Klimawandel und mentale Gesundheit
Der Klimawandel wirkt sich nicht nur auf die körperliche, sondern in unterschiedlicher Weise auch auf die mentale Gesundheit der Menschen aus. Zum einen beeinflussen der Anstieg der globalen Durchschnittstemperatur sowie Extremwetterereignisse in direkter Weise die psychische Gesundheit; zum anderen können bereits spürbare und zukünftig zu erwartende Folgen des Klimawandels Gefühle wie Angst, Wut und Verzweiflung auslösen und so zu einer mentalen Belastung führen. Diese Seite gibt einen Überblick über mögliche Einflüsse des Klimawandels auf die mentale Gesundheit und verlinkt auf weiterführende Informationen aus dem deutschsprachigen Raum.
Um einen besseren Überblick über die Verteilung psychischer Belastungen im Zusammenhang mit dem Klimawandel in Deutschland zu erhalten sowie die psychische Gesundheit der Bevölkerung zu schützen und die Widerstandsfähigkeit gegenüber psychischen Erkrankungen zu stärken, wurde im Auftrag des Bundesumweltministeriums das Forschungsvorhaben "Mentale Auswirkungen des Klimawandels" durchgeführt. In diesem Vorhaben wurde auch ein Ratgeber für mentale Gesundheit im Klimawandel entwickelt.
Extremwetterereignisse und mentale Gesundheit
Im Zuge des Klimawandels steigt die Häufigkeit und Intensität von Extremwetterereignissen wie Stürmen oder Starkregen mit anschließenden Überflutungen. Das Erleben einer solchen existenziellen Gefahrensituation kann sich auch auf die mentale Gesundheit auswirken und beispielsweise zur Entwicklung depressiver Symptome oder auch einer posttraumatischen Belastungsstörung führen.
Hitze und mentale Gesundheit
Hitze kann negative Effekte auf die menschliche Psyche haben. So können Beeinträchtigungen der Schlafqualität und -quantität, verursacht durch die ausbleibende nächtliche Abkühlung, zu verminderter Konzentrationsfähigkeit und Arbeitsleistung führen. Dies kann wiederum zu einem Anstieg von Arbeits- und Verkehrsunfällen beitragen.
Zudem wird bei Hitze eine Zunahme aggressiven Verhaltens beobachtet. Krankenhauseinweisungen infolge psychiatrischer Notfälle und das Risiko für Suizide steigen ebenfalls (vgl. Bundespsychotherapeutenkammer zu "Klimakrise und psychische Gesundheit", 2023). Besonders betroffen hiervon ist die Gruppe der psychisch Vorerkrankten.
Insbesondere psychisch Erkrankte, die Psychopharmaka einnehmen, sind über Wirkungen von Hitze aufzuklären. Einige der enthaltenen Wirkstoffe können das Durstgefühl unterdrücken, manche bergen ferner die Gefahr, die Schweißproduktion zu hemmen, was das Risiko für hitzebedingte Erkrankungen erhöht. Hier ist rechtzeitig Rücksprache mit der behandelnden Ärztin oder dem behandelnden Arzt zu halten und der Medikamentenplan gegebenenfalls anzupassen. Einen ersten Überblick über Medikamente mit potentiellen Risiken liefert die Heidelberger Hitze-Tabelle.
Emotionale Reaktionen
Die Auseinandersetzung mit dem Klimawandel kann Gefühle hervorrufen, die einen weiteren psychischen Belastungsfaktor darstellen. Die Trauer oder der Schmerz über eine tatsächlich erlebte Veränderung oder den Verlust des vertrauten Lebensraums werden als Solastalgie bezeichnet. Aber auch der Gedanke an eine mögliche Zerstörung der Lebensgrundlagen durch den Klimawandel kann psychisch belasten. Neben Gefühlen wie Wut, Hilflosigkeit oder Verzweiflung spielt dabei auch Angst eine Rolle. Die sogenannte Klimaangst, also die Angst vor dem Klimawandel und seinen Folgen, ist dabei keineswegs als psychische Erkrankung per se zu betrachten, denn sie kann eine natürliche Reaktion auf die erwartete Bedrohungslage darstellen. In Kombination mit weiteren individuellen Belastungen oder auch bei wiederkehrenden Sorgen wegen des Klimawandels kann hierdurch jedoch psychischer Leidensdruck ausgelöst oder verstärkt werden.
Kinder und Jugendliche haben in besonderer Weise Sorgen wegen des Klimawandels. So gaben bei einer Studie des Umweltbundesamtes (UBA) 72 Prozent der Befragten im Alter von 14 bis 22 Jahren an, dass sie der Zukunft von Umwelt und Klima eher oder sehr pessimistisch entgegensehen.