Nanoregister in Europa

Angesichts der Vielfalt von Nanomaterialien und ihren möglichen Anwendungsgebieten stellt sich die Frage, in welchen konkreten Produkten Nanomaterialien enthalten sein können. Mit diesen Informationen könnten beispielsweise Behörden leichter abschätzen, welche Bevölkerungsgruppen beziehunsgweise welche Umweltbereiche in welchem Umfang mit welchen Nanomaterialien in direkten Kontakt kommen. Auch die Rückverfolgung von Nanomaterialien in den Produktionsketten könnte dadurch erleichtert werden. Schon in der ersten Phase des NanoDialogs der Bundesregierung diskutierte daher die Nanokommission über ein Register für Produkte, die Nanomaterialien enthalten. Eine Machbarkeitsstudie im Auftrag der Nanokommission beleuchtete im Jahr 2010 die rechtlichen Rahmenbedingungen, in denen ein europäisches oder ein nationales Nanoproduktregister möglich wäre. 

Das Nano Observatory der Europäischen Kommission

Im Jahr 2013 forderte der Bundesrat die Bundesregierung auf, sich für ein europäisches Nanoproduktregister einzusetzen. Auch das Europäische Parlament forderte einen europaweiten Überblick über Nanomaterialien und ihre Anwendung in Produkten auf dem europäischen Markt. Nach einem intensiven Diskussionsprozess, in den sich auch Deutschland einbrachte, lehnte die Europäische Kommission zwar die Einführung eines europäischen Nanoproduktregisters ab. Sie teilte jedoch den Wunsch nach mehr Transparenz für den europäischen Markt und beauftragte die Europäische Chemikalienagentur ECHA mit einer Beobachtungsstelle für Nanomaterialien. Seit 2017 ist das European Union Observatory on Nanomaterials (EUON, kurz: Nano Observatory) online.

Das EUON führt die Informationen zusammen, die in Behörden, Forschungseinrichtungen und anderen Institutionen in Europa zu Nanomaterialien vorliegen und bereitet sie für die Öffentlichkeit auf. So finden Nutzerinnen und Nutzer Hintergrundinformationen zur europäischen Rechtslage, zum Stand der wissenschaftlichen Erkenntnis und bedeutsamen Anwendungsfeldern. Das Herz des EUON ist jedoch die Datenbank, in der sich ganz konkrete, industriell angewendete Nanomaterialien finden lassen. Neben den chemischen Namen, Formeln und Einsatzgebieten erfahren die Suchenden auch, ob und wodurch die Stoffe möglicherweise in die Umwelt gelangen können.

Um den Informationsansprüchen der europäischen Bevölkerung gerecht zu werden, werden die Angebote des EUON kontinuierlich verbessert und ausgebaut. Dafür greift das EUON unter anderem auf Informationen aus Quellen zu, die für die breite Öffentlichkeit nicht zugänglich sind: Die REACH-Registrierungsdossiers, den europäischen Katalog über nanoskalige Kosmetik-Inhaltsstoffe sowie die Nanoproduktregister von Frankreich und Belgien.

Frankreich

Gemäß der "déclaration des substances à l'état nanoparticulaire" richtete Frankreich im Jahr 2013 ein verpflichtendes Register für Nanomaterialien ein. Hersteller, Importeure und Händler sowie Anwender und Forschungslabore, die mehr als 100 Gramm eines Nanomaterials herstellen, einführen, handeln oder einsetzen, müssen dies den Behörden anzeigen. Die Datenbank ist nicht öffentlich zugänglich. 

Belgien

Gemäß dem "Königlichen Erlass über das Inverkehrbringen der im Nanopartikelzustand hergestellten Stoffe" vom 27. Mai 2014 müssen in Belgien seit dem Jahr 2016 alle Nanomaterialien, Mischungen mit Nanomaterialien sowie Produkte, die Nanomaterialien enthalten, registriert werden, bevor sie auf den belgischen Markt dürfen. Die Datenbank ist nicht öffentlich zugänglich. 

Transparenz in Deutschland

Schon im Aktionsplan 2010 der Nano-Initiative (herausgegeben 2006) hatte die Bundesregierung angekündigt, öffentlich zugängliche Datenbanken als transparente Informationsbasis rund um die Nanotechnologien einzurichten. Gefördert vom Bundesforschungsministerium brachte DaNa, das Projekt für Wissenschaftskommunikation, noch im selben Jahr die Internetseite www.nanopartikel.info ins Netz. In DaNa arbeiten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Humantoxikologie, Ökotoxikologie, Biologie, Physik und Chemie zusammen daran, Forschungsergebnisse zu Nanomaterialien und deren Auswirkungen auf Mensch und Umwelt allgemeinverständlich aufzubereiten. In der "Wissensbasis" auf nanopartikel.info können alle Interessierten sowohl nach einzelnen Substanzen als auch nach bestimmten Anwendungsfeldern suchen. Dem wissenschaftlichen und technischen Fortschritt folgend, wird nanopartikel.info stetig weiter ausgebaut. DaNa4.0 nimmt neben den Nanomaterialien inzwischen auch andere neue und innovative Materialien in den Blick. 

Unabhängig vom EUON haben einige Mitgliedstaaten der Europäischen Union sowie Norwegen und die Schweiz eigene, sehr unterschiedlich ausgestaltete Nanoregister eingeführt:

Stand: 02.07.2020

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