Bundesumweltministerium fördert "Forum der Vielfalt" in Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein
Die Region Westmecklenburgische Ostseeküste und Lübecker Becken ist ein Hotspot der biologischen Vielfalt. Doch die außerordentliche Vielfalt von Arten und Lebensräumen in der Region ist bedroht. Eine regionale Partnerschaft aus Naturschutzakteuren hat sich als „Forum der Vielfalt“ nun das Ziel gesetzt, die biologische Vielfalt der Region zu schützen und nachhaltig zu stärken. Hierfür wird heute der Förderbescheid zur Planungsphase in der Naturwerkstatt Priwall in Lübeck-Travemünde an die Projektverantwortlichen überreicht. Das Bundesumweltministerium (BMUV) und das Bundesamt für Naturschutz (BfN) fördern die zweijährige Planungsphase für dieses groß angelegte Naturschutzprojekt mit rund 950.000 Euro im Bundesprogramm Biologische Vielfalt. Damit sollen Küstenlandschaften und Waldmoore renaturiert, Flächen im Grünen Band gesichert sowie Küsten- und Wiesenvögel besser geschützt werden. Seltene Arten der Agrarlandschaften sollen vor Ort gezielt geschützt und Bildungsprojekte erarbeitet werden.
Josef Tumbrinck, Sonderbeauftragter für das Nationale Artenhilfsprogramm im BMUV: "Die bundesweit 30 Hotspots der biologischen Vielfalt sind mit ihrer Lebensraumvielfalt und ihrem Artenreichtum ökologisch besonders wertvoll. Maßnahmen, die im Hotspot 28 jetzt entwickelt werden, können dafür sorgen, dass der durch menschliche Einflüsse degradierte Ostseeküstenraum wieder gesund, widerstandsfähig und vielfältig wird. Das ist nicht nur wichtig für die Tiere und Pflanzen in der Region - intakte Ökosysteme sind auch natürliche Klimaschützer und resilient gegen sich verändernde Umweltbedingungen."
Dr. Alfred Herberg, Leiter des Fachbereichs "Schutz, Entwicklung und nachhaltige Nutzung von Natur und Landschaft" im BfN: "Die Herausforderungen im Naturschutz, denen wir lokal, regional und global gegenüberstehen, sind immens. Umso wichtiger ist es, dass wir auf allen Ebenen entschieden handeln. Die Politik muss die Weichen dafür stellen – aber ohne die Menschen, die sich vor Ort einsetzen und vernetzen, kann Naturschutz nicht gelingen. Damit dieses langfristig und groß angelegte Naturschutzprojekt auch tatsächlich zu einem Erfolgsprojekt wird, werden regionale Partnerschaften entwickelt, um unterschiedliche Interessenslagen verschiedener Akteurinnen und Akteure bestmöglich und langfristig im Sinne des Naturschutzes zusammenzuführen."
In der Planungsphase liegt der Schwerpunkt der Arbeiten des "Forums der Vielfalt" unter anderem auf der Information und Abstimmungen mit Akteuren und Akteurinnen vor Ort und mit zuständigen Behörden. Außerdem soll in der Planungsphase im Bereich der Wismar-Bucht eine Naturschutzstation als Prototyp für ein aufzubauendes Netzwerk von Natura-2000-Stationen in Mecklenburg-Vorpommern projektiert und ab 2024 in der Umsetzungsphase realisiert werden.
Hintergrund
In den letzten Jahrzehnten ist es auch im Gebiet des Hotspots 28 zu drastischen Einbußen bei der biologischen Vielfalt gekommen. Ursache hierfür sind menschliche Aktivitäten, vor allem Hafenwirtschaft, Tourismus und intensive Landwirtschaft.
Dennoch weist das Hotspot-Gebiet auf einer Fläche von rund 700 Quadratkilometern mit seinen Bruchwäldern, trockenen Sand- und Dünenfeldern, Heiden und Magerrasen, Salzwiesen und Röhrichtfeldern bis hin zur Ostsee-Steilküste eine große biologische Vielfalt und überraschend ungestörte Lebensräume auf. Als Rastplatz auf der ostatlantischen Zugroute von Wasservögeln und als Brutgebiet von Küstenvögeln ist das Gebiet darüber hinaus von internationaler Bedeutung. Nationale Bedeutung erlangen die ausgedehnten naturnahen Biotoptypen der Flach- und Steilküsten, Flussmündungen und flachen Meeresbuchten sowie das abwechslungsreiche Küstenhinterland mit seinen Endmoränenzügen, Grundmoränenflächen und Sandergebieten. Eben diese Ökosysteme gilt es im Projekt "Forum Vielfalt" zu schützen und wiederherzustellen.
Unter Beteiligung lokaler Interessens- und Zielgruppen entstehen nun gemeinsame Maßnahmen zum gezielten Arten- und Ökosystemschutz. So soll beispielsweise die biologische Vielfalt naturnaher Küstenökosysteme an Wismar-Bucht und Lübecker Bucht optimiert, wiederhergestellt und weiterentwickelt werden. Auch die Vernetzung mit den Lebensraumtypen des Hinterlandes ist geplant. Darüber hinaus sollen eine zentrale Anlaufstelle für Naturschutzaktivitäten sowie eine Zweigstelle eingerichtet werden. Denn ein wichtiger Aspekt im Projekt ist es auch, langfristige Partnerschaften und offene Kommunikationsstrukturen für eine anhaltende Entwicklung des Biodiversitätsschutzes in der gesamten Projektregion zu etablieren. Regelmäßige Informations- und Beteiligungsformate in den Gemeinden des Hotspot 28 ermöglichen einen multilateralen Austausch zwischen Verbundpartnern, Kooperationspartnern sowie Interessierten und fördern die Identifikation, das Engagement und die Wertschätzung der Menschen für die Natur in der Region.
Die Koordination des Projekts übernimmt der Landschaftspflegeverein Dummersdorfer Ufer e. V.; Projektpartner sind der BUND Mecklenburg-Vorpommern, die Gemeinde Ostseebad Insel Poel, die Hansestadt Lübeck sowie die Stiftung Umwelt- und Naturschutz Mecklenburg-Vorpommern.