Lückenloser Lebenslauf
Der Produktpass sorgt für Transparenz entlang des gesamten Lebenszyklus eines Produkts: vom Rohstoff bis zum Recycling. So können sich etwa Konsumentinnen und Konsumenten bewusst für ein nachhaltiges Produkt entscheiden. Und Verwertungsfirmen können ausrangierte Geräte besser recyceln. All das schützt die Umwelt.
Es weckt uns morgens, dient uns als Kamera, eröffnet uns alle Möglichkeiten des Internets und hilft uns dabei, mit anderen ganz einfach zu kommunizieren: unser Smartphone. Aber wie genau kennen wir unseren ständigen Begleiter eigentlich? Unter welchen Bedingungen wurde das Gerät produziert? Wie lange hält es? Und auf welche Weise lässt es sich reparieren oder am Ende recyceln?
Wer auf der Suche nach solchen Produktinformationen ist, muss sich bisher durch viele verschiedene Websites und Labels klicken. Denn eine zentrale Datenbank, die alle Produktinformationen bündelt, gibt es bisher nicht. Der sogenannte digitale Produktpass, den das Bundesumweltministerium auf den Weg bringen möchte, soll diese Lücke künftig schließen. Er enthält dann alle Daten zu einem Produkt entlang seines gesamten Lebenszyklus – wie eine Art digitaler Waschzettel.
Nachhaltig vom Rohstoff bis zum Recycling
Mit dem Produktpass soll es einen zentralen Ort geben, der alle Informationen zum Produkt enthält und diese anschließend ganz gezielt für die entsprechenden Nutzungsgruppen bereitstellt: der sogenannte "Single Point of Truth". Das kann beispielsweise eine zentrale Datenbank sein, auf die die unterschiedlichen Nutzerinnen und Nutzer mit einer App zugreifen. Auf diese Weise unterstützt der Produktpass eine umweltgerechte Kreislaufwirtschaft – von der nachhaltigen Rohstoffgewinnung bis hin zum fachgerechten Recycling.
Für Konsumentinnen und Konsumenten bedeutet das: Sie können auf Basis transparenter Produktinformationen bewusstere Kaufentscheidungen treffen. Wo und unter welchen Arbeitsbedingungen wurde ihr Smartphone produziert? Außerdem erhalten die Verbraucherinnen und Verbraucher alle relevanten Daten, die sie zur richtigen, also etwa energiesparenden, Nutzung des Produkts benötigen. Was ist zum Beispiel die optimale Helligkeit des Smartphone-Bildschirms?
Alle profitieren von der Transparenz
Von einem Produktpass profitieren darüber hinaus alle anderen Akteurinnen und Akteure, die am Produkt beteiligt sind: Herstellerinnen und Hersteller möchten etwa wissen, wo Rohstoffe – zum Beispiel Seltene Erden für das Smartphone – herkommen oder unter welchen ökologischen wie sozialen Bedingungen sie abgebaut wurden. Durch eine gezielte Nachfrage werden sie zur Produktion nachhaltigerer Produkte animiert. Reparaturbetriebe brauchen Informationen zu Ersatzteilen, falls zum Beispiel der Akku beim Smartphone seinen Geist aufgegeben hat. Und Recyclingunternehmen müssen die Zusammensetzung des Produktes kennen, um es effektiver recyceln zu können.
Vom Laptop bis zur Waschmaschine
Nicht nur beim Smartphone, auch bei anderen Produkten unseres täglichen Lebens besteht Informationsbedarf. Langfristig sollen deshalb alle Produkte einen Produktpass bekommen. Zunächst liegt der Fokus auf besonders ressourcen- und energieintensiven Produkten. Neben dem Smartphone sind das andere Computer-, Kommunikations- und Elektrogeräte: vom Laptop bis zur Waschmaschine. Insbesondere der Produktpass für Akkus wird sich schließlich auf die Elektromobilität auswirken.
Zudem bietet sich ein Produktpass dort an, wo es bereits grundsätzliche Ansätze gibt. Beispielsweise ist das der Fall im Bausektor mit der "Environmental Product Declaration". Zement- oder Stahlherstellung sind sehr energie- und ressourcenintensive Bereiche, für deren Produkte sich ein Produktpass lohnt.
Und auch im Bereich Verpackungen und Kunststoff ist der Bedarf an transparenten Informationen hoch: Mithilfe von digitalen Informationen sollen in Zukunft einzelne Kunststoffe in der Sortieranlage besser unterschieden werden können, statt – wie bisher – auf Basis von Gewicht zu beurteilen, ob etwas verbrannt oder recycelt wird.
So wird der digitale Produktpass dafür sorgen, dass Produkte nachhaltiger hergestellt, genutzt und recycelt werden. Und er wird uns allen die nötigen Informationen geben, um umwelt- und klimafreundlicher einzukaufen. Beispielsweise mit unserem ständigen Begleiter: dem Smartphone.