– Es gilt das gesprochene Wort –
Herr Minister Willingmann,
Frau Präsidentin Böhmer,
sehr geehrte Damen und Herren Landräte der Elbe-Landkreise,
liebe Bürgermeisterinnen und Bürgermeister der Biosphärengemeinden und Städte,
Herr Puhlmann,
liebe EuroMAB-Teilnehmerinnen und Teilnehmer,
herzlich Willkommen in der Lutherstadt Wittenberg an der Elbe. Ich freue mich, Sie im Namen der deutschen Bundesregierung zu begrüßen. Von diesem geschichtsträchtigen Ort aus wurden wegweisende neue Ideen in die Welt getragen. Lutherstadt Wittenberg selbst besitzt vier UNESCO-Welterbestätten. Und in der Nähe befinden sich weitere, Sie werden sie teilweise besuchen.
Die Region liegt mir nicht nur deshalb besonders am Herzen. Ich bin nicht weit von hier geboren und aufgewachsen. Die Flusslandschaft der Elbe hat mich geprägt. Damals, in der DDR, wurden die Elbe und ihre Zuflüsse als Müllkippe der Industrie missbraucht. Heute ist das vorbei. Die Elbe ist wieder sauber. Und nicht nur das: Die Mittelelbe und ihre Auen sind eine Attraktion, die viele Menschen anlockt, hier ihren Urlaub zu verbringen. Das Biosphärenreservat ist ein Anziehungspunkt. Es bietet viele Chancen, auch wirtschaftliche.
Gleiches gilt für alle UNESCO-Biosphärenreservate weltweit. Daher freut es mich, dass Sie aus so vielen verschiedenen Regionen gekommen sind, um sich hier auszutauschen und zu vernetzen. Das EuroMAB-Netzwerk ist das größte und älteste regionale Netzwerk der UNESCO-Biosphärenreservate. Wir vereinen über 300 Biosphärenreservate und 41 Staaten. Erstmals findet die EuroMAB-Tagung in Deutschland statt. Übrigens in einem unserer beiden ältesten Biosphärenreservate.
Die Idee der Biosphärenreservate ist auch nach 50 Jahren noch aktuell: modellhaft nachhaltige Wirtschaftsweisen entwickeln und diese dann in die Breite tragen. Diese Idee stößt auf wachsende Zustimmung – national und weltweit.
Die Geschichte der Biosphärenreservate ist eine Erfolgsgeschichte. Und jeder Abschnitt der Geschichte bietet neue Herausforderungen. Heute gilt es insbesondere, die Folgen der Klimakrise und des Artenaussterbens zu bewältigen. Hier an der Elbe haben wir zum Beispiel aus schmerzlicher Erfahrung gelernt, wie wichtig gesunde Auen für den Schutz gegen Hochwasser und Dürren sind. Beide werden durch die Klimakrise häufiger und extremer.
In der Klimakrise wird es immer wichtiger, nachhaltig zu wirtschaften, dafür neue Methoden zu erproben und großflächig einzuführen. So wie es in Biosphärenreservaten gelebte Praxis ist. Dafür braucht es Regionen wie EuroMAB, die vorausgehen und neue Ideen umsetzen. Und praxisnahe Forschung, die die Umsetzung neuer Ideen unterstützt. Aus meiner Sicht sind Biosphärenreservate dafür prädestiniert. Auch das MAB-Programm sollte noch stärker auf den Schutz gegen die Klimakrise ausgerichtet werden. Diese Botschaft sollten wir mitnehmen zur MAB-Weltkonferenz in China nächstes Jahr, wo wir unsere Strategie für die kommenden Jahre beschließen.
In vielen Ländern und Regionen, auch hier in Deutschland, müssen wir derzeit beobachten, wie Populisten versuchen, das Rad der Geschichte zurück zu drehen. Versuchen, Fortschritt und Gerechtigkeit zu verhindern und Demokratie insgesamt in Frage stellen. Das setzt auch den Umwelt- und Naturschutz unter Druck.
Gerade in solchen Zeiten ist Ihr Einsatz für die Zukunft und die Entwicklung der Biosphärenreservate ganz besonders wichtig. Denn Biosphärenreservate zeigen ganz praktisch: Nur, wenn wir die Natur stärken, kann sie uns stärken gegenüber den Auswirkungen der Klimakrise. Daher danke ich Ihnen ganz herzlich für Ihr wichtiges Engagement.
Sie haben in den kommenden Tagen Gelegenheit, sich die Natur hier an der Elbe einmal anzuschauen. Es lohnt sich, denn das UNESCO-Biosphärenreservat "Flusslandschaft Elbe" ist eine einzigartige Natur- und Kulturlandschaft, die sich über fünf Bundesländer auf rund 400 Flusskilometern erstreckt. An den Ufern der Elbe finden sich die größten zusammenhängenden Auenwälder Mitteleuropas. Und die Region ist Heimat von beispielsweise rund 1.200 Elbebibern.
Ich wünsche Ihnen einen guten Austausch, viele neue Ideen und spannende Einblicke in andere Regionen. Vielen Dank!