– Es gilt das gesprochene Wort –
António Guterres,
Staats- und Regierungschefs,
Kolleginnen und Kollegen,
Exzellenzen,
der Zugang zu sauberem Trinkwasser und angemessener Sanitärversorgung ist ein Menschenrecht. Genauso wie das Recht auf Nahrung und das Recht auf eine saubere und gesunde Umwelt. Es ist unsere gemeinsame Pflicht, diese Rechte für alle Menschen durchzusetzen.
All diese Rechte sind gefährdet durch die globale Wasserkrise. Wasserverschmutzung, Übernutzung, Dürren und Überflutungen gefährden jegliche globale Entwicklung. Sie gefährden die Pariser Klimaziele und die Agenda 2030.
Ohne Wasser gibt es keine Nahrungsmittel. Die Landwirtschaft ist jedoch vielerorts noch nicht angepasst an die Bedingungen der Klimakrise. Damit kommt zur Wasserkrise eine Ernährungskrise, befeuert von den Folgen des russischen Angriffs auf die Ukraine. Wasser steht zudem im Mittelpunkt der drei großen ökologischen Krisen – Klimakrise, Artenaussterben und Verschmutzungskrise.
Uns geht es heute darum, eine weitere Verschärfung dieser multiplen Krisen zu verhindern. Der richtige Umgang mit Wasser ist ein Schlüssel dazu. In Deutschland haben wir gerade eine "Nationale Wasserstrategie" verabschiedet. Damit leisten wir einen Beitrag zur nationalen Umsetzung von SDG 6. Das stellt uns vor große Herausforderungen.
Doch international sind die Herausforderungen ungleich größer. Die globale Umsetzung von SDG 6 erfolgt bisher zu langsam, zu punktuell und zu unkoordiniert. Das soll sich ändern. Die "Bonn Water Dialogues" haben dafür in einem überregionalen, inklusiven Prozess konkrete Empfehlungen erarbeitet. Eine davon: Wasser kennt keine Staatsgrenzen. Deshalb kann Wasser nur dann nachhaltig bewirtschaftet werden, wenn das gesamte Einzugsgebiet der Gewässer betrachtet wird. Das macht zwischenstaatliche Übereinkommen zum grenzüberschreitenden Wasserressourcen-Management so wichtig. Ich werbe in diesem Zusammenhang für den Beitritt und die Umsetzung der beiden VN-Wasserkonventionen. Mit zwei Initiativen von Team Europe unterstützen wir afrikanische und zentralasiatische Partner bei der grenzüberschreitenden Bewirtschaftung gemeinsamer Wasserressourcen.
Mit einer besseren Wasserversorgung kann gleichzeitig die Benachteiligung von Frauen verringert werden. Sie sind entscheidend für eine beschleunigte Umsetzung der globalen Wasserziele. Deutschland setzt sich deshalb bei internationalen Kooperationen für Geschlechtergerechtigkeit ein – auch im Wassersektor.
Als einer der größten Geber im Wasserbereich übernimmt Deutschland auch zukünftig Verantwortung. Um SDG 6 noch zu erreichen, brauchen wir neben öffentlichen Geldern auch innovative Finanzierung. Gemeinsam mit unseren Partnern tragen wir zu einer Hebelung öffentlicher und privater Finanzmittel bei. Zum Beispiel im Rahmen der neuen Urban Water Catalyst Initiative. Mit unserer Internationalen Klimaschutzinitiative unterstützen wir vor allem das Integrierte Wasserressourcen-Management.
Die Überwindung der globalen Wasserkrise braucht umfassenden Wandel. Die heutige Konferenz kann dafür nur ein Startpunkt sein:
- Wir brauchen regelmäßige zwischenstaatliche Treffen zum Thema Wasser auf höchster Ebene in der UN. Treffen mit ausreichend Zeit, um gemeinsam Lösungen voranzubringen.
- Wir fordern eine verbesserte Geberkoordinierung. Um die Mitgliedsstaaten bestmöglich zu unterstützen, ist ein effizienterer, kohärenterer und systemübergreifender Ansatz der Vereinten Nationen zu Wasser unabdingbar.
- Eine der zentralen Empfehlungen der Bonn Water Dialogues ist die Etablierung einer stärkeren Stimme für Wasser in der UN. Ich wiederhole deshalb unsere Forderung nach einem UN Special Envoy for Water. Sie wird bereits von 150 Delegationen unterstützt. Deutschland ist bereit, sich hier auch finanziell einzubringen. Denn wir sind überzeugt: Nur auf diese Weise bleibt Wasser auch langfristig eine Priorität in der multilateralen Zusammenarbeit.
Wir brauchen ambitioniertes, zielgerichtetes und sektorübergreifendes Engagement. Deutschland steht bereit, im Rahmen der Water Action Agenda seinen Teil zum Erfolg beizutragen.