– Es gilt das gesprochene Wort –
Liebe Frau Dr. Constanze Haug,
Lieber Stefan Demuth,
Liebe Vertreterinnen und Vertreter unserer zehn ersten Green-AI Hub Projekte,
Sehr geehrte Damen und Herren,
gut ein Jahr ist es her, dass wir an dieser Stelle den Green AI Hub Mittelstand gestartet haben. Auf einem Rundgang durch die kleine Ausstellung hier konnte ich einen Eindruck davon bekommen, was sich daraus alles entwickelt hat. Und das ist wirklich beeindruckend!
Ich freue mich, dass wir heute wieder hier zusammenkommen. Wir wollen eine erste Bestandsaufnahme vornehmen, aber noch viel wichtiger: Wir wollen gemeinsam nach vorn blicken. Heute soll es darum gehen, Impulse und Ideen auszutauschen, damit die Chancen von Künstlicher Intelligenz für den Umwelt- und Klimaschutz noch viel breiter genutzt werden.
Die Arbeitswelt, die Unternehmenswelt von morgen, wird von KI geprägt sein. Aus Sicht des Umweltministeriums ist das spannend, weil KI die Produktion nicht nur schneller und günstiger machen kann, sondern auch effizienter, sauberer und energiesparender. In Zeiten hoher Energie- und Rohstoffpreise und unsicherer Lieferketten ist das für Unternehmen eine wirtschaftlich lohnende Zukunftsstrategie – die ganz nebenbei auch noch Umwelt und Klima nutzt.
Das Bundesumweltministerium hat deshalb in den letzten Jahren mehrere Initiativen gestartet, die sich dem Thema "KI für Umwelt und Klima" widmen:
- die KI-Ideenwerkstatt,
- die Förderinitiative KI-Leuchttürme
- und das Anwendungslabor für Künstliche Intelligenz und Big Data, das ich im Oktober 2023 im Umweltbundesamt eröffnet habe.
Mit dem Green AI Hub wollen wir diejenigen unterstützen, die die Chancen der Künstlichen Intelligenz für den Umwelt- und Klimaschutz nutzen wollen. Wir wollen zeigen, was möglich und sinnvoll ist und das Wissen über KI-Anwendungen weiterverbreiten. Denn wir beginnen gerade erst, die enormen Chancen, die in der KI stecken, zu begreifen und zu nutzen.
Aus diesen Chancen möchte ich ein Thema herausgreifen, das uns im Bundesumweltministerium beschäftigt und zu dem moderne KI-Lösungen einen großen Beitrag leisten können. Das ist das Thema Ressourceneffizienz.
Rohstoffe sind oft knapp und teuer. Eine globale Wirtschaft, die darauf beruht, immer mehr frische Rohstoffe zu verbrauchen, kann deshalb dauerhaft nicht funktionieren. Außerdem ist der Rohstoffverbrauch ein wichtiger Treiber der drei großen Umweltkrisen – Klimakrise, Artenaussterben und Verschmutzung. Denn der Abbau von Rohstoffen kostet Energie und verursacht hohe Emissionen. Er kann natürliche Lebensräume zerstören und Tiere und Pflanzen verdrängen. Er erfordert teilweise den Einsatz von gefährlichen Stoffen und verbraucht große Mengen Wasser.
Deswegen haben wir im Bundesumweltministerium den Entwurf einer Nationalen Kreislaufwirtschaftsstrategie erarbeitet. Diesen stimmen wir gerade mit den anderen Bundesministerien ab. Die Nationale Kreislaufwirtschaftsstrategie beschreibt Instrumente und Maßnahmen, mit denen wir den Verbrauch von immer neuen Ressourcen bis 2045 halbieren und immer mehr wiederaufbereitete, sogenannte sekundäre Rohstoffe nutzen wollen.
Auch der Einsatz von KI in Unternehmen kann dazu beitragen, Ressourcenverschwendung zu minimieren:
- Zum Beispiel kann in der Textilindustrie mit Hilfe von KI schon beim Design dafür gesorgt werden, dass die verwendeten Stoffe lange haltbar sind und keine Umweltschäden zum Beispiel durch Mikroplastik verursachen.
