Wildnisfonds fördert natürliche Entwicklung von ausgewiesenen Flächen
Im westlichen Vogelsberg in Mittelhessen entsteht ein einzigartiges Wildnisgebiet von 1.200 Hektar Größe. Dieses Gebiet mit bis zu 40 Meter hohen, alten Buchen und Eichen setzt sich zusammen aus Flächen im Eigentum des Landes, eines Privatwaldbesitzers und einer Kommune. Die NABU-Stiftung hat mit Förderung aus dem Wildnisfonds des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV) für einen Teil des Stadtwaldes Hungen die Nutzungsrechte erworben. So wird der kommunale Wald zu einem Teil des Wildnisgebiets.
Bundesumweltministerin Steffi Lemke: "Das gemeinsame Engagement vor Ort – in der Kommune, im Land und im Bund – trägt das Wildnisprojekt im Vogelsberg. Die NABU-Stiftung und der Landesbetrieb Hessen-Forst können nun gemeinsam ein herausragendes großes Waldwildnisgebiet betreuen. Es ist das Ziel der Bundesregierung, auf mindestens zwei Prozent der Fläche Deutschlands Wildnis entstehen zu lassen, in denen sich Natur ungestört entwickeln kann. Gleichzeitig haben wir eine besondere Verantwortung für die Buchenwälder als Weltnaturerbe. Die gemeinsamen Anstrengungen im Laubacher Wald ermöglichen der Natur hier nach ihren eigenen Gesetzen zu funktionieren. Es ist ein Paradebeispiel für den Natürlichen Klimaschutz."
Bereits 2020 erwarb die NABU-Stiftung mit Mitteln des BMUV-Wildnisfonds die Nutzungsrechte für 224,5 Hektar Privatwald von der Gräflichen Forstverwaltung Solms Laubach. Zusammen mit einer angrenzenden, rund 800 Hektar großen Staatswaldfläche des Landes Hessen umfasste das Gebiet bereits mehr als 1.000 Hektar. Nun ist es um weitere 176 Hektar größer geworden. Die Stadt Hungen hat per Stadtverordnetenbeschluss eine Teilfläche ihres Stadtwaldes für die Wildnisentwicklung zur Verfügung gestellt. Der Kauf der Nutzungsrechte auf dieser Fläche durch die NABU-Stiftung wird mit 4,4 Millionen Euro aus dem Wildnisfonds gefördert.
Das neue hessische Wildnisgebiet "Laubacher Wald – Westlicher Vogelsberg" ist frei von technischen Infrastrukturen und öffentlichen Verkehrswegen. Eine Holznutzung findet nicht mehr statt und die natürliche Dynamik führt alleine Regie. Im gesamten Gebiet wachsen rund 90 Prozent Laubbäume, überwiegend Rotbuchen und Eichen, die zum Teil älter als 160 Jahre sind. Zahlreiche europäisch geschützte Tier- und Pflanzenarten finden im Wildnisgebiet einen geeigneten Lebensraum Habitat. Dazu zählen unter anderem die Bechsteinfledermaus und weitere zwölf Fledermausarten, Schwarz-, Grau- und Mittelspecht, die Wildkatze, der Feuersalamander oder das Grüne Besenmoos.
Der Wildnisfonds ist ein Förderprogramm des BMUV im Bundesnaturschutzfonds. Er soll Flächenbesitzer wie Kommunen, Kirchen oder Privatleute unterstützen, die ihre Flächen in eine natürliche Entwicklung überführen möchten. Stiftungen und Naturschutzorganisationen können Wald-, Moor- oder Auenflächen oder das Nutzungsrecht mit Fördergeldern des Wildnisfonds erwerben – insgesamt 20 Millionen Euro stehen dafür derzeit pro Jahr im Haushalt zur Verfügung. Mit der Betreuung des Wildnisfonds ist die Zukunft – Umwelt – Gesellschaft (ZUG) gGmbH beauftragt.
Die NABU-Stiftung Nationales Naturerbe kauft wertvolle Naturschutzflächen in Deutschland, um diese als Lebensraum für seltene und bedrohte Arten zu schützen und zu entwickeln. Sie bewahrt in über 360 Gebieten rund 21.750 Hektar Land für die Natur. Wald- und Naturentwicklungsflächen überlässt sie ungenutzt der freien Naturentwicklung. Ihre Landwirtschaftsflächen werden unter naturschutzfachlichen Vorgaben von örtlichen Landwirten ökologisch bewirtschaftet. Bei der naturschutzfachlichen Betreuung ihrer Flächen wird sie durch ehrenamtlich Aktive der über 2.000 Untergliederungen des NABU unterstützt.