Rede von Steffi Lemke zur Eröffnung des G7-Workshops zu Ressourceneffizienz und Kreislaufwirtschaft

22.03.2022
Bundesministerin Steffi Lemke eröffnet den G7-Workshop zu Ressourceneffizienz und Kreislaufwirtschaft mit einer Rede.

"Ressourceneffizienz und Kreislaufwirtschaft als Schlüssel zur Lösung globaler Umweltkrisen – Verantwortung und Rolle der G7"

– Es gilt das gesprochene Wort –

Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen der G7,
sehr geehrter Herr Untergeneralsekretär Steiner,
sehr geehrte Frau Geraldirektorin Fink-Hooijer,
sehr geehrter Herr Lösch,
meine sehr geehrten Damen und Herren,

ich begrüße Sie herzlich zum G7-Workshop zu Ressourceneffizienz und Kreislaufwirtschaft. Heute soll es um die Frage gehen, wie die Weltgemeinschaft und insbesondere die G7-Staaten, Ressourceneffizienz und Kreislaufwirtschaft für die Lösung globaler Umweltkrisen nutzen können.

Wie gerne würde ich diese Veranstaltung unter erfreulicheren Rahmenbedingungen eröffnen. Doch der russische Angriff auf die Ukraine hat die politische Realität in Europa und der Welt von Grund auf verändert. Nur 1000 Kilometer von uns entfernt leiden Menschen und ist das Leben vieler Menschen wegen des völkerrechtswidrigen Angriffskrieges durch Russland bedroht. Die Ukrainerinnen und Ukrainer erfahren unermessliches Leid. Diesen Krieg zu beenden ist selbstverständlich die Kernaufgabe der diplomatischen Anstrengungen der Bundesregierung und der gegen Russland verhängten Sanktionen. Dies wird auch in den nächsten Tagen das politische Handeln der Bundesregierung dominieren.

Neben vielen anderen Aspekten führt uns diese Situation mit Nachdruck unsere Abhängigkeit von Rohstoffen und von stabilen Lieferketten vor Augen. Schon jetzt spüren die Verbraucherinnen und Verbraucher und die Wirtschaft auch in Deutschland die indirekten Folgen des Krieges durch drastisch steigende Energie und Rohstoffpreise. Das hat unmittelbar mit unserem heutigen Thema zu tun. Denn wenn wir von Ressourceneffizienz und Kreislaufwirtschaft sprechen, sprechen wir auch von Resilienz.

Bei ressourceneffizienter Kreislaufwirtschaft geht es darum, Ressourcen möglichst nachhaltig zu gewinnen, sparsam einzusetzen und so lange wie möglich im Kreislauf zu halten. Die Natur kennt keinen Abfall. Nach diesem Vorbild können wir schon beim Produktdesign darauf achten, dass die Produkte von heute nicht der Abfall von morgen werden. Dafür  müssen sie möglichst langlebig, wiederverwendbar und reparierbar sein. Abfall, der entsteht, soll in erster Linie als Rohstoffquelle für neue Produkte dienen. Wenn weniger Primärressourcen benötigt werden und Rohstoffe im Wirtschaftssystem verbleiben können, dann ist Kreislaufwirtschaft auch ein Beitrag zu einer krisenfesten, resilienten Wirtschaft.

Der Nutzen einer solchen Kreislaufwirtschaft geht aber weit daüber hinaus. Untersuchungen des International Resource Panel haben gezeigt, dass ungefähr die Hälfte aller globalen Treibhausgasemissionen und 90 Prozent des Artenaussterbens und der Wasserknappheit auf die Gewinnung und Verarbeitung von Ressourcen zurückzuführen sind. Wenn wir also nicht grundlegend die Art und Weise verändern, wie wir mit endlichen Ressourcen umgehen und wie wir konsumieren, können wir weder die Klimaziele erreichen, noch den Biodiversitätsverlust oder die Verschmutzung unseres Planeten aufhalten.

Damit kommt Ressourceneffizienz und Kreislaufwirtschaft eine ganz besondere Rolle zu: Mit einer konsequenten Abkehr von einer linearen Wegwerfwirtschaft hin zu echten Stoffkreisläufen können wir verschiedene globale Umweltkrisen gleichzeitig und effektiv angehen. Und umgekehrt: Ohne einen Wechsel hin zu einer echten Kreislaufwirtschaft werden wir die globalen Umweltkrisen nicht aufhnalten können.

