Die Parlamentarische Staatssekretärin beim BMUV, Dr. Bettina Hoffmann, hat heute in Lorch die Förderurkunde für das Naturschutzgroßprojekt "Wispertaunus" überreicht. Bei einer großen Auftaktveranstaltung informierte sie sich über die Maßnahmen im Projektgebiet im südhessischen Rheingau-Taunus-Kreis, wo sich Wälder eigendynamisch ohne menschliche Eingriffe entwickeln können. Das Bundesumweltministerium (BMUV) und das Bundesamt für Naturschutz (BfN), das Land Hessen sowie die Zoologische Gesellschaft Frankfurt als Projektnehmerin stellen rund 1,2 Millionen Euro zur Verfügung.
Ziel des im Oktoberber 2023 gestarteten Naturschutzgroßprojektes "Wispertaunus" ist es, die bestehenden Gebiete mit natürlicher Waldentwicklung (NWE-Flächen) im Wispertaunus und dem angrenzenden Kammerforst zu erweitern, miteinander zu vernetzen und dauerhaft zu sichern.
Dr. Bettina Hoffmann, Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesumweltministerium: "Der Wispertaunus gehört mit seinen ausgedehnten, naturnahen Buchenwäldern zum größten unzerschnittenen Waldgebiet Hessens und ist von herausragender Bedeutung für den nationalen Biotopverbund. Er beherbergt eine Vielzahl von schutzwürdigen Lebensräumen und Arten. Die Aufnahme des Wispertaunus in das Bundesförderprogramm als inzwischen fünftes Naturschutzgroßprojekt im Land Hessen würdigt das wertvolle Naturerbe der Region."
BfN-Präsidentin Sabine Riewenherm: "Wälder, die sich selbst überlassen werden, sind wichtige Rückzugs- und Entwicklungsräume. Intakte Ökosysteme mit ihrer biologischen Vielfalt sind für unser Überleben existenziell. Mein Dank gilt der Zoologischen Gesellschaft Frankfurt als Projektträgerin, dem Land Hessen und all den Menschen, die sich hier im Wispertaunus für das neue Naturwald-Projekt in Hessen engagieren."
Dr. Christoph Schenk, Geschäftsführer Zoologische Gesellschaft Frankfurt: "Ohne Nutzung aber mit viel Nutzen – das zeichnet das Wispertaunus-Projekt aus. Denn alt werdende Wälder sind Zentren der Biodiversität und schützen uns vor Flut und Dürre. Wir sind stolz darauf, mit dazu beitragen zu können, die artenreichen Urwälder von Morgen entstehen zu lassen."
Bei einem gemeinsamen Waldrundgang mit Vertreterinnen und Vertreter des Forstamts Rüdesheim und Projektpartnern wurden die Maßnahmen in den Projektwäldern erläutert. In den die Flächen umgebenden Wirtschaftswäldern soll die Lebensraumqualität für waldtypische Arten wie die Bechsteinfledermaus oder die Wildkatze verbessert werden, indem beispielsweise Habitatbäume erhalten und Altholzinseln geschaffen werden. Auch wandernden Arten wie der Fischart Groppe oder Bachflohkrebsen soll das Projekt zugutekommen, indem Waldbäche wieder durchgängig gemacht werden.
Hintergrund
Mit dem Programm "chance.natur – Bundesförderung Naturschutz" verfolgt die Bundesregierung das Ziel, herausragende repräsentative Landschaften Deutschlands zu erhalten und zu sichern. Seit 1979 wurden 91 Projekte mit einer Gesamtfläche von mehr als 4.300 Quadratkilometern und einem Fördervolumen von über 550 Millionen Euro gefördert. Derzeit stehen jährlich 12,8 Millionen Euro für den Erhalt und die Optimierung bundesweit bedeutender Natur- und Kulturlandschaften zur Verfügung.
Naturschutzgroßprojekte untergliedern sich in der Regel in zwei Projektphasen – in der ersten Phase steht die Planung im Vordergrund, die Umsetzung folgt in der zweiten Phase.
In Projekt I des Naturschutzgroßprojektes "Wispertaunus" wird im Zeitraum von 2023 bis 2026 zunächst ein umfangreicher Pflege- und Entwicklungsplan erstellt, der verschiedene Fachgutachten und Konzepte einschließt. Die Gesamtkosten für Projekt I in Höhe von rund 1,2 Millionen Euro werden zu 75 Prozent vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz und zu 15 Prozent vom Land Hessen, vertreten durch das Hessische Ministerium für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz sowie das Regierungspräsidium Darmstadt, getragen. Die Zoologische Gesellschaft Frankfurt beteiligt sich als Projektträgerin zu 10 Prozent an den Ausgaben. Das Bundesamt für Naturschutz begleitet das Vorhaben fachlich.
Nach einem erfolgreichen Abschluss des Projektes I soll im Anschluss die Umsetzung des Pflege- und Entwicklungsplans im Projekt II erfolgen. Dafür ist ein Zeitraum von 10 Jahren und ein Gesamtfördervolumen von mehr als 14 Millionen Euro vorgesehen.