Balance zwischen Naturschutz und Weidetierhaltung
Im Einklang mit der Natur
Pure Natur, soweit das Auge reicht. Friedlich grasen die gut 300 Schafe und Ziegen auf der wilden Grünfläche im brandenburgischen Hohenleipisch. Es ist ein geradezu idyllischer Anblick, fern ab vom hektischen Stadtleben und grauen Asphalt.
Früher war hier ein Truppenübungsplatz der DDR. Heute ist es in weiten Teilen eine Naturerbefläche mit ausgedehnten Wäldern und einer bunten Heidelandschaft. Auf einigen dieser Flächen werden die Tiere der Schäferei René Jeronimus gehütet.
Die Weidetierhaltung ist fester und jahrhundertealter Bestandteil unserer Kulturlandschaft. Sie hat aber auch eine große Bedeutung für den Naturschutz und für artenreiche Wiesen. Denn weidende Schafe halten die Flächen offen, beispielsweise für bodenbrütende Vogelarten.
Schon früher gab es den Wolf
Extensiv genutzte Grünlandflächen zählen zu den artenreichsten Lebensräumen der Agrarlandschaft. Mit den angrenzenden Wäldern haben viele Tierarten in solchen Regionen ideale Bedingungen, um zu brüten oder den Nachwuchs aufzuziehen, zu jagen oder sich zurückzuziehen.
Auch größere Raubtiere wie der Wolf leben hier. In Deutschland ehemals ausgerottet, breitet sich der Wolf seit einigen Jahren weiter aus. Was für die Naturschützer ein echter Erfolg ist, stellt die Schafhalter und Wanderschäfer jedoch vor besondere Herausforderung.
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"Schon früher gab es den Wolf hier, es ist nur natürlich, dass er wieder zurückkommt. Wer die Natur liebt, akzeptiert auch den Wolf. Aber natürlich möchte ich keine Tiere verlieren", sagt Schäfer René Jeronimus bei einem Besuch der Bundesumweltministerin Steffi Lemke.
Guter Herdenschutz wird unterstützt
Die Weidewirtschaft im Einklang mit dem Wolf zu betreiben, ist eine anspruchsvolle Aufgabe. Mit besonderen Schutzmaßnahmen lässt sie sich lösen. Schäfer Jeronimus hütet seine Weidetiere durch Herdenschutzhunde und stellt Koppelzäune auf.
Für Weidetierhalter ist es wichtig, bei Rissen durch den Wolf nicht allein gelassen zu werden. Sie sollen schnell und leicht Unterstützung finden, wenn es um Herdenschutzmaßnahmen geht oder dann auch um notwendige Abschüsse von sogenannten Problem-Wölfen.
Bundesumweltministerin Steffi Lemke ist sich sicher, "nur durch guten Herdenschutz lassen sich Wolfsrisse vermeiden. Daher müssen Schäfer und Schäferinnen unbürokratisch und schnell bei der Umsetzung von entsprechenden Maßnahmen unterstützt werden, vor allem finanziell." Sie wies damit auch auf die seit dem 1. Januar 2023 geltende Weidetierprämie hin.
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Bundesumweltministerin Steffi Lemke besichtigt Wolf-Herdenschutzmaßnahmen einer Schäferei im brandenburgischen Hohenleipisch am 12. Juli 2023
Arbeit an praxisorientierten Lösungen
Wenn ein Wolf trotz Schutzmaßnahmen Tiere reißt, kann er jetzt schon nach geltender Rechtslage abgeschossen werden. Gemeinsam mit den Bundesländern und den Praktikern soll der sogenannte Leitfaden für Wolfsabschüsse praxistauglicher und unbürokratischer ausgestaltet werden.
Auch die Behörden brauchen Rechtssicherheit bei den Genehmigungen von Abschüssen. Daher wird weiterhin an praxistauglichen Lösungen und für die Balance zwischen Naturschutz und Weidetierhaltung gearbeitet.
Das BMUV hat unter anderem mit der "Dialogreihe Wolf" ein Forum geschaffen, in dem geeignete Praktiken diskutiert und entsprechende Vorschläge eingereicht werden sollen. An der Auftaktveranstaltung am 1. Juni haben Weidetierhalter, Naturschutzverbände, Jagd- und Tierschutzverbände sowie Vertreterinnen und Vertreter der Länder und der Wissenschaft teilgenommen.