Infektionen durch Schildzecken, Stechmücken und Nagetiere im Klimawandel
Zu den bedeutendsten Gesundheitsschädlingen, die Infektionserreger auf den Menschen übertragen können, gehören Schildzecken, Stechmücken und Nagetiere. Der Klimawandel kann sich artspezifisch und regional unterschiedlich auf die Tiere auswirken, zum Beispiel auf Vorkommen, Verbreitung, Populationsgröße, Aktivität, Möglichkeiten der Überwinterung und auch auf die Fähigkeiten, Infektionen zu übertragen. Zudem kann der Klimawandel die Etablierung neu eingeschleppter Arten begünstigen.
Zum Schutz vor durch Gesundheitsschädlinge übertragbaren Infektionserregern ist es wichtig, das Risiko zu minimieren. Dafür ist es notwendig, eine gute und wissenschaftlich fundierte Informationsgrundlage zu haben und darauf basierend Handlungsoptionen abzuleiten. Daher werden im Auftrag des Bundesumweltministeriums die Auswirkungen des Klimawandels auf Überträger (Schildzecken, Nagetiere, Stechmücken) bedeutender Infektionserreger unter sich verändernden klimatischen Bedingungen in verschiedenen Forschungsvorhaben untersucht.
Schildzecken sind bedeutende Gesundheitsschädlinge, die in Deutschland und Europa die meisten auf den Menschen übertragbaren Infektionen verursachen. In Deutschland einheimische Schildzeckenarten übertragen Infektionserreger wie das Virus der FSME (Frühsommer-Meningoenzephalitis), der Borreliose aber auch unter anderem Erreger wie Rickettsien und Babesien. Eine erste georeferenzierte Schildzeckenkarte für Deutschland, die diverse vorkommende Schildzeckenarten erfasst, wurde 2014 veröffentlicht. Die bisherigen Forschungsergebnisse weisen darauf hin, dass der Klimawandel in Deutschland für Schildzecken begünstigende Bedingungen mit sich bringen kann. Das betrifft nicht nur einheimische Arten, sondern auch einschleppbare, bisher nicht in Deutschland etablierte Schildzecken wie zum Beispiel Hyalomma. Diese werden seit 2018 zunehmend über Zugvögel oder Säugetiere nach Deutschland eingeschleppt. Sie sind potentielle Überträger des Krim-Kongo-Fiebers.
Bei den Nagetieren werden insbesondere Rötelmäuse wegen der Hantaviren-Übertragungen erforscht, da Infektionen mit diesen Viren teilweise zu schweren Nierenschädigungen führen können. Die Dichte des Rötelmaus-Vorkommens hängt eng mit Wetterereignissen, die Eichen- und Buchen-Mastjahre auslösen, zusammen. Aktuell wird ein Hantavirus-Prognosemodell optimiert und weiterentwickelt, um die Gefährdung des Menschen durch diese Erreger im gesamten Bundesgebiet vorhersagen zu können und rechtzeitig entsprechende Gesundheitsdienste und die Bevölkerung zu sensibilisieren.
Das Potential einheimischer Stechmücken für die Übertragung von Dengue-, Chikungunya- und ZIKA-Viren auf den Menschen wird unter Berücksichtigung sich verändernder klimatischer Bedingungen untersucht. Unter anderem können einheimische Stechmücken aber auch das West-Nil-Virus übertragen. Dieses Virus stammt ursprünglich aus Afrika und wurde in Deutschland erstmals im Jahr 2018 in einem Bartkauz nachgewiesen. Mittlerweile treten regelmäßig Infektionen bei Mensch, Vogel und Pferd auf, und auch in einheimischen Stechmücken ist das Virus gefunden worden. Es ruft beim Menschen grippeähnliche Symptome hervor. Lange und heiße Sommer begünstigen das Risiko einer West-Nil-Infektion. Man geht davon aus, dass sich das Virus im Zuge des Klimawandels in Deutschland weiter ausbreiten wird.
Zudem wird der Eintrag exotischer Stechmücken nach Deutschland erforscht. Hintergrund ist hierbei die gesundheitliche Gefährdung für den Menschen. Ein prominentes Beispiel für eine nach Deutschland eingeschleppte Stechmückenart ist die Asiatische Tigermücke. Sie ist potentieller Überträger zahlreicher Erreger, unter anderem des Dengue- und Chikungunya-Virus. Asiatische Tigermücken sind an mehreren Standorten in Deutschland etabliert. Ihre Populationsdichte ist aktuell aber, auch auf Grund durchgeführter Bekämpfungsmaßnahmen, zu gering für das Auftreten von Krankheitsausbrüchen.