Ressourceneffizienz und Rohstoffe
Der Schutz und die effiziente Nutzung natürlicher Ressourcen sind für eine nachhaltige Entwicklung, die Wettbewerbsfähigkeit der Industrie, für Wirtschaftswachstum und Beschäftigung sowie für den Schutz der Umwelt und des Klimas entscheidend.
Auf globaler Ebene sind der Verbrauch natürlicher Ressourcen und das Abfallaufkommen in den vergangenen Jahren stark gestiegen. Obwohl es bereits eine relative Entkopplung von Wirtschaftswachstum und dem Verbrauch natürlicher Ressourcen gibt, reicht diese doch nicht aus, um dem Bedarf einer wachsenden Weltbevölkerung von circa neun Milliarden Menschen im Jahr 2050 gerecht zu werden.
In Deutschland machen Materialkosten im Verarbeitenden Gewerbe den weitaus größten Teil der Gesamtkosten aus. Im Durchschnitt entfallen heute mehr als 45 Prozent der Gesamtkosten auf den Materialeinsatz und Rohstoffeinsatz – in einigen rohstoffintensiven Branchen wie der Metallindustrie liegt dieser Anteil noch weit darüber. Ressourceneffizientes Wirtschaften entlang der gesamten Wertschöpfungskette, beispielsweise durch den intelligenten Einsatz von Rohstoffen in der Produktion, die Rückgewinnung von Wertstoffen oder die Substitution von Materialien, schlägt sich daher direkt im Geschäftsergebnis nieder. Neben der Stärkung der unternehmerischen Wettbewerbsfähigkeit ist ein intelligenter Einsatz von Rohstoffen zudem ein wirksames Mittel, um sich gegen Preisrisiken und Lieferrisiken in der Rohstoffbeschaffung abzusichern. Nicht zuletzt kommt die Steigerung der Rohstoffeffizienz auch der Umwelt zugute, da ein intelligenter Einsatz die natürlichen Ressourcen schont.
Das Recycling von Metallen sowie die Nutzung von Sekundärrohstoffen tragen wesentlich zur Steigerung der Ressourceneffizienz bei. Die deutsche Produktion von Nicht-Eisen-Metallen (Aluminium, Blei, Zink, Kupfer) basiert beispielsweise bereits seit vielen Jahren zu etwa 50 Prozent auf sekundären Vorstoffen. Weltweit sind die Anteile meist deutlich geringer. Während Stahl, Basismetalle und Edelmetalle aufgrund ihres Wertes und der großen anfallenden Mengen schon in hohem Maße wiederverwendet werden, ist dies bei den Hochtechnologiemetallen wie Seltenen Erden, Indium oder Germanium in der Regel nicht der Fall. Hier bestehen beim Recycling noch große Potenziale.
Vor diesem Hintergrund hat die G7 unter deutscher Präsidentschaft erstmals Ressourceneffizienz als ein Schwerpunktthema behandelt. Beim Gipfel von Scholss Elmau am 7. und 8. Juni 2015 haben sich die Staatschef und Regierungschefs dazu bekannt, ehrgeizige Maßnahmen für eine Steigerung der Ressourceneffizienz zu ergreifen und eine G7-Allianz für Ressourceneffizienz zu gründen. Ferner haben sie das Internationale Ressourcenpanel (IRP) des Umweltprogramms der Vereinten Nationen und die OECD gebeten, ihre Arbeiten mit Berichten zu den Potentialen der Ressourceneffizienz und politischen Empfehlungen zu unterstützen.
Aus geologischer Sicht ist die langfristige Verfügbarkeit bei Kohle, Erdgas, Metallrohstoffen und Industriemineralen gegeben. Nur ein Bruchteil der bestehenden geologischen Rohstoffpotenziale ist überhaupt bekannt. Durch fortschreitende Entwicklung in der Exploration werden ständig neue Rohstoffvorkommen entdeckt.
Als eines der weltweit führenden Industrieländer hat Deutschland einen hohen Bedarf an mineralischen Rohstoffen. Ein Großteil der jährlich in Deutschland benötigten Rohstoffe, insbesondere Steine-Rohstoffe und Erden-Rohstoffe, werden aus heimischen Lagerstätten gewonnen. Damit ist die Eigenversorgung mit diesen Rohstoffen ganz oder anteilig sichergestellt. Hingegen ist die Bedarfsdeckung bei Metallrohstoffen, einzelnen Industriemineralen und Energierohstoffen – mit Ausnahme der Braunkohle – sehr stark von Importen abhängig.
Deutschland hatte im Jahr 2013 ein Gesamtrohstoffaufkommen (einschließlich Exporte) in Höhe von annähernd 170 Milliarden Euro. Davon entfielen rund 15 Milliarden Euro auf die heimische Rohstoffproduktion, geschätzte 10 Milliarden Euro auf Recycling (Umsatz der Recyclingbranche) und 143 Milliarden Euro auf Importe (Energierohstoffe 69,6 Prozent, Metalle und Industrieminerale 30,4 Prozent).