- In der Textil- oder Lebensmittelproduktion kann KI Prognosen zu den voraussichtlichen Verkaufszahlen erstellen, sodass eine Überproduktion vermieden wird.
- Eine zuverlässige Qualitätskontrolle durch KI kann dabei helfen, dass kaum noch Ausschuss produziert wird.
Solche Anwendungen schonen kostbare Ressourcen und bereiten den Boden für eine zukunftsfähige Wirtschaft.
Eine effiziente Nutzung von Ressourcen ist ein wichtiger Baustein beim Umbau der Wirtschaft hin zu Klimaneutralität und Umweltverträglichkeit. Diese Transformation, an der wir als Gesellschaft arbeiten, besteht aus vielen einzelnen Elementen. Jedes Unternehmen, das in seinem Bereich Material und Energie effizienter einsetzt, leistet einen Beitrag zur Zukunftssicherung.
So auch die Projekte des Green AI Hub. Ich freue mich, dass wir Ihnen heute die ersten zehn Pilotprojekte präsentieren können. Die Unternehmen werden Ihnen auch schon über erste Ergebnisse aus der Praxis berichten.
Wir fördern KI-Anwendungen, die einen echten Mehrwert für die Umwelt bringen. KI ist ja nicht von Natur aus grün. KI produziert aus riesigen Datenmengen neue Erkenntnisse – und verbraucht dabei selbst Ressourcen und Energie. Wir sehen, dass zum Beispiel der Stromverbrauch von Rechenzentren stetig steigt.
Aus Umweltsicht ist eine Anwendung dieser Technologien also nur dann sinnvoll, wenn sie selbst nachhaltig sind. Das heißt, wenn die eingesparten Ressourcen größer sind als die Ressourcen, die es braucht, um die KI zu betreiben. Wir müssen daran forschen und arbeiten, KI-Anwendungen, Rechenzentren und Infrastruktur selbst nachhaltiger und energieeffizienter zu machen. Da setzen wir auch mit unserer Förderinitiative KI-Leuchttürme an.
Green AI effizient einsetzen, dort wo es Sinn macht, und nachhaltig für Wirtschaft und Umwelt ist – das ist unser Ziel. Nachhaltigkeit ist eine Voraussetzung für die Förderung durch den Green-AI Hub Mittelstand. Die Unternehmen, die ihre Anwendungen gleich vorstellen werden, haben diese Herausforderung alle für sich gelöst – im Handwerk, im Anlagen- und Maschinenbau, in der Nahrungsmittelwirtschaft, im verarbeitenden Gewerbe. Damit stehen sie für einen Mittelstand, der wirtschaftliche und gesellschaftliche Herausforderungen mit modernen Lösungen angeht.
Im Zentrum heute steht der Austausch zu den Ergebnissen der ersten zehn Pilotprojekte. Es wird darum gehen, welche Impulse die innovativen KI-Lösungen zur Ressourceneinsparung in den Unternehmen selbst und ihren Branchen setzen und wie das in andere Branchen ausstrahlen könnte. Daneben zeigen auch die heute hier vor Ort aufgestellten Demonstratoren anschaulich die Möglichkeiten von Künstlicher Intelligenz zur Ressourceneinsparung.
Diese Pilotprojekte sollen der Anfang einer stetigen Entwicklung sein: Die entwickelten KI-Lösungen werden nach Ende der Projekte als Open Source zur Verfügung gestellt. Ich danke allen Unternehmen, die hier vorangehen und ich bin sicher, dass sie viele andere zur Nachahmung inspirieren werden.
Die heute anwesenden Vertreterinnen und Vertreter der ersten zehn Pilotprojekte und das Team des Green AI Hub freuen sich auf einen Austausch mit Ihnen. Wenn Sie sich als kleines oder mittleres Unternehmen für ein Pilotprojekt interessieren oder ein passendes Unternehmen weiterempfehlen möchten, nehmen Sie gern Kontakt auf! Für die dritte Förderrunde können Sie sich jetzt mit Ihrem Unternehmen bewerben.
Ich wünsche Ihnen eine erfolgreiche Konferenz.