Die Deutsche Anpassungsstrategie an den Klimawandel
Vorsorgen in der Klimakrise
Wetterextreme werden häufiger und heftiger. Starkregen und Hochwasser, Stürme, Dürre und Hitze sind keine Jahrhundertereignisse mehr. Sie sind Teil einer neuen Realität, auf die wir uns einstellen müssen.
Extreme Wetterereignisse richten häufig großen Schaden an. Menschen verlieren ihr Hab und Gut, im Extremfall ihr Leben. Vor allem ältere Menschen und Kinder leiden unter Sommerhitze. Dürren verursachen Waldbrände und Ernteausfälle. Starkregen und Hochwasser fluten Straßen, Keller und Häuser. Aber wie groß die Schäden sind, hängt nicht nur davon ab, wie stark Extremwetter ausfallen, sondern auch davon, wie gut wir uns darauf vorbereiten.
Die Bundesregierung will die Menschen besser vor den Folgen der Klimakrise schützen. Ziel ist, dass wir alle weiter gut, gesund und sicher leben können, an jedem Ort in Deutschland. Daher betreiben wir engagierten Klimaschutz. Viele Folgen der Klimakrise lassen sich aber schon jetzt nicht mehr abwenden. Deswegen müssen wir uns besser auf sie vorbereiten, uns anpassen und Vorsorge treffen. Diese Aufgabe geht die Bundesregierung jetzt systematisch an – mit der Deutschen Anpassungsstrategie 2024.
Konkret findet Klimaanpassung zum Beispiel statt, wenn…
- Kommunen ihre Bürgerinnen und Bürger vor Hitze schützen, indem sie zum Beispiel Bäume pflanzen, Sonnensegel spannen, Trinkbrunnen aufstellen und Zugang zu kühlen öffentlichen Gebäuden ermöglichen.
- Unternehmen ihre Lieferketten neu ausrichten, damit sie auch in Zeiten von Wetterextremen stabil und unterbrechungsfrei funktionieren.
- durch Maßnahmen wie präzisere Vorhersagedienste und angepasste Transportkonzepte dafür gesorgt ist, dass Flüsse, wie der Rhein auch bei häufigen Niedrigwasserphasen zuverlässig schiffbar bleiben und die Versorgung von Industrie und Bevölkerung mit Gütern gesichert ist.
- Wälder von Nadelholzplantagen zu naturnahen Mischwäldern umgestaltet werden, weil sie so mehr Wasser speichern, Dürre besser standhalten und uns Kühle und Erholung spenden.
- Auen renaturiert werden, damit sie beim nächsten Hochwasser viel Wasser aufnehmen und es von Siedlungen fernhalten.
Mit diesen und vielen weiteren Maßnahmen schafft Klimaanpassung die Voraussetzungen dafür, dass wir weiter gesund und sicher leben und wirtschaften können. Gleichzeitig ist sie ein großangelegtes Programm für mehr Lebensqualität und Wohlstand.
Das tut die Bundesregierung
Anpassung und Vorsorge betreffen sehr viele Bereiche unserer Gesellschaft. Klimaanpassung ist deshalb Aufgabe der gesamten Bundesregierung, aber auch von Ländern und Kommunen sowie Unternehmen. Der Bund setzt den Rahmen dafür, dass es in allen Bereichen mit der Klimaanpassung vorangeht.
Im Juli 2024 ist das Bundes-Klimaanpassungsgesetz, das unter Federführung des BMUV erarbeitet wurde, in Kraft getreten. Damit hat die Bundesregierung neue, verbindliche Grundlagen für die Anpassung geschaffen. Das Gesetz verpflichtet Bund, Länder und Kommunen, Konzepte für die Anpassung an fortschreitende Erderhitzung zu entwerfen – auf der Grundlage von Risikoanalysen und mit konkreten Maßnahmenplänen.
Zur Unterstützung von Ländern und Kommunen bei ihren Aufgaben der Klimaanpassung hat das Bundesumweltministerium zwei Förderprogramme aufgesetzt, mit denen insbesondere Klimaanpassungsmanagerinnen und -manager gefördert werden ("DAS") sowie Klimaanpassung in sozialen Einrichtungen ("AnpaSo"). Außerdem wurde das Zentrum Klimaanpassung beauftragt, als erster Ansprechpartner in allen Fragen der Klimaanpassung Kommunen und sozialen Einrichtungen mit Rat und Tat zur Seite zu stehen, durch passgenaue Beratung, Fortbildung und Vernetzung.
Nun geht der Bund den nächsten Schritt und legt seine Klimaanpassungsstrategie vor. Damit stellt die Bundesregierung die Weichen dafür, Gesellschaft und Wirtschaft, Natur und Infrastruktur klimafest zu gestalten.
Konsultation für eine neue, vorsorgende Klimaanpassungsstrategie 2024
Zum Entwurf der Strategie waren Bundesländer und Verbände vom 1. bis 22. Oktober 2024 eingeladen, Ergänzungen zu den Zielentwürfen, den Maßnahmen- und Instrumentenvorschlägen sowie ergänzende Hinweise einzubringen.
In die Erstellung des Entwurfs sind bereits Hinweise aus der informellen Online-Konsultation von Bundesländern und Verbänden im Dezember 2023, aus einer Dialogveranstaltung im Dezember 2023 sowie aus einer Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger im Herbst 2023 eingeflossen.
