Grußwort von Steffi Lemke zum Green Culture Festival

04.06.2024
Bundesministerin Steffi Lemke
Das Green Culture Festival ist ein gemeinschaftliches Projekt, das darauf abzielt, die Kultur-, Kreativ- und Medienbranche auf ihrem Weg zu einem klimaschonenden Betrieb zu unterstützen. Steffi Lemke hat eine Rede gehalten.

– Es gilt das gesprochene Wort –

Sehr geehrter Herr Generaldirektor Vogtherr,
liebe Claudia Roth,
sehr geehrte Abgeordnete des Deutschen Bundestags,
Frau Glokowski-Merten,
Herr Grundl,
Herr Schneider,
sehr geehrter Herr Bilabel,
meine sehr geehrten Damen und Herren,

es ist ganz wunderbar, heute Vormittag im Park von Schloss Sanssouci zu sein. Wer Kultur liebt und wer die Natur liebt, der kann diesen Ort, an dem beides vereint ist, einfach nur toll finden. Und es ist auch der perfekte Ort für das Green Culture Festival. Das Festival ist eine gute Plattform, um über die Existenzbedingungen von Kultur zu diskutieren. Wir müssen leider feststellen, dass einige dieser Existenzbedingungen gefährdet sind. Damit meine ich nicht nur die Angriffe auf unsere Demokratie – auf die Freiheit der Meinungen, der Presse und auch der Kultur – durch Populisten und Rechtsextremisten. Darüber wird auch zu reden sein. Wir werden nicht vergessen, dass es hier in Potsdam gewesen ist, wo Ausbürgerungsfantasien entwickelt und verbreitet worden sind.

Als Umweltministerin besorgt mich auch der Zustand der Bäume hier im Park von Sanssouci, aber nicht nur hier. Die Probleme stehen repräsentativ für die Parks und Wälder in ganz Deutschland. Der aktuelle Waldzustandsbericht verzeichnet, dass nur noch jeder fünfte Baum in Deutschland gesund ist. Vor allem die älteren und alten Bäume leiden stark unter immer längeren Dürreperioden und den damit verbundenen Folgen. Verstärkend kommt der Borkenkäferbefall hinzu.

Der Befund ist so eindeutig wie dramatisch: Wir befinden uns mitten in einem neuen Wald- und Baumsterben, das besonders die alten Waldbestände vernichtet. Diese Verluste sind auf keinen Fall kurzfristig heilbar, und wenn überhaupt, dann nur auf einer sehr langen Strecke.

Hier in Sanssouci sind mehr als 80 Prozent der Bäume durch die Dürre und Hitze der letzten Jahre geschädigt oder sterben ab. Es ist aber gerade der Altbaumbestand, der die enorme Bedeutung in den historischen Gärten ausmacht: Als Teil der Gartenkunst, der Landschaftspflege und Architektur und als Refugium der Artenvielfalt.

Das wachsende ökologische und kulturelle Schadensbild zeigt die unbedingte Notwendigkeit, die Klimakrise zu stoppen. Es hängt eben alles andere daran, auch die Kulturgüter.

Als Bundesumweltministerium haben wir zwei große Vorhaben angestoßen, die hier helfen können:

  • die Klimaanpassungsstrategie des Bundes
  • und das Aktionsprogramm Natürlicher Klimaschutz (ANK).

Das Klimaanpassungsgesetz ist der Rahmen für die systematische Vorsorge. Ende 2024 folgt dann eine neue Klimaanpassungsstrategie. Auf 16 Handlungsfeldern werden der Steuerungsbedarf definiert und die Fortschritte bewertet.

Eines der Ziele der neuen Klimaanpassungsstrategie wird der Schutz der 60 deutschen Welterbestätten sein. Gemeinsam mit:

  • dem Bundesbauministerium – Ministerin Geywitz war gestern bereits hier,
  • der Deutschen UNESCO Kommission
  • und Claudia Roth als der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien

entwickeln wir Daten- und Entscheidungsgrundlagen, die es den Verantwortlichen vor Ort erleichtern sollen, die jeweiligen Risiken zu bewerten und zu bewältigen. Unsere Herausforderung ist dabei, die vielen Aktivitäten und punktuellen Forschungsprojekte zu bündeln und dauerhaft abzusichern.

Ein wichtiger erster Schritt ist die Schadensbewertung. So liegt jetzt neben den jährlichen Waldzustandsberichten erstmals ein Parkschadensbericht vor, den die Deutsche Bundesstiftung Umwelt finanziert hat. Dieser zeigt einen hohen Schädigungsgrad von bis zu 100 Prozent der alten Bäume in historischen Anlagen auf, so etwa in Berlin, Eisenach und Kassel.

Ich selbst komme aus Dessau und weiß, dass auch im Wörlitzer Gartenreich der Baumbestand durch Dürre und Grundwasserabsenkung massiv bedroht ist. Nur wenige Gärten und Parks haben diese Probleme nicht oder nur in geringerem Ausmaß.

Die Erhebung belegt, dass historische Parks und Gärten eigentlich Hotspots der Biodiversität sind. Sie enthält Empfehlungen, welche Baumarten mit Hitze und Trockenheit am besten zurechtkommen. Die Klimakrise hat die Historischen Gärten zu "Reallaboren" gemacht. Hier können wir die Folgen auswerten und viel für die Stadtbegrünung und den notwendigen Umbau unserer Wälder lernen.

Wir brauchen die Natur als Verbündete. Das gilt für die Historischen Parks genauso wie für die Wälder. Deshalb hat das Bundesumweltministerium das Aktionsprogramm Natürlicher Klimaschutz ins Leben gerufen – das größte Förderprogramm, das es in diesem Bereich jemals gab. Wir wollen damit der Natur helfen, damit sie uns helfen kann. Nur gesunde Wälder, Auen, Moore und Grünflächen in der Stadt können Regenwasser und Kohlendioxid speichern, der Artenvielfalt ein Zuhause geben und die Folgen der Klimakrise abmildern.

Wir alle sind heute auf Klimaschutz und Klimaanpassung elementar angewiesen. Auch die Kultur und die Kulturerbestätten. Das Green Culture Festival kann ein wichtiger Impuls sein, um unser grünes Kulturerbe zu erhalten. Es ist großartig, dass Sie sich dem Thema Klimaanpassung auf solch kreative und gestalterische Art widmen und damit ganz neue Perspektiven eröffnen. Dafür möchte ich den Veranstaltern und Ihnen allen danken und wünsche eine gute Zeit an diesem wundervollen Ort!

Informationen

Natürlicher Klimaschutz

Natur stärken – Klima schützen

04.06.2024 | Rede Klimaanpassung
https://www.bmuv.de/RE11022
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