Sehr geehrte Damen und Herren,

wie Sie wissen, setzt sich Deutschland seit vielen Jahren für Ressourceneffizienz und Kreislaufwirtschaft ein, national wie international:

  • Während unserer letzten G7-Präsidentschaft im Jahr 2015 wurde die G7-Allianz für Ressourceneffizienz ins Leben gerufen.
  • Die G20-Präsidentschaft 2017 haben wir zur Schaffung des G20-Ressourceneffizienzdialogs genutzt.
  • Auf nationaler Ebene hat Deutschlandals als eines der ersten Länder weltweit ein Ressourceneffizienzprogramm eingeführt, das regelmäßig weiterentwickelt wird.
  • Ein Zentrum für Ressourceneffizienz des Verbands Deutscher Ingenieure unterstützt im Auftrag des Bundesumweltministeriums insbesondere kleine und mittlere Unternehmen dabei, ihre Ressourceneffizienz zu steigern.
  • Und wir haben in der EU erst kürzlich zum Beispiel Besteck aus Kunststoffen, To-Go-Verpackungen und leichte Plastiktüten verboten, um die Abfallflut durch Einwegplastik einzudämmen.

Doch natürlich sind weitere Anstrengungen nötig. In der Vergangenheit haben wir uns in Deutschland stark auf das Thema Recycling konzentriert und damit auf das Ende des Produktlebens. Hier will ich einen Perspektivwechsel einleiten: Kreislaufwirtschaft muss künftig noch stärker vom Anfang, von der Produktgestaltung her gedacht werden.

Mit dem Europäischen Green Deal und dem neuen Kreislaufwirtschaftsaktionsplan hat die Europäische Kommission weitere Meilensteine vorgelegt. Ich freue mich, dass Florika Fink-Hooijer, Generaldirektorin der Generaldirektion Umwelt bei der EU Kommission, dazu später sprechen wird.

Was bedeutet das für die G7? Die G7-Staaten tragen als wichtigste Wirtschaftsmächte der Welt eine besondere Verantwortung, denn sie sind für einen Großteil des weltweiten Ressourcenkonsums verantwortlich. Würden beispielsweise alle Menschen auf der Welt so konsumieren wie wir in Deutschland, bräuchten wir drei Planeten Erde. Das macht den sparsamen Einsatz von Ressourcen auch zu einer Frage der globalen Gerechtigkeit.

Die Zusammenarbeit der G7 zu diesem Thema war in den letzten Jahren bereits sehr gut und erfolgreich. Deshalb bin ich zuversichtlich für die Zukunft. Klar ist aber, dass es noch konkretere Lösungen braucht und das sehr schnell. Denn Klima und Biodiversität sind akut bedroht.

Die gute Nachricht ist: Wir wissen, dass es Lösungen gibt! Das International Resource Panel hat gezeigt, dass Materialeffizienzmaßnahmen in G7-Staaten beispielsweise im Wohngebäudesektor die materialbezogenen Treibhausgasemissionen bis 2050 auf null sinken können. Wir kennen also einige entscheidende Hebel und sollten unsere gemeinsamen Anstrengungen verstärken, dieses Wissen in konkrete Politik zu übertragen.

Klar ist, dass ein Akteur allein diese Aufgabe nicht bewältigen kann. Das geht nur gemeinsam, national wie international. Deshalb freue ich mich, dass wir dieses wichtige Thema gemeinsam als G7 angehen. Und es freut mich auch, dass zwei Ministerien diesen Workshop gemeinsam ausrichten, das Umwelt- und das Wirtschafts- und Klimaschutzministerium. Neben entschlossener Politik braucht es dafür auch exzellente Wissenschaft und die Innovationskraft der Wirtschaft. Führende Expertinnen und Experten aus diesen Bereichen sind deshalb im Programm dieses Workshops vertreten. Der Workshop soll ein starkes Signal für einen verantwortungsvollen Umgang mit unserem Planeten aussenden. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen und uns allen eine spannende und erfolgreiche Veranstaltung.

22.03.2022 | Rede Ressourcen

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https://www.bmuv.de/RE10032
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