Nachhaltiger Konsum
Mit Blick auf eine stetig wachsende Weltbevölkerung und begrenzte Ressourcen auf unserer Erde stellt sich die Frage, wie zukünftig der Lebensbedarf von neun Milliarden Menschen gedeckt und Partizipation sichergestellt werden kann. Allein der Konsum der privaten Haushalte ist für mehr als ein Viertel aller Treibhausgasemissionen in Deutschland verantwortlich. Die Produktion der Konsumgüter ist dabei noch nicht einmal einbezogen. Das bedeutet: Der Konsum von Produkten beeinflusst immer stärker nicht nur die wirtschaftliche und soziale Situation der Menschen, sondern auch den Zustand der Umwelt. Im Gebrauch und der Herstellung von Produkten liegt folglich ein großes Potenzial zur Verringerung der Umweltbelastung. Es geht darum, dieses Potenzial zu erkennen und zu nutzen. Eine Diskussion um unsere Lebensstile und um unsere Verantwortung auch beim Konsum ist unerlässlich!
Was ist nachhaltiger Konsum?
Nachhaltiger Konsum ist Teil einer nachhaltigen Lebensweise und ein Verbraucherverhalten, das unter anderem Umweltaspekte und soziale Aspekte bei Kauf und Nutzung von Produkten und Dienstleistungen berücksichtigt. Nachhaltiger Konsum betrifft dabei auch das Nutzungsverhalten und Entsorgungsverhalten von Ressourcen im Alltag.
Infografik Fußabdruck Deutschland
Bildbeschreibung
Folgt man dem Leitbild nachhaltiger Entwicklung ist Konsum dann nachhaltig, wenn er "den Bedürfnissen der heutigen Generation entspricht, ohne die Möglichkeiten künftiger Generationen zu gefährden, ihre eigenen Bedürfnisse zu befriedigen und ihren Lebensstil zu wählen". Dabei müssen wir beachten, dass sich der Konsum in Deutschland aufgrund globaler Produktionsprozesse und Lieferketten sowohl auf die Umwelt als auch auf die Menschen im Ausland auswirkt.
Nachhaltiger Konsum reicht damit in den individuellen Lebensstil des Menschen hinein. Der nachhaltige Konsument ist der ökologisch und sozial verantwortliche Bürger.
Nachhaltiger Konsum bedeutet vor allem: bewusster Konsum, genauer hinzuschauen und eine eigene "Gesamtbilanz" im Auge zu haben. Bundesumweltministerium und Umweltbundesamt unterstützen dies mit zahlreichen Informationsangeboten.
Mit Big Points den Fußabdruck halbieren
Nachhaltiger Konsum und nachhaltige Produktion bewirken einander!
Nachhaltigkeit als ein Qualitätsmerkmal von Produkten sollte die selbstverständliche Leitidee für Verbraucherinnen und Verbraucher, aber ebenso für die Wirtschaft und die öffentliche Verwaltung in Deutschland sein. Es geht darum, wie und was konsumiert wird.
Nachhaltiger Konsum beeinflusst alle Phasen der Wertschöpfungskette und muss in den gesamten Produktlebenszyklus bedacht werden. Die Betrachtung der Wertschöpfungskette von der Konsumseite bedeutet, dass nachhaltige Konsumentenentscheidungen letztlich die nachhaltige Optimierung der gesamten Wertschöpfungskette bewirken.
Nationales Programm für nachhaltigen Konsum
Die Bundesregierung hat am 24. Februar 2016 das vom Bundesumweltministerium erarbeitete und gemeinsam mit dem Bundesministerium der Justiz und für Verbraucherschutz und dem Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft vorgelegte Nationale Programm für nachhaltigen Konsum beschlossen. Darin legt die Bundesregierung dar, wie nachhaltiger Konsums auf nationaler Ebene in unterschiedlichen Bereichen systematisch gestärkt und ausgebaut werden soll. Das Programm, das auch einen wichtigen Schritt für die Umsetzung der 2030-Agenda für nachhaltige Entwicklung und insbesondere dem globalen Nachhaltigkeitsziel 12 (SDG 12 – Sustainable Development Goals) darstellt, soll den nachhaltigen Konsum von der Nische zum Mainstream befördern und die Konsumkompetenz der Verbraucherinnen und Verbraucher steigern. Gleichzeitig soll die Teilhabe aller Bevölkerungsgruppen am nachhaltigen Konsum gewährleistet werden.
Am 3. Mai 2021 wurde von den Staatssekretären für Nachhaltige Entwicklung die Weiterentwicklung des Programms beschlossen. Im Beschluss enthalten sind 45 neue quantifizierbare Maßnahmen und erstmals konsumbezogene Ziele, die vor die Bereiche Mobilität, Wohnen und Haushalt, Ernährung, Arbeit und Büro, Bekleidung sowie Freizeit und Tourismus betreffen. Die beschlossenen Maßnahmen sollen dazu beitragen, den konsumbezogenen Ausstoß von Treibhausgasen pro Einwohner bis 2030 zu halbieren.
Das Programm adressiert die sechs Konsumbereiche, in denen sich das größte Potenzial für Entlastungen befindet, namentlich Mobilität, Ernährung, Wohnen und Haushalt, Büro und Arbeit, Bekleidung sowie Tourismus und Freizeit. Darüber hinaus werden auch übergreifende Handlungsfelder adressiert, unter anderem Bildung, Verbraucherinformationen, Forschung. Das Programm stellt auch eine Plattform dar, die die Beteiligung aller relevanten gesellschaftlichen Gruppen ermöglichen soll. Nur mit Beteiligung der gesellschaftlichen Gruppen kann eine Veränderung der Konsummuster in unserer Gesellschaft hin zu mehr Nachhaltigkeit erreicht werden.
