Projekte und Initiativen
Wettbewerb für nachhaltige Tourismusdestinationen
Die Gewinner des Bundeswettbewerbs Nachhaltige Tourismusdestinationen wurden am 21. Juni 2023 in Berlin ausgezeichnet. Die Biosphäre Bliesgau ist Siegerin in der Kategorie "Fortgeschrittene" – die saarländische Tourismusregion setzte sich gegen die Sächsische Schweiz auf Platz zwei und das Allgäu auf Platz drei durch. In der Kategorie "Starter" wurden mit Oberstdorf und Vorpommern zwei Sieger gekürt. Bremerhaven belegte den dritten Platz. Weitere Ehrungen für innovative Leuchtturmprojekte erhielten Berlin, der Ostseefjord Schlei und die Uckermark. Ausführliche Informationen wurden Anfang 2024 im Report zum Wettbewerb veröffentlicht.
Insgesamt lagen 44 Bewerbungen aus allen 16 Bundesländern vor. Davon wurden 22 für die Teilnahme an der zweiten Wettbewerbsphase im Januar/Februar 2023 ausgewählt. Der Wettbewerb wurde bereits zum dritten Mal vom Bundesumweltministerium gemeinsam mit dem Bundesamt für Naturschutz und dem Deutschen Tourismusverband entwickelt. Damit werden besonders aktive Regionen für ihr Engagement im nachhaltigen Tourismus ausgezeichnet und ein Anreiz für die Weiterentwicklung des Inlandstourismus gegeben.
Nach der erstmaligen Durchführung 2012/13 (Preisträger: Region Uckermark) und der anschließenden Weiterentwicklung ging aus dem zweiten Bundeswettbewerb 2016/17 das Biosphärengebiet Schwäbische Alb als Sieger hervor. Alle Nominierten und Gewinner sind im Report Nachhaltigkeit ausführlich beschrieben. Die bisherigen Wettbewerbe wurden evaluiert. Das Format für den Bundeswettbewerb 2022/23 wurde angepasst und weiterentwickelt, um nachhaltige Konzepte und Politiken des Deutschlandtourismus noch stärker bundesweit in der Umsetzung zu unterstützen. Auch für den Praxisleitfaden "Nachhaltigkeit im Deutschlandtourismus" als bisherigem Bewertungsrahmen und praktischer Hilfestellung ist ein Monitoring geplant.
Weiterentwicklung des nachhaltigen Tourismus
Was eine nachhaltige Entwicklung im Tourismus auszeichnet, ob und wie sich die Nachhaltigkeit im Deutschlandtourismus messen und transparent vergleichbar machen lässt, hat ein 2023 abgeschlossenes Forschungsvorhaben zur "Weiterentwicklung des nachhaltigen Tourismus" untersucht. Das Vorhaben wurde bereits als Pilotstudie der Welttourismusorganisation UNWTO im Rahmen der globalen Initiative "Measuring the Sustainability of Tourism (MST)" anerkannt. Es begleitet damit zusätzlich das Engagement des BMUV im Tourismusprogramm des Zehn-Jahresprogramms der Vereinten Nationen (UN) zu nachhaltigen Konsum- und Produktionsmustern. Der Abschlussbericht zur Messbarkeit und Entwicklung eines "Tourismus-Nachhaltigkeits-Satellitenkontos" sowie mehrere Themenpapiere zum Beispiel zu Nachhaltigkeit, Mobilität, Fachkräftemangel sowie die Dokumentation der im Rahmen des Vorhabens durchgeführten internationalen Konferenz sind bereits veröffentlicht.
Welche klimawirksamen Emissionen der deutsche Reiseverkehr verursacht, wurde in einem weiteren Forschungsvorhaben ermittelt. Es wurden Lücken hinsichtlich unzureichender Berücksichtigung von tourismusspezifischen Verkehrsmitteln, wie zum Beispiel bei Wohnmobilen, Pkw mit Zusatzausstattungen (Wohnanhänger, Dachgepäckbox, Heck- und Dachträger für Fahrräder) und Passagierschiffen, geschlossen und Bilanzgrenzen gegenüber dem Alltagsverkehr, zwischen Inland und Ausland sowie Inländern und Ausländern gezogen. Entsprechend der gewählten Abgrenzungen entfällt rund die Hälfte der Verkehrsleistung auf die Reisemobilität. Die Nutzung von Dachgepäckboxen sowie Fahrrad-Heckträgern führt zu einem Mehrverbrauch zwischen 3 und 32 Prozent, die Nutzung eines Wohnanhängers von bis zu 55 Prozent.
