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Grußwort von Steffi Lemke für die Auszeichnung der Verbraucherschulen 2024

03.06.2024
Bundesministerin Steffi Lemke
Bundesumwelt- und Verbraucherschutzministerin Steffi Lemke hat als Schirmherrin des Projekts "Verbraucherschule" die diesjährige Auszeichnung der Verbraucherschulen mit einem Grußwort eröffnet.

– Es gilt das gesprochene Wort –

Liebe Schülerinnen und Schüler,
liebe Lehrerinnen und Lehrer,
sehr geehrte Abgeordnete,
liebe Ramona Pop,
meine sehr geehrten Damen und Herren,

auf der Schule soll man fürs Leben lernen. Das ist wahrlich keine leichte Aufgabe. Nicht umsonst wird immer wieder diskutiert, welche Inhalte eigentlich gelehrt werden sollten und ob Schülerinnen und Schüler ausreichend auf den Alltag vorbereitet werden. Nur wenige Menschen im Berufsleben müssen zum Beispiel den Zitronensäure-Zyklus kennen, die PQ-Formel anwenden oder definieren, was eine Endmoräne ist. Aber fast jede und jeder schließt im Laufe des Lebens einen Handyvertrag ab oder eröffnet ein Konto.

Verbraucherschulen greifen genau solche Praxis-Themen auf und damit ist klar: An Verbraucherschulen werden Schülerinnen und Schüler besonders gut für den Alltag fit gemacht und damit auch auf das Leben außerhalb der Schule und nach der Schulzeit vorbereitet. Das ist sehr wichtig. Denn wer frühzeitig lernt, sich in der digitalen Welt zurechtzufinden und mit Geld umzugehen, sich ausgewogen zu ernähren und nachhaltig zu konsumieren, hat später viele Vorteile.

Ich möchte Ihnen dafür ein paar Beispiele nennen:

  • In der letzten Zeit drängen immer neue Online-Plattformen für Fast Fashion, elektronische Waren und Haushaltswaren auf den europäischen Markt, die Verbraucherinnen und Verbraucher mit aggressiven Strategien zum Kaufen animieren möchten. Willkürlich erscheinende Rabatte, Countdowns für spezielle Angebote oder der Hinweis, dass noch weitere zehn Personen das Produkt im Warenkorb haben, sind nur einige Beispiele für manipulative Verkaufsmaschen. Verbraucherbildung kann Schülerinnen und Schüler dabei unterstützen, solche Verkaufstricks besser zu durchschauen und ihnen nicht auf dem Leim zu gehen.
  • Wenn Jugendliche soziale Medien nutzen, sollte es darum gehen, sich mit Freundinnen und Freunden zu vernetzen oder darum, kreative Inhalte und gemeinsame Interessen zu teilen. Für die Firmen geht es aber um Profit. Das bedeutet: Sammeln und Auswerten von Daten, personalisierte Werbung, garniert mit vermeintlich sicheren Empfehlungen von Influencerinnen und Influencern.
  • Dabei verschwimmt immer öfter die Welt von echt und unecht. Gezielte Desinformationen und Deep Fakes sind auf sozialen Medien allgegenwärtig. Leider kursieren dort mittlerweile nicht nur gefälschte Texte, sondern zunehmend auch gefälschte Videos mit bearbeiteten Stimmen. Umso wichtiger ist es, dass junge Menschen lernen, falsche von wahren und irreführende von wahrhaften Inhalten zu unterscheiden.
  • Durch Künstliche Intelligenz werden die Beeinflussungsmöglichkeiten noch ausgefeilter und die Herausforderungen für den Verbraucherschutz immer größer. Aber bitte verstehen Sie mich nicht falsch: Künstliche Intelligenz ist nicht per se gefährlich oder schlecht. Sie bietet viele Chancen und wird zukünftig in noch mehr Verbraucheranwendungen eine Rolle spielen. Es ist aber wichtig, Kompetenzen zum klugen Umgang mit KI zu erwerben, eine Digital Literacy. Hierfür spielt Verbraucherbildung eine entscheidende Rolle.
  • Auch der kluge Umgang mit Geld sollte frühzeitig erlernt werden. Es mag verlockend einfach sein, etwas heute zu kaufen und morgen erst zu bezahlen. Das Prinzip "buy now, pay later" hat aber seine Gefahren: Man kann schnell den Überblick über die Ausgaben verlieren und Schulden anhäufen, die man nur sehr schwer wieder abbezahlen kann. Verbraucherbildung unterstützt Kinder und Jugendliche dabei, ihr Budget im Blick zu behalten, frühzeitig das Rüstzeug zum Geldanlegen und zur Altersvorsorge zu erlangen und sich nicht von windigen Verkäufern oder "Finfluencern" aufs finanzielle Glatteis führen zu lassen.
  • Als Umwelt- und Verbraucherschutzministerin ist es mir ein besonderes Anliegen, Verbraucherschutz und Umweltschutz im Sinne einer ganzheitlichen Bildung für nachhaltige Entwicklung zusammenzubringen. Verbraucherbildung kann ganz wesentlich dazu beitragen, verantwortungsvollen Konsum zu fördern. Darum habe ich mich auch stark eingesetzt für das Recht auf Reparatur, das es jetzt in ganz Europa geben soll. Wenn Kinder und Jugendliche lernen, dass die Reparatur eines Smartphones natürliche Ressourcen schont, das Klima und den eigenen Geldbeutel, dann entscheiden Sie sich vielleicht eher auch mal für eine Reparatur, anstatt ein Smartphone wegzuwerfen. Das würde ich mir jedenfalls wünschen.

