Rede von Steffi Lemke anlässlich der neunten Vollversammlung des Weltbiodiversitätsrates (IPBES 9)

03.07.2022
Bundesministerin Steffi Lemke
Bundesumweltministerin Steffi Lemke hielt zur Eröffnung der neunten Vollversammlung des Weltbiodiversitätsrates (IPBES 9) in Bonn ein Grußwort. Dabei hob sie die Bedeutung der IPBES für eine wissenschaftsbasierte Politik hervor.

– Es gilt das gesprochene Wort – 

Sehr geehrte Dr. Ana María Hernández Salgar,
sehr geehrte Dr. Anne Larigauderie,
sehr geehrte Inger Andersen,
sehr geehrte Dr. Ursula Sautter,
sehr geehrte IPBES-Expert*innen,
sehr geehrte Damen und Herren,

fünf Jahre ist es her, dass die IPBES-Vollversammlung das letzte Mal in Bonn getagt hat. Willkommen zurück!

Das virtuelle Plenum letztes Jahr hat zwar gezeigt, dass internationale Gremien auch ohne ein Zusammensein vor Ort beschlussfähig sein können. Dennoch haben wir alle gemerkt, dass der persönliche Austausch nicht komplett durch virtuelle Formate zu ersetzen ist. Deswegen freue ich mich, Sie heute im Namen der gesamten Bundesregierung ganz herzlich hier in Bonn begrüßen zu können.

Die Welt hat sich seit der siebten Plenarsitzung 2019 in Paris verändert. Wir leben in krisenhaften Zeiten. Gerade in diesen Zeiten ist die friedliche Kooperation ein unschätzbarer Wert. Ich wünsche mir, dass wir mit dieser Sitzung ein Zeichen setzen gegen Feindseligkeit und Aggression – für den Multilateralismus und die Stärke des Völkerrechts.

Das ist auch notwendig, weil sich die großen Umweltkrisen weltweit verschärfen: die Klimakrise, die Umweltverschmutzung und das Artenaussterben. Diese Krisen brauchen nach wie vor unsere volle Aufmerksamkeit. 

Das Artenaussterben, die Biodiversitätskrise, ist noch immer nicht voll im öffentlichen und politischen Bewusstsein angekommen. Das muss sich dringend ändern. Das globale IPBES-Assessment hat uns dabei schon einen großen Schritt nach vorn gebracht. Der Bericht hat nicht nur das Ausmaß des Artenaussterbens verdeutlicht. Er hat mit seinen Handlungsempfehlungen auch konkrete Auswege aus der Krise aufgezeigt.

Diese Handlungsempfehlungen helfen sehr. Denn sie können helfen, einen neuen globalen Handlungsleitfaden zum Schutz von Arten und Ökosystemen und zur nachhaltigen Nutzung der Natur zu entwickeln.

Es ist eine sehr gute Nachricht, dass die CBD COP 15 nun endlich im Dezember in Montreal stattfinden wird. Ich bin zuversichtlich, dass wir so Ende des Jahres eine ambitionierte globale Vereinbarung verabschieden können.

Wichtig bleibt, dass diese auf wissenschaftlichen Erkenntnissen basiert und der Biodiversität auch wirklich nutzt. Dazu leistet der IPBES und seine Expert*innen einen extrem wichtigen Beitrag. Schließlich sieht eine Beschlussempfehlung für die Weltnaturkonferenz vor, dass das IPBES-Arbeitsprogramm die Umsetzung des neuen Rahmens unterstützen soll.

Dass wir auf wissenschaftsbasierte Politikberatung dringend angewiesen sind, hat uns nicht zuletzt die Corona-Pandemie gezeigt. Der Weltbiodiversitätsrat hat dabei bewiesen, dass er auch auf kurzfristige politische Erfordernisse schnell reagieren kann. Der Bericht des IPBES-Workshops zu Biodiversität und Pandemien unterstreicht ganz deutlich: Der Schutz der globalen Artenvielfalt ist auch für die Gesundheit der Menschen unverzichtbar.

Ich möchte Ihnen ein Beispiel nennen, wie mein Ministerium auf die IPBES-Arbeiten aufbaut: Im März haben wir gemeinsam mit UNEP und CBD die Initiative „Nature for Health“ in Form eines Multi-Partner-Treuhandfonds ins Leben gerufen. Der Fonds soll die Wende von der Naturzerstörung zur Wiederherstellung der Natur fördern. Dazu unterstützt er Maßnahmen von nachhaltiger Landwirtschaft bis zu Frühwarnsystemen.

Mit dem Fonds wollen wir die Prävention zukünftiger Pandemien in den Vordergrund rücken, indem wir die Gesundheit von Menschen, Tieren, Pflanzen und Ökosystemen verbessern. Für die praktische Umsetzung stellt die Bundesregierung 50 Millionen Euro Startkapital aus der Internationalen Klimaschutzinitiative bereit. Aktuell läuft die Vorbereitungsphase, bei COP 15 soll die operative Phase eingeläutet werden.

in den nächsten Tagen werden Sie unter anderem zwei neue Assessments diskutieren und verabschieden und damit der Politik Handlungsempfehlungen an die Hand geben.

Ich blicke außerdem jetzt schon mit Spannung auf das geplante IPBES-Assessment zu den Zusammenhängen zwischen Wirtschaft und Biodiversität. Hier begibt sich der Weltbiodiversitätsrat einmal mehr auf Pioniers-Pfade, in dem er Akteure des Privatsektors bereits bei der Erstellung des Assessments mit einbezieht.

Ich freue mich, dass die Bundesregierung mit dem Start dieses „Business and Biodiversity Assessments“ auch erstmalig die Förderung von Fellows ermöglicht, die Deutschland nominiert. Damit leisten wir unseren Beitrag, um auch die nächste Generation in die internationale Zusammenarbeit zur biologischen Vielfalt einzubinden.

Ich bin gespannt auf die Impulse, die sie mit den anstehenden Assessments setzen, auf nationaler Ebene und im internationalen Kontext. Ich wünsche Ihnen allen viel Erfolg bei den Verhandlungen in den nächsten Tagen. Setzen Sie gemeinsam ein Zeichen für ein friedliches Miteinander, für den Multilateralismus.

Vielen Dank.

03.07.2022 | Rede Naturschutz | Bonn

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https://www.bmuv.de/RE10175
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