Bundesumweltministerin Steffi Lemke bei Polargipfel in Paris

10.11.2023
Steffi Lemke an einem Rednerpult mit Menschen auf Stühlen und europäischen Flaggen hinter ihr
Steffi Lemke hat vom 9. bis 10. November 2023 am Polargipfel in Paris teilgenommen. Bei diesem Gipfel lag der Fokus auf der internationalen Zusammenarbeit für den Schutz der Polarregionen und Gletscher.

Bundesumweltministerin Steffi Lemke hat vom 9. bis 10. November 2023 für Deutschland am Polargipfel in Paris teilgenommen. Der Polargipfel ist Teil einer One Planet Gipfel-Reihe. Bei diesem Gipfel liegt der Fokus auf der internationalen Zusammenarbeit für den ökologischen Schutz der Polarregionen und Gletscher.

Bundesumweltministerin Steffi Lemke:

"Es ist wichtig, dass wir hier ein gemeinsames, politisches Signal gesetzt haben: Wir müssen alles dafür tun, um die Klimakrise zu bekämpfen und die einzigartigen, sehr empfindlichen Ökosysteme der Polarregionen wirksam schützen. Ein wichtiger Aspekt ist hierbei auch, die Polarforschung weiter voran zu treiben: Pole und Gletscher spielen eine fundamentale Rolle im globalen Klimasystem und sind enorm wichtige Ökosysteme für unzählige Arten."

Inhalte und Ziele des Gipfels:

Das internationale Gipfeltreffen endete mit einer Abschlusserklärung, in der die Unterzeichnenden die Dringlichkeit der internationalen Zusammenarbeit zur Erreichung der Klima- und Naturschutzziele sowie im Bereich der Polarforschung hervorheben.

  • Verstärkung der Forschung und Zusammenarbeit, gemeinsame Finanzierung von Forschungs-, Überwachungs- und Schutzprogrammen für die Kryosphäre, Datenaustausch und Zugang zu neuesten Informationen über den Zustand der Kryosphäre und ihrer spezifischen Ökosysteme;
  • Bildung und Bewusstseinsbildung zu den Folgen schmelzender Polar- und Gletscherregionen und des Auftauens von Permafrostboden.
  • Appel zur konsequenten Umsetzung int. Abkommen und Ziele (Begrenzung des globalen Temperaturanstiegs auf 1,5 Grad, Umsetzung des Kunming-Montreal Global Biodiversity Framework, Umsetzung des BBNJ-Abkommens, Maßnahmen aus dem Antarktisvertrag zu Tourismus).

Auch gelte es, rasch Fortschritte bei der Ausweisung von Meeresschutzgebieten zu erzielen.

Mit dem globalen Rahmen für Biodiversität hat sich die Staatengemeinschaft unter anderem verpflichtet, bis 2030 30% der globalen Ozeane effektiv zu schützen sowie 30% der globalen degradierten Ökosysteme wiederherzustellen und den Einfluss des Klimawandels auf Biodiversität einzudämmen.

Zu der dreitägigen Veranstaltung waren Forschende, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, Nichtregierungsorganisationen, Vertreter*innen der indigenen Völker und Privatwirtschaft aus über 40 Gletscher- und Polarnationen auf Einladung von Frankreichs Staatspräsident Macron zusammengekommen, um ihre Erkenntnisse mit anderen Expert*innen und Regierungen auszutauschen.

Weitreichende Folgen der Klimakrise in den Polarregionen

  • Bereits festgestellt wurde ein nahezu unumkehrbarer Rückzug von etwa 200.000 Gletschern in Afrika, Amerika, der Antarktis, Asien, Europa und Ozeanien
  • massive Eisverluste in den Gebirgsgletschern in den Jahren 2021 und 2022 um durchschnittlich 20 %. Voraussichtlich wird mindestens die Hälfte dieser Gletscher bis zum Jahr 2100 verschwunden sein
  • In der Arktis wurde in den letzten vierzig Jahren ein Anstieg der Oberflächentemperaturen bis zum Vierfachen des globalen Durchschnitts verzeichnet
  • massive Eisverluste an den Eisschilden in Grönland und der Antarktis um das Vierfache in den letzten 30 Jahren, dadurch Anstieg des Meeresspiegels
  • Meereisverlust in der Antarktis führt zu einem erhöhten Risiko des Reproduktionsausfalls bei Kaiserpinguinen und anderen dramatischen ökologischen Veränderungen.