Zur Umsetzung des Programms wird auch durch Leuchtturmprojekte der Bundesressorts unterstützt. Zum Beispiel entwickelt das BMUV im Rahmen seiner Leuchtturm-Initiative "Wege und Bausteine einer digitalen Agenda für nachhaltigen Konsum" gemeinsam mit relevanten Akteursgruppen konkrete Lösungsbeiträge für die gesellschaftliche Verwirklichung nachhaltiger Konsummuster und Lebensstile unter Berücksichtigung des digitalen Wandels. Beispiele sind die Verbesserung der Nachhaltigkeit des Online-Handels, die Nutzung von Algorithmen und Suchmaschinen für nachhaltige Konsumentscheidungen, die Unterstützung von digitalen Initiativen sowie die Entwicklung von digitalen Verbraucherkompetenzen für nachhaltigen Konsum. Dabei wird die "digitale Gestaltungskompetenz" einer Politik für nachhaltigen Konsum verbessert. Die ist auch ein Beitrag zur umweltpolitischen Digitalagenda des BMUV, in der dem Konsum eine zentrale Rolle zukommt
Zur Unterstützung der Umsetzung des Programms wurde am 23. März 2017 das Kompetenzzentrum Nachhaltiger Konsum im Umweltbundesamt ins Leben gerufen. Das Kompetenzzentrum soll den nachhaltigen Konsum als gemeinsame Aktivität der gesamten Bundesregierung voranbringen und dafür eine institutionelle Grundlage schaffen. Zu seinen zentralen Aufgabenbereichen gehört die inhaltliche und organisatorische Unterstützung der Umsetzung des Programms, die Bereitstellung von Informationsdienstleistungen für nachhaltigen Konsum sowie die Koordinierung der fachwissenschaftlichen Dienstleistungen für nachhaltigen Konsum mit Blick auf die Programmimplementierung in Abstimmung mit den jeweils zuständigen Ressorts.
Zudem wurde zur stärkeren Einbeziehung der gesellschaftlichen Gruppen bei der Umsetzung des Programms am 27. Januar 2017 das nationale Netzwerk Nachhaltiger Konsum gegründet. Das Netzwerk fördert die Intensivierung eines fachübergreifenden und praxisorientierten Dialogs sowie die Kooperation inzwischen knapp 260 Akteuren aus Wissenschaft, Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft. Es dient unter anderem der Verbreitung von Best Practice-Beispielen und Kooperationen von Akteuren in einzelnen Handlungsbereichen.
Information durch Umweltzeichen
Prüfsiegel, Standardisierungen und Umweltzeichen, die auf hohen Standards beruhen, können zu effizienten und transparenten Marktverhältnissen beitragen und so eine gute Grundlage für selbstbestimmte und eigenverantwortliche Verbraucherentscheidungen bilden.
Das bekannte und erfolgreiche deutsche Umweltzeichen "Blauer Engel" wird von der Bundesregierung weiter gestärkt und soll noch mehr als bisher Aspekte der Nachhaltigkeit berücksichtigen. Vorgesehen ist, die Akzeptanz und Verbreitung des "Blauen Engel" zu fördern, beispielsweise durch eine Schwerpunktsetzung auf verschiedene Umweltaspekte, eine stärkere Öffentlichkeitsarbeit.
Detaillierte Informationen zu Maßnahmen und Instrumenten der Bundesregierung sowie zu Umweltzeichen entnehmen Sie bitte den speziellen Punkten dieser Website.
Nachhaltiger Konsum auf internationaler Ebene
Auf der Konferenz der Vereinten Nationen über Umwelt und Entwicklung in Rio de Janeiro 1992 wurde der "nachhaltige Konsum" als Begriff und Idee in die politische Diskussion eingeführt. Zehn Jahre später auf dem Weltgipfel in Johannesburg erfolgte der Beschluss eines 10-Jahres-Rahmenprogramms zur Förderung nachhaltiger Konsummuster und Produktionsmuster. Konkretisiert wurden die Ziele in dem 2003 gestarteten "Marrakesch-Prozess", in dessen Zentrum die Entwicklung von Strategien und Maßnahmen zur Stärkung nachhaltiger Konsummuster und Produktionsmuster stehen. Der Marrakesch-Prozess bildet die Basis für nationale Strategien zur Förderung nachhaltiger Produktionsmuster und Konsummuster.
In Deutschland wurde vor diesem Hintergrund im Jahre 2004 vom Bundesumweltministerium und dem Umweltbundesamt der nationale Dialogprozess zu nachhaltigen Konsumweisen und Produktionsweisen ins Leben gerufen. Auf der europäischen Ebene folgte im Jahr 2008 der Aktionsplan "Nachhaltigkeit in Produktion und Verbrauch".
Auf dem Weltgipfel für nachhaltige Entwicklung in Rio de Janeiro 2012 (Rio+20) wurde der 10-Jahres Rahmen für Programme für nachhaltige Konsumweisen und Produktionsweisen beschlossen. Aus diesem Beschluss hat sich das One Planet Network als globale Aktionsplattform für nachhaltigen Konsum und Produktion entwickelt.
In der im September 2015 von den Staatschefs und Regierungschefs der Vereinten Nationen beschlossenen "2030-Agenda für nachhaltige Entwicklung" wurden die globalen Nachhaltigkeitsziele verabschiedet, in der die Umsetzung nachhaltiger Konsummuster und Produktionsmuster in einem eigenständigen globalen Ziel "Für nachhaltige Konsum- und Produktionsmuster sorgen" (SDG 12) sowie in weiteren Kapiteln verankert sind.