der Ökosysteme und der Biodiversität besitzen jedoch einen hohen ökonomischen Wert.
Um den ökonomischen Wert der Leistungen der Natur besser einschätzen zu können, die wirtschaftlichen Auswirkungen der Schädigung von Ökosystemen zu erfassen und damit die Kosten des Nicht-Handelns zu beziffern, initiierte Deutschland im Rahmen seiner G8-Präsidentschaft im Jahr 2007 gemeinsam mit der EU-Kommission die Studie "Die Ökonomie von Ökosystemen und der Biodiversität" (The Economics of Ecosystems and Biodiversity, TEEB). Die Studie wurde unter der Schirmherrschaft des Umweltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP) durchgeführt, Leiter der TEEB-Studie war der indische Ökonom Pavan Sukhdev.
Weitere TEEB-Berichte
Einige weitere TEEB Berichte wurden erstellt, um die Anwendung von TEEB in verschiedenen Sektoren und für unterschiedliche Biome zu fördern. 2009 erschien der TEEB-Sachstandsbericht zur Klimaproblematik ("TEEB Climate Issues Update"), der schwerpunktmäßig klimarelevante Ökonomieaspekte der Biodiversität behandelt. Er diente dazu, den Dialog insbesondere im Vorfeld der 15. Sitzung der Vertragsstaatenkonferenz des Rahmenübereinkommens der Vereinten Nationen über Klimaänderungen in Kopenhagen zu befördern. 2011 folgte ein Handbuch für Städte ("TEEB Manual for Cities"), das auf dem TEEB Bericht für lokale und regionale Entscheidungsträger aufbaut. Es zeigt auf, wie die Bewertung von Ökosystemleistungen einen direkten Nutzen für Städte schaffen kann. Anlässlich des Weltgipfels zu Ozeanen wurde 2012 ein TEEB Bericht zu Ozeanen ("TEEB Oceans") veröffentlicht. Für die Konferenz der Vereinten Nationen über nachhaltige Entwicklung Rio+20 wurde ebenfalls ein TEEB Bericht erstellt. Er behandelt die Natur und ihre Rolle im Übergang zur "grünen" Wirtschaft im Kontext einer nachhaltigen Entwicklung ("Nature and its Role in the Transition to a Green Economy"). 2013 folgte ein Bericht zu Wasser und Feuchtgebieten ("TEEB for Water and Wetlands"), der vom Sekretariat der Ramsar Convention initiiert worden war.
TEEB-Berichte exemplarisch vorgestellt
TEEB-Bericht für nationale und internationale politische Entscheidungsträger
Der TEEB-Bericht für politische Entscheidungsträger unterstreicht die dringende Notwendigkeit, die Kenntnis über und das Bewusstsein für die soziale und ökonomische Dimension des Verlustes an biologischer Vielfalt zu verbessern. So sollen Politikern Handreichungen für gut informierte Entscheidungen zum Schutz der Natur und für eine nachhaltige wirtschaftliche Entwicklung an die Hand gegeben werden. Eine zentrale Aussage des Berichts ist, dass Investitionen in den Schutz und die Wiederherstellung von Ökosystemen kostengünstige Möglichkeiten zur Stärkung der Widerstandskraft gegenüber den Auswirkungen des Klimawandels oder von Naturkatastrophen bieten und zur Verbesserung der Ernährungssicherung, zur Armutsbekämpfung sowie wirtschaftlichen Entwicklung beitragen. Außerdem sei die Erhaltung von Ökosystemen fast immer kostengünstiger als Bemühungen, diese im Nachhinein wieder herzustellen. So kosteten beispielsweise das Anpflanzen und der Schutz von fast 12.000 Hektar Mangroven in Vietnam 1,1 Millionen US-Dollar, gleichzeitig wurden damit aber Kosten in Höhe von 7,3 Millionen US-Dollar an Instandhaltungskosten für Deiche eingespart.
Anhand zahlreicher anschaulicher Beispiele aus allen Teilen der Erde demonstriert TEEB, wie der Wert der Natur und ihrer Leistungen bei politischen Entscheidungen umfassend berücksichtigt werden kann. Politikerinnen und Politikern wird damit ein "Werkzeugkasten" zur Verfügung gestellt, den es nun gilt aufzugreifen, zu nutzen und an spezielle nationale Bedürfnisse anzupassen.
TEEB-Bericht für Unternehmen
Der TEEB-Bericht für Unternehmen stellt fest, dass der anhaltende Verlust der biologischen Vielfalt und ihrer Leistungen auch die Besorgnis der Wirtschaft erregt, die zunehmend erkennt, dass sich hinter den natürlichen Ressourcen ökonomische Werte und Chancen verbergen. Der Biodiversitätsverlust beläuft sich nach Schätzungen auf viele Billionen Dollar und beeinflusst damit auch zunehmend Märkte und Verbraucher. So wächst das Interesse von Seiten der Verbraucher an natur- beziehungsweise biodiversitätsfreundlichen Produkten und Dienstleistungen. 60 Prozent der Verbraucher aus Amerika und Europa und mehr als 90 Prozent der Verbraucher aus Brasilien sind sich des Problems des Biodiversitätsverlusts bewusst. Mehr als 80 Prozent der Verbraucher weltweit wollen zukünftig keine Produkte mehr von Unternehmen kaufen, die ökologische und soziale Aspekte in ihrer Geschäftspolitik vernachlässigen.
Der TEEB-Bericht kommt zu dem Schluss, dass Unternehmen aktuellen Marktanforderungen nur gerecht werden können, wenn sie ein nachhaltiges Biodiversitätsmanagement in ihre Unternehmensstrategie integrieren. TEEB schlägt Unternehmen dazu vor, sich Konzepte wie "No Net Loss" ("keine Nettoverluste"), "Ecological Neutrality" ("ökologische Neutralität") und "Net Positive Impact" ("positive Nettoauswirkungen auf die Umwelt") zu eigen zu machen. Er fordert außerdem eine verbesserte Bilanzierung von Unternehmensauswirkungen – positive wie negative – auf die biologische Vielfalt, um Änderungen bei Unternehmensinvestitionen und Geschäftsbetrieb herbeizuführen. Dazu empfiehlt er, dass Fachverbände und Bilanzfachleute neue Instrumente wie zum Beispiel gemeinsame Standards und Kennzahlen für Unternehmen entwickeln.