Verbraucherbildung wird immer wichtiger und das spiegelt sich auch an den Schulen wider. In diesem Jahr gab es so viele Bewerbungen für die Auszeichnung "Verbraucherschule" wie noch nie. Das freut mich als Schirmherrin des Projekts natürlich besonders. Es ist ein motivierendes Zeichen, dass sich so viele Schulleitungen und engagierte Lehrerinnen und Lehrer mit ihren Schülerinnen und Schülern auf den Weg gemacht haben, den komplexen Konsumalltag in das tägliche Lernen einzubinden. Das spricht für Sie, Ihre tollen Ideen und Ihr Engagement. Es spricht auch für die professionelle Koordination des Projekts durch die Mitarbeitenden der Verbraucherzentrale Bundesverbands. Es ist beeindruckend, was Sie gemeinsam auf die Beine stellen.

Verbraucherschulen bieten Schülerinnen und Schülern geschützte Räume, in denen sie sich ausprobieren und Ideen umsetzen können. Sie lernen dort, sich im Verbraucheralltag souverän zu verhalten und Verantwortung zu übernehmen. Souveräne Kunden lassen sich weniger abzocken, setzen ihre Rechte besser durch und machen Druck auf Unternehmen, ihnen keine schlechten Waren zu verkaufen oder schlechten Service anzubieten. Diese Gestaltungsmacht den Kindern und Jugendlichen frühzeitig bewusst zu machen, ist aus meiner Sicht ganz wichtig. Es freut mich, dass Sie dabei an ihren Schulen vorangehen.

Im Bundesumwelt- und Verbraucherschutzministerium wollen wir die Strukturen der Verbraucherbildung weiterentwickeln. Ich erkenne an den vielen tollen Beispielen an Ihren Schulen, wie sehr Sie daran interessiert sind, Alltagsthemen aufzugreifen und sie in Ihren Unterreicht zu integrieren. Das ist angesichts vieler anderer Herausforderungen im Schulalltag sicherlich nicht einfach. Und deshalb wollen wir für unterstützende Rahmenbedingungen sorgen. Das fängt damit an, gute und verlässliche Unterrichtsmaterialien zu finden. Dafür fördern wir den Materialkompass des Verbraucherzentrale Bundesverbands. Und das geht weiter mit Angeboten zu Fortbildungen und zum Voneinander-Lernen wie auf der heutigen Veranstaltung.

Es sollte jedoch nicht vor allem vom individuellen Engagement der Schulen und Lehrerinnen und Lehrer abhängen, ob Kinder und Jugendliche in den Genuss von Verbraucherbildungsinhalten kommen. Deshalb wollen wir die Verankerung von Verbraucherbildung in den Lehrplänen weiter voranbringen und treten dafür ein, gemeinsam mit den Ländern und den Kultusministerien. Dafür haben wir eine Bund-Länder-Arbeitsgruppe Verbraucherbildung ins Leben gerufen. Diese soll eine Plattform für einen kontinuierlichen Austausch schaffen, so dass wir das Thema mit vereinten Kräften vorantreiben können. Dabei kommen nicht nur Akteurinnen und Akteure aus der Verbraucher- und Bildungspolitik zusammen, sondern auch aus Wissenschaft, Bildungspraxis, Verbraucherorganisationen und vor allem auch Lehrende und Lernende.

Es sind die Verbraucherschulen, die uns heute schon ein gutes Beispiel dafür geben, wo wir hinwollen. Dafür noch einmal mein ganz herzlicher Dank an Sie alle! Bewahren Sie sich Ihre außergewöhnliche Motivation.

Ich wünsche Ihnen allen eine spannerde Veranstaltung mit inspirierenden Gesprächen.

03.06.2024 | Rede Verbraucherschutz

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https://www.bmuv.de/RE11021
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