– Es gilt das gesprochene Wort –
Herr Dr. Andreas Knieriem,
liebe Schülerinnen und Schüler,
sehr geehrte Damen und Herren,
zum dritten Mal vergeben wir in diesem Jahr den Biodiversitätspreis für Schülerinnen und Schüler in Berlin. Das freut mich als Schirmherrin des Projektes besonders! Und ich möchte mich als erstes bei Euch dafür bedanken. Denn Ihr habt mit Eurem Engagement die tollen Projekte überhaupt erst auf die Beine gestellt. Ich kann mich aus den letzten Jahren noch gut an die Bandbreite der Ideen erinnern: Da wurden Vogel-Nistplätze und Fledermauskästen an Schulen installiert, Schulteiche für Amphibien angelegt oder ein schuleigenes Umweltparlament gegründet. Und auch in diesem Jahr zeigt sich wieder: Ihr habt total kreative Einfälle, wie Ihr die Artenvielfalt in der Hauptstadt fördern könnt.
Ihr wisst, dass es um unsere Natur insgesamt nicht gut bestellt ist. Schätzungen zufolge verschwinden jeden Tag etwa 150 Arten für immer von der Erde. Man bekommt im Alltag selten mit, welche Arten das überhaupt sind. Viele denken dann vielleicht an den bedrohten Eisbären, der inzwischen ein trauriges Symbol für die Klimakrise geworden ist.
Es sind aber nicht nur große Säugetiere, die irgendwo weit weg leben, die mit der Naturzerstörung zu kämpfen haben. Sondern es geht dabei um eine große Vielfalt an unterschiedlichsten Arten und ihren Lebensräumen – auch bei uns vor der Haustür. Die Namen und Bezeichnungen von Insekten- oder Pflanzenarten, die bedroht sind oder schon ausgestorben, kennen oft nur wenige Biologen. Dabei ist die Vielfalt der Natur für uns alle wichtig. Wir verdanken der Natur nicht nur Nahrung wie Honig oder Obst, sondern auch wichtige Arzneimittel. Viele medizinische Wirkstoffe stammen aus der Natur.
Und mit unserer Natur und der Biodiversität ist es ein bisschen wie bei dem Spiel Jenga, das wahrscheinlich viele von Euch kennen: Da startet man mit einem Turm aus aufeinander gestapelten Holzklötzen und fängt an, einzelne Steine rauszuziehen. Wenn ein, zwei, drei Steine rausgezogen werden, steht der Turm noch ziemlich stabil. Eine Weile lang geht das gut. Aber wenn zu viele Steine weggezogen werden, stürzt er irgendwann in sich zusammen. So ist das auch mit der Biodiversität. Arten- und Lebensräume sind wie Bausteine miteinander verschachtelt, alles hängt voneinander ab und baut aufeinander auf. Und wenn zu viele Arten wegfallen, kann irgendwann ein ganzes Ökosystem zusammenbrechen.
Deshalb, wer sich in diesem Berliner Sommer vielleicht besonders über die Mücken ärgert, dem sei gesagt: Auch sie sind für unser Ökosystem von großer Bedeutung. Sie sind wichtige Nahrung für Vögel. Und: Die Kakaopflanze zum Beispiel wird von winzig kleinen Mückenarten bestäubt. Ohne Mücken gäbe es also keinen Kakao und damit keine Schokolade!
Ich weiß, dass Ihr diese Zusammenhänge längst erkannt habt und deshalb etwas tut, um die Natur zu schützen und ihren Bewohnern zu helfen. Eure eingereichten Projekte und Ideen sind deshalb so wertvoll. Denn es braucht für diese große Aufgabe viele verschiedene Ansätze – jede und jeder ist dabei gefragt. Euer Engagement ist deshalb ein Vorbild auch für andere und hoffentlich ansteckend.
Ich habe auch gute Nachrichten: Auf europäischer Ebene haben wir vor Kurzem die EU-Wiederherstellungsverordnung verabschiedet. Ein langes Wort, aber es steckt viel Gutes für die Natur darin. Das Gesetz soll unsere Natur schützen, damit sie uns vor den Folgen der Klimakrise schützen kann: Wälder sollen dafür naturnah und widerstandsfähig werden, dafür braucht es zum Beispiel auch sehr alte Bäume. Moore die für die Landwirtschaft trockengelegt wurden, sollen wieder nass werden. Nur so können sie für uns wichtige Dinge leisten wie zum Beispiel Wasser wie ein Schwamm speichern. Flüssen und ihren Auen soll wieder mehr Raum gegeben werden, das heißt sie sollen sich wieder durch die Landschaft schlängeln dürfen anstatt künstlich ganz gerade zu fließen. Statt mit Beton zugemauert, soll Natur "repariert" werden.
Dabei kommt es auch auf Bäume, Parks, Wiesen und Gewässer in der Stadt an. Sie sind wichtige Lebensräume für Tiere und Pflanzen – das zeigen ja Eure Projekte.
Berlin ist als Großstadt recht artenreich. Kaum jemand wundert sich doch, in Kreuzberg einem Fuchs über den Weg zu laufen oder im Grunewald auf eine Wildschweinfamilie zu treffen. Und auch viele Vögel, Insekten und Pflanzen finden hier Heimat. Diese Vielfalt ist auch Projekten wie den Euren zu verdanken und diese Vielfalt profitiert davon, wenn Ihr so weitermacht.
Deshalb: Herzlichen Glückwunsch an alle Ideen, die heute ausgezeichnet werden. Bleibt so engagiert wie Ihr seid, Ihr helft damit, unsere Natur für die Zukunft zu schützen!
Ich danke auch Herrn Dr. Knieriem, der mit Zoo und Tierpark diesen Preis ausgelobt hat und die vielen Projekte auf diese Weise unterstützt.
Ich wünsche Euch und Ihnen für die Zukunft weiter viel Erfolg! Vielen Dank.