Nationale Waldschutzpolitik
Etwa ein Drittel der Fläche Deutschlands ist bewaldet, der weit überwiegende Teil davon wird forstwirtschaftlich genutzt. Der Wald in Deutschland ist von besonderer Bedeutung als Lebensraum für Flora und Fauna, Wirtschaftsfaktor, Rohstofflieferant, Klimaregulator und Erfahrungs- und Rückzugsraum für Erholung suchende Menschen. Das Erscheinungsbild des Waldes ist dabei im Laufe der Jahrhunderte wesentlich durch die Einflussnahme und wirtschaftliche Tätigkeit des Menschen geprägt worden.
Viele seltene und bedrohte Tier- und Pflanzenarten sind auf naturnahe und strukturreiche Waldökosysteme als Lebensraum angewiesen und brauchen diese auch zur Anpassung an den fortschreitenden Klimawandel. Besonders brauchen wir Wälder, die reich an Alt- und Totholz sind. Der Art der Waldbewirtschaftung kommt daher auch große Bedeutung für die Erhaltung der biologischen Vielfalt zu. Daneben stellen Klimaänderung, großräumige luftgetragene Stickstoffeinträge, der Ausbau von Windenergieanlagen im Wald und eine zunehmende Nachfrage nach Holz Naturschutz und Forstwirtschaft vor gewaltige Herausforderungen. Aus der Notwendigkeit heraus Biodiversität in Waldökosystemen stärker zu adressieren hat das Bundesumweltministerium "Leitlinien für die Wiederbewaldung in Deutschland" sowie das Positionspapier "Für eine naturnahe und klimastabile Waldzukunft" erstellt.
Wie die Dritte Bundeswaldinventur zeigt, hat sich der ökologische Zustand unserer Wälder in den letzten Jahren positiv entwickelt. Insgesamt gibt es wieder mehr Laubbäume in Deutschlands Wäldern, seit 2002 stieg deren Anteil um rund 7 Prozent (circa 315.000 Hektar) auf 43 Prozent des Holzbodens. Auch Biotopbäume, Totholzanteil, Alter und Strukturvielfalt der Wälder haben zugenommen. So ist knapp ein Viertel des Waldes älter als 100 Jahre - was einer Zunahme gegenüber 2002 um 18 Prozent entspricht, 14 Prozent sind sogar älter als 120 Jahre. Allerdings sind die erzielten Verbesserungen in Sachen Baumartenmischung und Strukturvielfalt bei weitem noch nicht ausreichend. 64 Prozent der Wälder in Deutschland sind nicht naturnah. Eine naturnahe Baumartenzusammensetzung ist Grundlage für eine natürliche Biodiversität, Resistenz und Resilienz der Wälder samt ihren vielfältigen zeitlichen und räumlichen Prozessen. Den grundsätzlichen positiven Trend gilt es im Sinne des Teilindikators Wald des Artenvielfaltsindikators der Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt (NBS) und der Deutschen Nachhaltigkeitsstrategie weiterzuführen und die für Wälder typischen Lebensgemeinschaften zu erhalten und weiter zu fördern.
Auch der Erhaltungszustand der durch die FFH-Richtlinie geschützten Buchenwälder ist stabil. Gleichwohl sind die deutschen Wälder noch immer zu erheblichen Teilen durch naturferne Forste mit erheblichen Anteilen nicht standortheimischer Baumarten geprägt.