Schutz der Oder
Bei der Umweltkatastrophe in der Oder im August 2022 fand ein massenhaftes Fischsterben statt. Neben Fischen starben auch andere Wasserorganismen wie Schnecken und Muscheln. Es gibt jedoch auch Anzeichen dafür, dass sich die Fischbestände innerhalb einiger Jahre erholen könnten – vorausgesetzt, die Katastrophe wiederholt sich nicht.
"Wir sind in Sorge, dass sich die Katastrophe wiederholen könnte"
Bei dieser Umweltkatastrophe in der Oder sind Schätzungen zufolge bis zu 1.000 Tonnen Fisch beziehungsweise mehr als die Hälfte aller Fische verendet. Auch andere Wasserlebewesen wie Muscheln und Schnecken waren betroffen. Die Ursache für diese Umweltkatastrophe war ein hoher Salzgehalt im Gewässer, der zusammen mit höheren Temperaturen und niedrigen Wasserständen zu einer massiven Vermehrung der Brackwasseralge Prymnesium parvum geführt hat. Die Alge erzeugt eine giftige Substanz, die für Fische und andere Wasserorganismen tödlich sein kann. Dies geht aus den Berichten der deutschen und der polnischen Expertengruppen zu den Ursachen des Fischsterbens hervor.
Aktuelles
Lage im Sommer 2023
Die Brackwasseralge ist nun in Polen und auch in Deutschland in der Oder vorhanden. Insofern droht schlimmstenfalls erneut eine Umweltkatastrophe in der Oder. Dies gilt es auf jeden Fall zu verhindern. Erste regionale Fischsterben haben in Polen bereits stattgefunden, zuletzt im Juni im Gleiwitzer Kanal. Diese lokalen Fischsterben in Polen in einem Stausee und im Gleiwitzer Kanalsystem zeigen, dass die Gefahr nicht gebannt ist, auch wenn die Situation in der Grenzoder in Deutschland derzeit keinen Hinweis auf ein Fischsterben gibt.
Dialog für einen besseren Schutz der Oder
Das Bundesumweltministerium steht seit dem Ereignis 2022 mit den für den Gewässerschutz zuständigen Bundesländern, insbesondere Brandenburg, und der polnischen Seite in regelmäßigem Kontakt, um sich zum aktuellen Sachstand und erforderlichen Maßnahmen zu informieren. Bundesumweltministerin Steffi Lemke hat die Oder mehrmals besucht und sich über den Stand der Entwicklungen informiert.
Die Ministerin hat gegenüber der polnischen Seite immer wieder die große Sorge ausgedrückt, dass es bei fortgesetzten Salzeinleitungen in Polen bei hohen Temperaturen und niedrigen Wasserständen erneut zu einer Algenblüte und zu einem weiteren Fischsterben in der Oder kommen könnte. Sie hat die polnische Seite mehrfach aufgefordert, die Salzeinleitungen – als einzige beeinflussbare Stellschraube zur Verhinderung eines erneuten Fischsterbens – zu reduzieren oder zu stoppen, vor allem in den Monaten, in denen die Wassertemperatur höher ist. Darüber müssen die polnischen Behörden entscheiden, die Salzeinleitungen der Bergbauunternehmen sind genehmigt.
Verbesserung des Frühwarnsystems
Um im Falle eines erneuten Fischsterbens eine schnellstmögliche Warnung flussabwärts sicherzustellen, wurde der Internationale Warn- und Alarmplan für die Oder überarbeitet. Darüber hinaus wirbt das Bundesumweltministerium gegenüber der polnischen Seite für die Etablierung eines gemeinsamen Frühwarnsystems, um abgestimmt rasch reagieren zu können. Darauf ist die polnische Seite bisher nicht eingegangen. Sie hat das Gewässermonitoring nach dem Fischsterben allerdings stark ausgeweitet. Auch das Land Brandenburg – zuständig für den Gewässerschutz entlang der Oder – hat sein Warnsystem auf Basis der Erfahrungen der Umweltkatastrophe angepasst. Der Bund wird im Fall eines neuerlichen Fischsterbens erneut durch die Bundesanstalt für Gewässerkunde (BfG) Amtshilfe leisten.
Maßnahmen
Bundesumweltministerin Steffi Lemke war am 13. August 2022 an der Oder, um mit Einsatzkräften zu sprechen und sich ein Bild von der Umweltkatastrophe zu machen. Vorrangig ging es darum, die Bevölkerung zu schütze, weiteren Schaden zu vermeiden und die Ursache aufzuklären. Bei dem deutsch-polnischen Treffen am 14. August 2022 wurde vereinbart, die laufende Krisenreaktion in einer gemeinsamen Taskforce zu bündeln. Eine Gruppe aus Expertinnen und Experten der polnischen und der deutschen Seite gewährleisteten einen engen und permanenten Informationsaustausch, um die Ursachen für das Fischsterben zu ermitteln und um die erforderlichen Maßnahmen zu ergreifen.