Naturschutz und Bioenergie
Biomasse aus landwirtschaftlicher Erzeugung
Für die Produktion von nachwachsenden Rohstoffen für die energetische Nutzung wurde im Jahr 2021 in Deutschland eine Anbaufläche von 2,34 Millionen Hektar genutzt. Dies sind rund 20 Prozent der Ackerfläche. Die Anbaufläche für Energiepflanzen zur Biogasgewinnung betrug geschätzt 1,57 Millionen Hektar (davon entfielen allein knapp 1.000.000 Hektar auf den Maisanbau), während für Biokraftstoffe (überwiegend Raps) 758.000 Hektar beansprucht wurden.
Generell hat sich die biologische Vielfalt auf intensiv genutzten landwirtschaftlichen Flächen durch Nährstoff- und Pestizideinträge und Monokulturen deutlich verschlechtert. Darüber hinaus verschärft der Energiepflanzenanbau die Situation. Die stärksten Rückgänge im Bestand bei den Vögeln der Agrarlandschaft seit dem Jahr 1990 bis 2013 sind beim Kiebitz mit 80 Prozent, beim Braunkehlchen mit 63 Prozent und bei der Uferschnepfe mit 61 Prozent zu verzeichnen.
Die zunehmend intensive Erzeugung landwirtschaftlicher Produkte wird durch die Nachfrage nach Biomasse zur Energiegewinnung verstärkt. Die ökonomische Rentabilität von Anbaubiomasse hat wegen der begrenzten landwirtschaftlichen Nutzflächen auch die Umwandlung von biologisch wertvollem Grünland in Ackerfläche begünstigt. Dieses führt zusätzlich zu Verlusten von wichtigen Lebensräumen und Nahrungsangeboten. Aber auch die Anwohner sorgen sich um die Gewässer-, Luft,- und Bodenqualität und spüren das hohe Transportaufkommen im Umkreis der Biogasanlagen. Dem gegenüber zu stellen ist die wissenschaftliche Erkenntnis, dass Bioenergie aus Anbaubiomasse einen begrenzten Beitrag zur Minderung der Treibhausgas (THG)-Emissionen gegenüber fossilen Energieträgern leisten kann. Andererseits entstehen Emissionen von Treibhausgasen im landwirtschaftlichen Erzeugungsprozess, durch Landnutzungsänderungen und in dem Aufbereitungsprozess (zum Beispiel bei der Konversion). Dies führt dazu, dass Bioenergie aus Anbaubiomasse kein THG-neutraler Energieträger ist.
Bioenergie aus Anbaubiomasse kann unter Wahrung der Vorrangigkeit von Nahrungs- und Futtermittelproduktion nur in sehr begrenztem Maße zu einem nachhaltigen und weitgehend auf erneuerbaren Energien beruhenden Energiemix beitragen. Deshalb muss Bioenergie langfristig ausschließlich aus Rest- und Abfallstoffen gewonnen und dabei die Kaskadennutzungen (erst stoffliche Nutzung und dann energetische Nutzung) stärker berücksichtigt werden. Aus diesen Gründen setzt sich BMUV dafür ein, dass keine weitere Flächenausweitung für den Anbau von Biomasse für die Energieerzeugung erfolgt. Um diese Zielsetzung zu unterstützen, wurden zahlreiche Forschungsvorhaben in Auftrag gegeben.
Nachhaltigkeitskriterien für Biokraftstoffe
Die EU hat im Jahr 2018 die sogenannte Erneuerbare-Energien-Richtlinie (EU) 2018/2001 novelliert, die die Nachhaltigkeitsanforderungen für die Herstellung und Verwendung von Biokraftstoffen bestimmt. Danach gelten Biokraftstoffe nur dann als nachhaltig, wenn der Anbau der nachwachsenden Rohstoffe nicht auf schützenswerten Flächen wie Primärwäldern oder auf Gebieten mit hoher biologischer Vielfalt erfolgt. Darüber hinaus muss die Energie, die aus der Biomasse gewonnen wird, einen signifikanten Beitrag zur Treibhausgasminderung und damit zum Klimaschutz leisten. Sozialaspekte sind nicht verbindlich geregelt, werden jedoch beobachtet. Die Erfüllung der Nachhaltigkeitskriterien wird anhand von Nachweisen belegt und kontrolliert. In Deutschland sind die Nachhaltigkeitsvorgaben der Richtlinie durch die Biokraftstoff- Nachhaltigkeitsverordnung und die Biomasse-Strom-Nachhaltigkeitsverordnung umgesetzt worden.
Feste Biomasse aus forstwirtschaftlicher Erzeugung
Die Hälfte der Holzernte in Deutschland wird gegenwärtig energetisch genutzt. Im Vergleich zu Wind, Fotovoltaik, Wasserkraft und Biomasse aus der Landwirtschaft stellt die feste Biomasse (insbesondere Holz) die wichtigste erneuerbare Energiequelle in Deutschland dar und wird derzeit vor allem zu Heizzwecken genutzt. Dies hat Auswirkungen auf die Natur. Sofern Holz aus dem Wald nicht angepasst entnommen wird, kann dies zu einer Gefährdung und einem Rückgang der biologischen Vielfalt führen und mindert zudem die Funktion des Waldes als CO2-Senke. Deshalb ist bei der energetischen Holzverwendung anzustreben, dass diese, wo möglich und sinnvoll, auf nicht weiter stofflich verwendbares Rest- und Altholz konzentriert ist oder am Ende einer Nutzungskaskade steht sowie nicht zu Lasten der Senkenfunktion der Wälder geht.