– Es gilt das gesprochene Wort –
Herr Dr. Andreas Knieriem,
liebe Schülerinnen und Schüler,
sehr geehrte Damen und Herren,
es ist heute das zweite Mal, dass wir den Biodiversitätspreis verleihen. Wir haben junge Heldinnen und Helden gesucht – und gefunden! Das ist toll und macht mich als Schirmherrin dieses Preises wirklich froh. Ihr wisst, dass es schlecht bestellt ist um die Vielfalt von Tieren und Pflanzen, also die biologische Vielfalt. Viele Tier- und Pflanzenarten sind bedroht oder sogar bereits verloren gegangen. Dabei geht es nicht nur um Tiger und Elefanten, die man hier im Tierpark bestaunen kann, sondern auch um heimische Arten wie Luchs oder Fischotter. Das Ausmaß an Zerstörung von Lebensräumen für Tiere und Pflanzen ist groß. Deshalb sind Eure Ideen und Projekte, die Ihr Euch ausgedacht und eingereicht habt, so wertvoll. Zusammen mit vielen anderen Aktivitäten entsteht ein Netzwerk zum Schutz der Natur hier, ganz lokal. Weil die Aufgabe so groß ist, bin ich mir aber sicher, dass wir auch in den nächsten Jahren noch viele Heldinnen und Helden für den Erhalt der biologischen Vielfalt suchen und finden müssen.
Ich habe große Zuversicht, dass das gelingt. Im letzten Dezember war die Weltnaturkonferenz in Montreal, in Kanada. Dort habe ich gespürt, dass immer mehr Menschen und auch immer mehr Staaten bereit sind, etwas zu tun. Sie alle merken, dass wir der Natur helfen müssen, damit sie uns helfen kann. Wenn die Ökosysteme, also die Wälder und Meere, die Moore und Auen, gesund sind, dann bieten sie auch Schutz und Heimat für die vielen bedrohten Arten. Die Konferenz hat sich geeinigt und vereinbart, dass ein großer Schutzschirm für die Natur überall auf der Welt aufgespannt werden soll. Jetzt müssen alle Länder ihre Hausaufgaben machen und die Vereinbarung bei sich selbst in die Tat umsetzen.
In Deutschland machen wir dafür zum Beispiel das Aktionsprogramm Natürlicher Klimaschutz. Mit dem Programm werden wir Natur und natürliche Lebensräume wie zum Beispiel Moore und Wälder wiederherstellen, wieder in einen besseren Zustand bringen, was auch gleichzeitig das Klimagas Kohlendioxid speichert. Also ein win-win für die Natur und das Klima. Wir machen außerdem Strategien zum Schutz der Moore, des Wassers und kümmern uns um Anpassungsmaßnahmen, um die Auswirkungen der Klimakrise zu begegnen.
Es gibt viele Mut machende Beispiele:
Vor kurzem war ich in einer Muschelaufzuchtstation. Dort werden Flussperlmuscheln vermehrt und aufgezogen. Es ist schier unglaublich, was diese kleine Muschel leistet: Jede von ihnen filtert 40 Liter Wasser am Tag. Man kann sich sofort vorstellen, was das für die Wasserqualität in einem Fluss bedeutet. Sie filtert das Wasser sieben Tage in der Woche, das ganze Jahr über. Und sie kann über 100 Jahre alt werden. Aber sie steht auch auf der Roten Liste der vom Aussterben bedrohten Arten. Doch die vier Muschelaufzuchtstationen in Deutschland haben den Kampf um den Erhalt aufgenommen. Die Chancen zur Rettung der Art sind dank der engagierten Naturschützer wieder gestiegen.
Außerdem war ich in Mecklenburg-Vorpommern und habe mir das Naturschutzprojekt "Nordvorpommersche Waldlandschaft" angeschaut. Da gibt es nicht nur viel Wald, was selten in Mecklenburg ist, sondern auch sehr viele verschiedene Arten, zum Beispiel den Schreiadler. Das Naturschutz-Großprojekt sorgt dafür, dass der Schreiadler und viele andere bedrohte Tiere Heimat und eine Zukunft haben.
An diesen Beispielen könnt Ihr sehen, dass Ihr nicht allein und keine Einzelkämpfer seid. Immer mehr Menschen wird bewusst, dass wir umsteuern müssen, um unsere natürlichen Lebensgrundlagen zu erhalten. Ich danke Euch für Euer wunderbares Engagement. Ihr seid junge Heldinnen und Helden, an denen sich viele ein Beispiel nehmen können, Kinder und Jugendliche genauso wie Erwachsene.
Ich danke Herrn Dr. Knieriem, der mit Zoo und Tierpark diesen Preis ausgelobt hat.
Ich gratuliere allen Projekten, die heute ausgezeichnet werden.
Vor allem aber wünsche ich allen Projekten – mit und ohne Preis – viel Erfolg mit dem Ziel: "Zurück zur Natur"!