Weltnaturkonferenz in Montreal verhandelt über ambitionierte Schutz- und Wiederherstellungsziele sowie naturverträgliche Nutzung der Meere
Auf der Weltnaturkonferenz im kanadischen Montreal steht auch der Schutz und die naturverträgliche Nutzung der Meere im Mittelpunkt. Denn über 70 Prozent unseres Planeten sind vom Ozean bedeckt. Die Meere sind Lebensraum unzähliger Arten, Klimaregulator und wichtige Ernährungsgrundlage. Gemeinsam mit der EU und anderen Vorreiterstaaten im Meeresschutz, den sogenannten "Blue Leaders" und der "Global Ocean Alliance", setzt sich Deutschland in den laufenden Verhandlungen in Montreal für die Verabschiedung ambitionierter globaler Schutz- und Wiederherstellungsziele für die Meere ein. So soll die zukünftige Vereinbarung zur globalen biologischen Vielfalt festlegen, dass mindestens 30 Prozent der weltweiten Land- und Meeresflächen bis 2030 unter Schutz gestellt werden.
Bundesumweltministerin Steffi Lemke: "Wir müssen jetzt auf der Weltkonferenz in Montreal konkrete Vereinbarungen für den Schutz und die Wiederherstellung natürlicher Meereslebensräume schließen. Denn nur mit einem intakten Ozean können wir die Vielfalt von Tieren und Pflanzen sowie auch das Klima schützen und damit unser aller Lebensgrundlage sichern. Wir brauchen einen globalen Fahrplan für die Einrichtung von Meeresschutzgebieten, vor unseren Küsten genauso wie auf der Hohen See. Teile davon müssen besonders streng geschützt werden. Denn nur so kann sich die Natur wirklich erholen".
Die Bundesregierung stellt den dringenden Handlungsbedarf im nationalen und internationalen Meeresschutz auch im Rahmen einer übergreifenden Meeresoffensive in den Mittelpunkt. Wesentlicher Bestandteil soll eine kohärente und verbindliche Meeresstrategie sein. Sie wird übergeordnete Leitlinien und konkrete Schlüsselmaßnahmen für den Meeresschutz auf nationaler und internationaler Ebene definieren. Strukturell hat die Bundesregierung auch durch die Einsetzung eines Aufbaustabes zum Meeresschutz im Bundesumweltministerium und die Bestellung ihres ersten Meeresbeauftragten das klare Signal gesetzt, dem Thema Meeresschutz eine deutlich höhere Bedeutung zukommen lassen zu wollen. Deutschland engagiert sich zudem in mehreren internationalen Verhandlungsprozessen, die wesentliche Weichen für den globalen Meeresschutz gestellt haben: Neben der Weltnaturkonferenz sind dies insbesondere die Verhandlungen für ein rechtlich verbindliches Abkommen zum Schutz der hohen See (BBNJ), die Verhandlung eines globalen Abkommens gegen Plastikmüll, insbesondere in den Meeren, sowie die Verhandlungen über die Nutzung mineralischer Ressourcen der Tiefsee unter der Internationalen Meeresbodenbehörde.
Zuletzt haben die G7 unter deutschem Vorsitz einen sogenannten "Ocean Deal" mit weitreichenden Vereinbarungen zum Schutz und zur naturverträglichen Nutzung der Meere vereinbart. Der Fortschrittsbericht zum Ocean Deal, der zum Ende der deutschen G7-Präsidentschaft am Rande der Weltnaturkonferenz veröffentlicht wurde, beschreibt die gemeinsamen Aktivitäten der G7-Staaten im internationalen Meeresschutz, unter anderem zu naturbasierten Lösungen, während des letzten halben Jahres.
Neben dem Ziel, 30 Prozent der Fläche an Land und auf See bis 2030 unter Schutz zu stellen, stehen auf der Weltnaturkonferenz auch weitere wichtige Entscheidungen für die Meere an, unter anderem werden Entscheidungen zur naturverträglichen Nutzung mariner Biodiversität erwartet, mit denen auf den steigenden Druck auf die Meere durch menschliche Aktivitäten reagiert werden soll. Darüber hinaus werden Positionierungen zum Umgang mit einem potentiellen Tiefseebergbau erwartet. So wird Bundesministerin Steffi Lemke die Position der Bundesregierung heute bei einer Veranstaltung zum Schutz der Tiefsee vorstellen: In der zuständigen Internationalen Meeresbodenbehörde wird Deutschland bis auf Weiteres, bis die Tiefsee ausreichend erforscht wurde, keine Bergbauvorhaben in der Tiefsee unterstützen. Zudem ruft die Bundesregierung auch andere Staaten dazu auf, eine solche vorsorgliche Pause, eine "Precautionary Pause", beim Tiefseebergbau einzulegen.
Die Weltnaturkonferenz soll auch genutzt werden, um mit einer Koalition von circa 50 ambitionierten Staaten die Bekämpfung von Plastikmüll in den Meeren weiter voranzutreiben. Erst vor wenigen Wochen haben Verhandlungen für ein globales Abkommen gegen Plastikmüll begonnen. Hierfür hatte sich Deutschland maßgeblich miteingesetzt. Außerdem wird erwartet, dass die Weltnaturkonferenz, die jetzt in den Endspurt geht, 17 Gebiete im Nordost-Atlantik als Biodiversitäts-Hotspots – sogenannte Ecologically or Biologically Significant Marine Areas (EBSAs) – anerkennt. Hierfür hatte sich Deutschland gemeinsam mit den Partnern des OSPAR-Übereinkommens für den Schutz der Meeresumwelt im Nordost-Atlantik eingesetzt. Der Meeresbeauftragte der Bundesregierung Sebastian Unger, der ebenfalls an der Weltnaturkonferenz teilnimmt, zeigte sich erfreut, dass der Meeresschutz international deutlich an Aufmerksamkeit und Bedeutung gewonnen hat. "Für die Weltnaturkonferenz wird sich der Erfolg allerdings daran messen lassen müssen, wie sich Ziele wie die angestrebte Unterschutzstellung von 30 Prozent der Meeres- und Landflächen in konkrete Schritte umsetzen lassen. Ebenso muss klar sein, dass auch die Meeresflächen außerhalb von Schutzgebieten nur im Einklang mit der Natur genutzt werden dürfen", so Unger.