BMUV unterstützt mit 29 Millionen Euro ein Projekt für naturbezogenes Risikomanagement und Offenlegungspraktiken in Entwicklungs- und Schwellenländern
Am heutigen Finanztag auf der Weltnaturkonferenz im kanadischen Montreal hat Bundesumweltministerin Steffi Lemke ein neues Projekt der Internationalen Klimaschutzinitiative (IKI) angekündigt. Mit diesem Vorhaben sollen die Auswirkungen und Abhängigkeiten, Risiken und Chancen von Entscheidungen privater Unternehmen und des Finanzsektors mit Blick auf Ökosysteme und die biologische Vielfalt besser erfasst werden. Private Unternehmen und Finanzinstitutionen sollen den schädlichen Einfluss auf bzw. die Abhängigkeit von Biodiversität messen, offenlegen und bei künftigen Entscheidungen berücksichtigen und somit reduzieren. Dazu bereitet die in diesem Jahr ins Leben gerufene internationale Taskforce für naturbezogene Offenlegung von Finanzdaten (Taskforce on Nature-Related Financial Disclosures - TNFD) entsprechende Kriterien und Standards vor.
Bundesumweltministerin Steffi Lemke: "Der Finanzsektor und private Unternehmen spielen eine entscheidende Rolle, um die neue globale Vereinbarung für die biologische Vielfalt und die internationalen Ziele für Biodiversität wirklich zu erreichen und umzusetzen. In diesem Kontext ist die TNFD ist ein wichtiges Instrument, damit Naturschutz und biologische Vielfalt künftig weltweit zentrales Element von unternehmerischen Entscheidungen und Investitionen sind. Vielen Investor*innen ist nicht bewusst, dass Umweltveränderungen – zum Beispiel der Verlust von Bodenfruchtbarkeit oder Luftqualität – auch ihre Investitionen betreffen. Diese Risiken werden bislang nicht ausreichend erfasst, genauso wenig wie die Chancen eines nachhaltigen Wirtschaftens im Einklang mit der Natur. Daher unterstützen wir die Arbeit der TNFD und ihrer zahlreichen Partner und geben Schwellen- und Entwicklungsländern die Möglichkeit, deren Empfehlungen umzusetzen."
Die TNFD will Unternehmen und Finanzinstitutionen Instrumente an die Hand, damit sie nachhaltige strategische Entscheidungen treffen können. Damit sollen Unternehmen, Investoren und andere Stakeholder über bessere Informationen verfügen, um umweltschädliche Investitionen zu verringern und zur Bewältigung der Biodiversitätskrise beizutragen. Das IKI-Projekt wird diese Arbeit beschleunigen. Damit wird auch ein Beitrag dazu geleistet, Kapital von Geschäftsmodellen und -praktiken mit hohen naturbedingten Risiken abzuziehen und dieses Kapital auf naturfreundlichere Lösungen und Ergebnisse zu verlagern. Die TNFD ist eine internationale, marktgesteuerte und wissenschaftlich gestützte Initiative, die auf dem von der ‚Taskforce on Climate-Related Financial Disclosures‘ (TCFD) entwickelten Ansatz aufbaut. Unter der Leitung von vierzig Taskforce-Mitgliedern, Unternehmen aus der Wirtschaft und dem Finanzsektor, und mit Unterstützung von über 800 Institutionen weltweit sowie einem Netzwerk von Wissens- und Umsetzungspartnern schafft die TNFD einen Rahmen dafür, dass Unternehmen und Finanzinstitute naturbezogene Auswirkungen, Abhängigkeiten, Risiken und Chancen bei ihren Entscheidungen berücksichtigen können. Der Zugang zu qualitativ hochwertigen Informationen ist von entscheidender Bedeutung, um umweltschädliche Investitionen in Richtung umweltfreundlicher Geschäftsmodelle zu verlagern.
Die Taskforce hat bei ihren Arbeiten auch die künftigen Aktivitäten des "International Sustainability Standards Board" (ISSB) mit Sitz in Frankfurt hierzu und die bereits vorliegenden Entwürfe europäischer Berichtsstandards für die nicht finanzielle Nachhaltigkeitsberichterstattung der Unternehmen zu Biodiversität im Blick. Die TNFD wird ihre Empfehlungen im September 2023 vorlegen. Sie wird sich dann darauf konzentrieren, in Industrie- und Schwellenländern Bewusstsein, Wissen und Fähigkeiten aufzubauen, um die Annahme ihrer Empfehlungen zu unterstützen. Der Entwurf des TNFD-Rahmens enthält neben den Beiträgen aus Finanzwirtschaft und von Unternehmen auch Beiträge von indigenen Völkern und lokalen Gemeinschaften (IPLCs), internationalen Organisationen, Organisationen der Zivilgesellschaft und anderen Interessenvertretern.