Messbare Ziele: So funktioniert die Anpassungsstrategie
Erstmals werden mit der Deutschen Anpassungsstrategie 2024 messbare Ziele für die Klimaanpassung in Deutschland festgelegt, insgesamt 34 Ziele und 53 Unterziele. Die meisten Ziele sollen im Jahr 2030 erreicht werden, einige bis 2050. Den Zielen sind Indikatoren zugeordnet, um die Zielerreichung messen zu können. Dabei gilt: Es werden keine zusätzlichen bürokratischen Belastungen oder Berichtspflichten für Bürgerinnen und Bürger oder Unternehmen geschaffen.
Die Ziele sind sieben Clustern zugeordnet, die die gesamte Bandbreite der Anpassung und Vorsorge abbilden:
- Infrastruktur
- Land und Landnutzung
- menschliche Gesundheit und Pflege
- Stadtentwicklung, Raumplanung und Bevölkerungsschutz
- Wasser
- Wirtschaft
- Clusterübergreifende Themenbereiche
Aus dem Bereich des Bundesumweltministeriums enthält die Strategie zum Beispiel Ziele in den Clustern Wasser sowie Land und Landnutzung, unter anderem
- zur Verbesserung der Widerstandsfähigkeit des Bodens gegenüber den Folgen der Klimakrise
- zur Stärkung der Widerstandsfähigkeit (Resilienz) von Wasserinfrastrukturen,
- zur Erhaltung verfügbarer Wasserressourcen in ausreichender Menge und guter Qualität
Ein Beispiel, um das neue System der Klimaanpassungsstrategie mit messbaren Zielen und dazugehörigen Indikatoren zu illustrieren:
Die Strategie setzt das Ziel, die Resilienz, also die Widerstandsfähigkeit, des Landschaftswasserhaushalts zu stärken – das heißt vor allem, die Fähigkeit der Landschaft zur Wasserspeicherung wiederherzustellen. Dazu braucht es unter anderem möglichst viele unversiegelte Flächen, die Wasser aufnehmen können, und gesunde, lockere Böden, die das Wasser lange speichern können. Dies ist ein Unterziel zum Ziel "Verfügbare Wasserressourcen langfristig erhalten".
Die Fortschritte in Richtung des Ziels werden künftig mithilfe von Indikatoren messbar und transparent: Ein solcher Indikator ist die Rückgewinnung natürlicher Überflutungsflächen. Natürliche Überflutungsflächen zurückzugewinnen bedeutet, den Gewässern mehr Raum zu geben und die Verbindung zwischen Aue und Fließgewässer wiederherzustellen. Zwei weitere Indikatoren, um den Fortschritt messbar zu machen, werden derzeit erarbeitet: die Größe der wiedervernässten Moorflächen und die Größe entwässerter land- und forstwirtschaftlicher Flächen.
Mithilfe dieser Indikatoren lässt sich überprüfen, ob und wie schnell Fortschritte in Richtung des oben genannten Ziels gemacht werden.
So geht es weiter mit der Anpassungsstrategie
Die Deutsche Anpassungsstrategie ist ein Gemeinschaftsprojekt aller Ressorts der Bundesregierung unter Federführung des Bundesumweltministeriums. Bundesländer, Verbände einschließlich kommunaler Spitzenverbände, Wissenschaft, Bürgerinnen und Bürger wurden umfassend beteiligt. Die Strategie folgt dem Ressortprinzip. Jedes Ministerium hat Ziele für seinen Zuständigkeitsbereich beigetragen und ist in Zukunft für deren Umsetzung, Finanzierung und Erfolgskontrolle verantwortlich.
Nach der Beteiligung der Länder und Verbände erhalten alle fachlich verantwortlichen Bundesministerien die Ergebnisse zur Prüfung, um sie für die Finalisierung der Strategie zu nutzen. Die neue, vorsorgende Klimaanpassungsstrategie der Bundesregierung soll voraussichtlich im Dezember 2024 im Bundeskabinett beschlossen werden.
Dann wird es darum gehen, dass die Ziele der Strategie erreicht werden, damit sie ihre Wirkung für den Schutz von Menschen und Infrastruktur entfalten kann. Dazu sind über 180 Maßnahmen im vierten Aktionsplan Anpassung (APA IV) zusammengefasst, der ebenfalls Bestandteil der Strategie ist. Die Zielerreichung wird durch ein Monitoringsystem anhand von Indikatoren gemessen. Auf dieser Grundlage wird die Strategie künftig regelmäßig alle vier Jahre fortgeschrieben. Dabei werden die Ziele und Maßnahmen überprüft und, sofern erforderlich, weiterentwickelt.
Damit ist der Einstieg in ein strategisches und dynamisches, an Zielen und Fortschritten orientiertes Klimaanpassungsmanagement des Bundes ermöglicht.
Deutsche Anpassungsstrategie seit 2008
Bereits im Jahr 2008 hat die Bundesregierung unter Federführung des Bundesumweltministeriums mit Unterstützung des Umweltbundesamtes die Deutsche Anpassungsstrategie an den Klimawandel (DAS) beschlossen. Die Strategie hat den Grundstein dafür gelegt, Deutschland in einem kontinuierlichen Prozess auf die Auswirkungen des Klimawandels vorzubereiten und Klimarisiken zu verringern.
Wichtige Bestandteile des Anpassungsprozesses sind die Klimarisikoanalysen und Aktionspläne Anpassung. Das Monitoring zur DAS beobachtet regelmäßig die Folgen des Klimawandels und die Wirkungen der bereits eingeleitete Anpassungsmaßnahmen für Deutschland. Damit wurden mit der DAS die Grundlagen für die Klimaanpassungspolitik in Deutschland geschaffen.