Einen weiteren Themenschwerpunkt bilden der Klimawandel und die Anpassung an sich ändernde Bedingungen für Tourismusdestinationen, wie steigende Durchschnittstemperaturen, zunehmende Trockenheit, häufigere Extremereignisse und eine abnehmende Schneesicherheit. Betrachtet werden der Tourismus an Küsten, Seen und Flüssen sowie in den deutschen Alpen- und Mittelgebirgsregionen. Aktuelle Forschungsergebnisse wurden in Web-Seminaren am 11. und 12. Mai 2020 vorgestellt und der Abschlussbericht im Oktober 2021 veröffentlicht. Außerdem wurde ein Handlungsleitfaden speziell für Destinationsmanagerinnen und -manager entwickelt, der eine Hilfestellung im Klimaanpassungsprozess bieten soll. Das Online-Tool "Klimainformationssystem" bietet anhand von interaktiven Karten, Tabellen und Zeitreihen Informationen über die vergangene und mögliche zukünftige Klimaentwicklung in den deutschen Tourismusregionen.
Nicht nur im deutschen Alpenraum fragen sich viele Menschen, wie sich der Klimawandel auf den Tourismus in den Wintermonaten auswirkt. Die Klimaerwärmung, die in den Alpen noch schneller voranschreitet als im Flachland, hat schon heute sichtbare Folgen für den vom Schneefall abhängigen Wintertourismus in den Alpen. Die Broschüre "Wintertourismus im Klimawandel" fasst die aktuellen klimatischen und touristischen Trends im Wintertourismus zusammen und zeigt, wie sich die Erwartungen deutscher Urlauber an einen Urlaub während der Wintermonate in den letzten Jahren entwickelt haben.
Welche Rolle Nachhaltigkeitsaspekte für Verbraucherinnen und Verbraucher bei der Suche und Buchung ihrer Urlaubsreisen über Online-Buchungsportale spielt, hat das Forschungsvorhaben "Finden von Nachhaltigkeitsinformationen bei Urlaubsreisen (FINDUS)" untersucht.
Online-Buchungsportale sind jedoch nicht die einzig relevante Form der Digitalisierung im Tourismus. Das Forschungsvorhaben "Die Auswirkungen der Digitalisierung und Big Data-Analyse auf eine nachhaltige Entwicklung des Tourismus und dessen Umweltwirkung" untersucht, welchen Einfluss die Digitalisierung hier in der ökologischen und sozialen Dimension haben kann und welche Chancen und Risiken sich daraus ergeben.
Das BMUV setzt über weitere Forschungs- und Modellprojekte Akzente bei der Stärkung eines umwelt- und naturverträglichen Tourismus in Deutschland sowie einer nachhaltigen touristischen Entwicklung in Zielgebieten deutscher Touristen im Ausland. Konkrete Maßnahmen sollen außerdem dazu beitragen, den Schutz von Umwelt und Klima sowie der Biodiversität verstärkt in Unternehmensentscheidungen und touristische Angebote zu integrieren.
Gefördert werden unter anderem
- Kooperationen und Vernetzung der verschiedenen Akteure von Naturschutz, Tourismus und Sport,
- naturschutz- und umweltbildungsorientierte Naturerlebnisangebote in den Nationalen Naturlandschaften,
- die nachhaltige Gestaltung von Kinder- und Jugendreisen (Change and the City, Zero Impact Camps),
- das "Schulwandern", Natur- und Umweltschutz in den Alpen (zum Beispiel zur nachhaltigen Mobilität der "Alpine Pearls" oder zur "Alpenkonvention AAA+".
Auch in der Alpenkonvention ist das BMUV im Bereich Tourismus aktiv. Am 26. Oktober 2022 wurden die Gewinnerinnen und Gewinner des zum zweiten Mal durchgeführten, erfolgreichen alpenweiten Klimaschutz-Wettbewerbs für Hotels und touristische Unterkünfte "ClimaHost" ausgezeichnet. Weitere Informationen zu beiden Wettbewerben und allen Preisträgerinnen und -trägern sind auf der ClimaHost Projektseite nachzulesen.
Und auch die Dokumentation der digitalen Konferenz "Outdoortourismus mit Fernsicht – Zwischen Klimawandel, Nachhaltigkeitsanspruch und Krisenmanagement", die am 16. und 17. November 2020 mit mehr als 300 internationalen Teilnehmenden durchgeführt wurde, steht online zur Verfügung.