BMUV-Sofortprogramm Munitionsaltlasten: Startschuss für die Entwicklung der Entsorgungsplattform

29.08.2024
Ein Forschungstaucher untersucht eine Seemine aus dem Zweiten Weltkrieg im Seegebiet Kolberger Heide nahe Kieler Föhrde, Ostsee
Das BMUV startet ein Programm zur Entsorgung von Munitionsaltlasten in Nord- und Ostsee, um Umwelt und Gesundheit zu schützen. Eine neue Industrieanlage soll Altmunition sicher bergen und entsorgen.

Auf einem Industrieinformationstag in Berlin informieren das Bundesumweltministerium (BMUV) zusammen mit der Projektleitung der Seascape GmbH und dem Projektträger Jülich (PtJ) über das BMUV-Sofortprogramm Munitionsaltlasten in Nord- und Ostsee. Die Informationsveranstaltung markiert den informellen Start des Vergabeverfahrens zu "Entwicklung und Bau einer Industrieanlage zur Entsorgung von Munitionsaltlasten auf See". Mitte September 2024 werden die formalen Ausschreibungen veröffentlicht. Die heutige Veranstaltung richtet sich in erster Linie an die im Bereich der Kampfmittelbergung und -entsorgung tätigen Unternehmen, Anlagenhersteller, Werften, Zulieferer und Ingenieurbüros. Im September 2024 sollen die ersten Bergungsarbeiten im Rahmen der Pilotierung in der Lübecker Bucht aufgenommen werden.

Bundesumweltministerin Steffi Lemke: "Für unsere Meere stellen Munitionsaltlasten aus den Weltkriegen eine große Belastung dar. Je länger sie am Meeresboden nach und nach verfallen, desto größer wird die Gefahr für die Tiere und Pflanzen in Nord- und Ostsee. Die aktuelle Bundesregierung ist die erste Regierung weltweit, die das Problem der Altmunition vor den eigenen Küsten entschieden und lösungsorientiert angeht. Im Fokus stehen dabei die Vorsorge und der Meeresschutz. Die heutige Veranstaltung ist ein wichtiger Meilenstein. Denn sie markiert den öffentlich sichtbaren ‚Startschuss‘ zum Vergabeverfahren für die Entwicklung und den Bau der industriellen Entsorgungsplattform. Mit deren Hilfe wollen wir weltweit zum ersten Mal Munitionsaltlasten in industriellem Maßstab sicher und umweltgerecht aus dem Meer bergen und direkt auf See vernichten."

Das Sofortprogramm zur Bergung von Munitionsaltlasten in Nord- und Ostsee ist ein Kernstück der Meeresoffensive der Bundesregierung. Trotz der schwierigen Haushaltslage stehen dem Projekt unverändert Mittel in Höhe von insgesamt 100 Millionen Euro aus Bundesmitteln zur Verfügung. Damit ist der Bund im Sinne der Vorsorge in Vorleistung gegangen, um dieses drängende Thema anzugehen und endlich zur Lösung dieses gigantischen Umweltproblems beizutragen.

Beitragen zur erfolgreichen Entwicklung der Entsorgungsplattform sollen auch die Erkenntnisse aus den Pilotbergungen. Nach der formalen Ausschreibung wurden Mitte Juni 2024 die Aufträge für das Verfahren "Pilotierung Erkundung und Bergung" vergeben, in dem Technologien zu Erkundung und Bergung von Munitionsaltlasten in der Lübecker Bucht erprobt werden sollen. Damit tritt das Sofortprogramm in seine erste praktische Phase ein, und es werden im Rahmen des Sofortprogramms erstmals Munitionsaltlasten geborgen.

Der heutige Industrieinformationstag markiert im Gesamtprozess einen weiteren bedeutenden Schritt, nämlich den Eintritt in das Vergabeverfahren zu Entwicklung und Bau der Industrieanlage. Darüber hinaus soll die Veranstaltung den Teilnehmenden die Gelegenheit bieten, untereinander in den fachlichen Austausch zu kommen. Zeitgleich mit der Einladung zum Industrieinformationstag erfolgte eine sog. freiwillige EU-Vorinformation‘ auf einschlägiger Internetseite, um potentiellen Anbietern bereits Kenntnis vom ‚anlaufenden‘ Verfahren zu geben.

Bis zu 1,6 Millionen Tonnen konventioneller Munition aus zwei Weltkriegen liegen nach heutigem Wissen auf dem Meeresgrund, teilweise nur wenige Kilometer von unseren wundervollen Stränden an Nord- und Ostsee entfernt. 2019 gab es den Weckruf aus der Wissenschaft, dass aus den verrostenden Kampfmitteln bereits heute Sprengstoff (TNT) und dessen Abbauprodukte austreten. In Muscheln und Fischen, die in der Nähe von Munitionsfundorten leben, konnten bereits Spuren dieser Stoffe nachgewiesen werden. Damit war der Nachweis erbracht, dass diese Stoffe auf lange Sicht auch in unsere Nahrungskette gelangen könnten. Neben den bekannten Risiken, unter anderem für Fischer, die in ihren Netzen Munitionskörper mit verrosteten, teilweise geöffneten Hüllen finden, oder auch Risiken für die Seeschifffahrt und den Tourismus diskutieren wir seitdem auch das potenzielle Risiko für Meeresumwelt und menschliche Gesundheit.

Hinweis zur Korrektur: Die Pressemitteilung vom 29. August enthielt eine fehlerhafte Information, die inzwischen korrigiert wurde.

29.08.2024 | Pressemitteilung Nr. 105/24 | Meeresschutz
https://www.bmuv.de/PM11114
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