Neubewertung der Toxizitätsäquivalente für Dioxine und dioxinähnliche Verbindungen
Zur besseren Abschätzung der Giftigkeit von Dioxinen und dioxinähnlichen polychlorierten Biphenylen (PCB) wurde das System der Toxizitätsäquivalente, kurz TEQ genannt, eingeführt. Anhand dessen kann eine Vielzahl von Konzentrationen an Stoffen mit gleichem toxikologischem Wirkprofil, jedoch unterschiedlicher Wirksamkeit, zu einem einzigen Wert zusammengefasst werden. Eine Schlüsselrolle bei der Berechnung der TEQ spielen dabei die sogenannten Toxizitätsäquivalentfaktoren (TEF).
Die Giftigkeit der Einzelsubstanzen wird dabei auf das 2,3,7,8-Tetrachlordibenzodioxin (2,3,7,8-TCDD) bezogen, das als giftigste Verbindung der Stoffgruppe gilt und auch als "Seveso-Dioxin" bekannt geworden ist. Als Referenzsubstanz erhielt das 2,3,7,8-TCDD den Faktor eins, die anderen Verbindungen aus der Stoffgruppe der Dioxine und dioxinähnlichen PCB erhielten entsprechend ihrer geringeren Giftigkeit abgestufte, niedrigere Werte. Durch unterschiedliche TEF in Verbindung mit den jeweiligen Mengen nehmen die verschiedenen Verbindungen unterschiedliche Anteile am TEQ ein. Die TEF werden im Rahmen wissenschaftlicher Studien zum toxischen Potential der verschiedenen Verbindungen ermittelt.
Somit müssen die TEFs in regelmäßigen Abständen unter Berücksichtigung neuer Erkenntnisse aktualisiert werden. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat 1998 eine Liste mit Toxizitätsäquivalentfaktoren (TEF) zusammengestellt, auf deren Grundlage die EU-Höchstgehalte für Dioxine und dioxinähnliche PCB in Lebensmitteln früher festgesetzt wurden. Im Jahr 2005 wurden diese TEF überprüft. Aufgrund von mathematisch-statistischen Erwägungen wurden bei der Auswertung der Studien neue TEF vorgeschlagen, die dazu führen, dass die Toxizität von Dioxinen und dioxinähnlichen PCB je nach Lebensmittel zwischen zehn und 20 Prozent geringer eingestuft wird, als unter Verwendung der TEF aus dem Jahr 1998. Im November 2023 hat die WHO nach Überprüfung der TEF von 2005 abermals neue TEF veröffentlicht (2022 WHO TEF). Diesen liegt ein wissenschaftlich anerkannter Bewertungsansatz zugrunde, dass auf einen umfangreichen Datensatz sowie aussagekräftigen toxikologischen Studien der einzelnen Verbindungen angewendet werden konnte. Gegenwärtig erarbeitet die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) auf Grundlage der neuen TEF eine gesundheitliche Bewertung. Die Ergebnisse werden voraussichtlich im Frühjahr 2026 vorliegen.
Die seit dem 1. Januar 2012 geltende Regelung der Höchstgehalte und der Auslösewerte für Dioxine und dioxinähnliche PCB in Lebensmitteln nehmen derzeit noch die TEF aus dem Jahr 2005 in Bezug.