– Es gilt das gesprochene Wort –
Königliche Hoheit Fürst Albert von Monaco,
Damen und Herren,
die planetare Dreifachkrise aus Artenaussterben, Verschmutzung und Klimakrise kumuliert in der Arktis. Sie erwärmt sich rund viermal schneller als das globale Mittel. Mit enormen Konsequenzen für das globale Klimasystem. An den arktischen Stränden und im arktischen Meer sammelt sich Müll aus der ganzen Welt. Besonders kritisch ist Plastik. Aber auch Dieselruß ist problematisch, weil er die Eisschmelze beschleunigt.
Die extremen Lebensbedingungen der Arktis haben eine hochspezialisierte Artenvielfalt hervorgebracht. Erderhitzung und Verschmutzung bedrohen diese empfindlichen Ökosysteme – mit unumkehrbaren Folgen für die globale Nahrungskette. Intensive Forschung hilft uns, Prozesse und Entwicklungen besser zu verstehen.
- Wir wissen, dass tauende Permafrostböden gigantische Mengen an Treibhausgasen freisetzen und Siedlungen und Infrastrukturen zerstören.
- Wir wissen, dass das vollständige Abschmelzen des grönländischen Eisschildes einen globalen Meeresspiegelanstieg von sieben Metern verursachen würde.
Gleichzeitig verstärkt die Klimakrise selbst die Umweltbelastungen der Arktis:
- durch leichter zugängliche Rohstoffe,
- durch kürzere und leichtere Schiffspassagen.
- Selbst Tiefseebergbau ist offenbar kein Tabu mehr.
Umso mehr braucht dieses sensible Ökosystem unseren Schutz.
Wir dürfen nicht einfach zusehen, sondern müssen gemeinsam handeln. Das Wissen und die Möglichkeiten dazu sind vorhanden.
Ein wichtiges Element sind globale Abkommen. Ich bin deshalb sehr froh, dass die Weltgemeinschaft bis Ende des Jahres ein Abkommen gegen Plastikmüll im Meer verabschieden will. Auf der letzten Verhandlungsrunde in Ottawa haben wir deutliche Fortschritte gemacht.
Und bereits letztes Jahr haben wir ein sehr wichtiges Abkommen zum Schutz der Hohen See geschlossen: das BBNJ-Abkommen. Deutschland setzt sich jetzt für ein zügiges Inkrafttreten ein. Dann können wir endlich Schutzgebiete auf Hoher See ausweisen.
Die Hohe See braucht mehr Schutz, nicht mehr Ausbeutung. Gerade die Tiefsee ist enorm wichtig für das Weltklima, denn sie bindet Kohlendioxid. Wenn wir ihre Ökosysteme stören, kann sie die Funktion nicht mehr erfüllen. Daher finde ich es besorgniserregend, dass die hochriskante neue Nutzungsform des Tiefseebergbaus vorangetrieben wird. Im Rahmen der Internationalen Meeresbodenbehörde steht möglichweise ein erster Abbauantrag unmittelbar bevor – ohne dass abgestimmte Regularien vorliegen. Dabei gibt es noch einen eklatanten Wissensmangel in Bezug auf die Ökosysteme der Tiefsee – auf ihre hochempfindlichen und extrem langsam regenerierenden Arten und Lebensräume. Das verlangt ein äußerst behutsames Vorgehen. Ich möchte deshalb alle Staaten ermutigen, sich der Forderung nach einer sogenannten "precautionary pause" anzuschließen.
Ein Schlüssel für den erfolgreichen Schutz der Arktis ist die Zusammenarbeit mit den arktischen indigenen Völkern. Ihre Lebensgrundlagen sind als erste betroffen. Sie verfügen über eine Fülle von Erfahrungen und Erkenntnissen, die für den Erhalt der arktischen Umwelt und Biodiversität unverzichtbar sind. Deshalb sind mir die Projekte für eine gleichberechtigte Zusammenarbeit mit arktischen indigenen Gruppen, wie sie mein Haus fördert, besonders wichtig.
Deutschland wird sich auch weiterhin mit den Anrainern für die Zukunft der Arktis einsetzen. Wir sind seit langem Beobachter im Arktischen Rat.
Wir müssen auch national schneller vorankommen, also:
- Klimaziele einhalten,
- Ressourcen länger nutzen,
- mehr recyceln
- und Müll vermeiden.
Das gehen wir an! Gerade vor wenigen Tagen habe ich den Entwurf einer Nationalen Kreislaufwirtschaftsstrategie vorgestellt, der uns ein gutes Stück auf diesem Weg voranbringen wird.
Die Zukunft der Arktis bestimmt auch unsere Zukunft. Antoine de Saint-Exupéry schrieb mal "Die Zukunft soll man nicht voraussehen wollen, sondern möglich machen". Diese Worte hat er über "Die Stadt in der Wüste" geschrieben. Aber sie gelten ganz genauso für die eisige Arktis.