Neuer TEEB-Bericht vorgelegt: Natur muss Teil von volkswirtschaftlichen Bilanzierungen werden
"Investitionen in Ökosysteme rechnen sich. Sie stärken auf kostengünstige Weise die Widerstandskraft gegenüber den Auswirkungen von Klimawandel oder Naturkatastrophen. Und sie helfen bei der Ernährungssicherung, der Armutsbekämpfung und der wirtschaftlichen Entwicklung", das sagte die Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesumweltministerium, Ursula Heinen-Esser, bei der Vorstellung des jüngsten Berichts von TEEB, einem globalen Projekt zur Untersuchung der Ökonomie von Ökosystemen und der Biodiversität ("The Economics of Ecosystems and Biodiversity", TEEB).
So kosteten beispielsweise das Anpflanzen und der Schutz von fast 12.000 Hektar Mangroven in Vietnam 1,1 Millionen US-Dollar, gleichzeitig wurden damit aber Kosten in Höhe von 7,3 Millionen US-Dollar an Instandhaltungskosten für Deiche eingespart. Insgesamt könnten weltweit durch eine 45-Milliarden-US-Dollar-Investition in Schutzgebiete lebenswichtige naturbasierte Leistungen von jährlich rund 5.000 Milliarden US-Dollar gesichert werden. Zu diesen Leistungen gehören die CO2-Speicherung, der Schutz und die Verbesserung der Trinkwasserversorgung sowie der Hochwasserschutz. Das ist nur eines der Ergebnisse des neuesten TEEB-Berichts, der heute in Brüssel vom Leiter der Studie, Pavan Sukhdev, zusammen mit der Parlamentarischen Staatssekretärin im Bundesumweltministerium, Ursula Heinen-Esser, und EU Umweltkommissar Stavros Dimas vorgestellt wurde.
Bislang werden die Natur und ihre Leistungen in volkswirtschaftlichen Bilanzierungen nicht ausreichend berücksichtigt. TEEB empfiehlt eine gründliche Überarbeitung dieses Modells und fordert von Regierungen, finanzielle Anreize für den Schutz von Ökosystemen und ihren Dienstleistungen zu schaffen. Denn der vielfältige Wert der Natur hat direkte wirtschaftliche Auswirkungen auf das menschliche Wohlergehen und auf die öffentlichen und privaten Ausgaben. Der Anerkennung und Honorierung der von der natürlichen Umwelt der Gesellschaft zur Verfügung gestellten Werte muss politische Priorität eingeräumt werden, so der Bericht.
"Der heute vorgelegte Bericht zeigt anhand sehr anschaulicher Beispiele aus allen Teilen der Erde, wie es funktionieren kann. Für uns Politikerinnen und Politiker ist ein derartiger Werkzeugkasten von großem praktischen Nutzen. Denn wie man den Wert der Natur und ihrer Leistungen bei politischen Entscheidungen umfassend berücksichtigen kann, das müssen wir weltweit noch lernen", sagte Heinen-Esser.
TEEB wurde von Deutschland und der Europäischen Kommission auf Vorschlag der G8-Umweltminister im Jahr 2007 initiiert, um den ökonomischen Wert der biologischen Vielfalt zu untersuchen. Die Studie wird unter der Schirmherrschaft des Umweltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP) durchgeführt. Ein erster Zwischenbericht der TEEB-Studie wurde auf der UN-Naturschutzkonferenz im Mai 2008 in Bonn vorgelegt. Bereits zu diesem Zeitpunkt zeigte sich, dass der wirtschaftliche Wert der Leistungen der Ökosysteme für die menschliche Gesellschaft deutlich höher ist als bislang von Ökonomen und Naturwissenschaftlern angenommen worden ist. Im September 2009 wurde in Berlin ein TEEB-Bericht zur Klimaproblematik vorgestellt, der besonders die klimarelevanten Aspekte bei der ökonomischen Betrachtung der Biodiversität herausstellt. Bis Oktober 2010 werden weitere TEEB-Berichte für öffentliche Verwaltungen, den Privatsektor und die Verbraucher folgen.