Die gefrorenen Teile des Planeten, die sogenannte Kryosphäre, umfasst derzeit fast 10 % der Erdoberfläche. Doch durch den menschengemachten Klimawandel, der zu immer höheren Temperaturen führt, schmelzen polare Eiskappen, Gletscher und Meereis, so dass dieser Anteil immer kleiner wird. Der Erhalt der globalen Eisschilde ist aber die Grundlage für die weltweite Nahrungsmittelversorgung. Denn mit den Eisflächen und Gletschern schwinden die globalen Süßwasservorräte.

Schätzungen zufolge sind mindestens 1,9 Milliarden Menschen auf Süßwasser aus der Schnee- und Gletscherschmelze angewiesen, Wasser zum Trinken und zur landwirtschaftlichen Bewässerung. Wenn die Gletscher aufgrund wärmerer Temperaturen schmelzen, geben sie anfangs mehr Wasser frei, doch mit der Zeit schrumpfen die Vorräte.

Hinzu kommt das Artensterben, dass durch menschliche Eingriffe und den Klimawandel ebenfalls rasch fortschreitet. Um das ganze Maß an Auswirkungen besser abschätzen und die Menschen in den am stärksten betroffen Regionen warnen zu können, forderten die Teilnehmenden die Intensivierung der internationalen Forschungszusammenarbeit. Viel mehr und gemeinsame Forschung sei nötig, um eine klimaresistente nachhaltige Entwicklung in der Arktis und Antarktis zu unterstützen. Und nur gemeinsam könne es gelingen, die Vielzahl der unterschiedlichen Auswirkungen aufzuspüren, zu untersuchen und einzuordnen. Insbesondere die Indigen Völker müssten dabei stärker als bisher gehört werden, denn sie verfügen über traditionelles Wissen und Erkenntnisse, die unverzichtbar seien.  

Auch extreme Schnee- und Regenfälle, die wiederum Sturzfluten und Ausbrüche von Gletscherseen verursachen können, sind mögliche Folgen. Beispiellose Überschwemmungen im letzten Sommer in Pakistan forderten zahlreiche Todesopfer und mehr als 2 Millionen Menschen wurden obdachlos. Die Weltbank schätzte den Gesamtschaden auf über 14 Milliarden Euro.

Weitere Auswirkungen sind der Anstieg der Meeresspiegel in bestimmten Regionen. Bis zu 410 Millionen Menschen, die in Küstengebieten und auf niedrig gelegenen Inseln leben, könnten Studienberichten zufolge bis zum Jahr 2100 von immer häufigeren Überschwemmungen infolge des steigenden Meeresspiegels betroffen sein.

Bundesumweltministerin Steffi Lemke am 8.11.2023:

"Unsere Gletscher und Pole sind einzigartig und enorm wichtige Ökosysteme. Sie geraten immer mehr unter Druck: die Klimakrise lässt Polkappen und Gletscher schmelzen, die Biodiversität schwindet und die Verschmutzung wie durch Plastikmüll setzt den Ökosystemen zusätzlich zu. Diese Entwicklungen betreffen uns alle, denn Pole und Gletscher spielen eine fundamentale Rolle im globalen Klimasystem und für den Erhalt der Biodiversität. Daher setze ich mich auf allen politischen Ebenen für einen starken Umweltschutz in den polaren Gebieten und für ein Netzwerk von Schutzgebieten ein. Jetzt ist entscheidend, sich dem zunehmenden Nutzungsdruck auf die auftauenden Gebiete entgegenzustellen – denn einen wirksamen Schutz und eine nachhaltige Entwicklung können wir nur zusammen mit der internationalen Gemeinschaft und vor allem mit den betroffenen indigenen Völkern erreichen."

10.11.2023 | Meldung Internationales
https://www.bmuv.de/ME10812

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