Rede von Bettina Hoffmann beim FSC-Forum: Waldwirtschaft in Zeiten des Klimawandels

10.05.2022
Dr. Bettina Hoffmann hob in ihrer Rede die Rolle des Waldes beim Klimawandel und für den Schutz der Biodiversität hervor. Dabei gerate der Wald unter anderem durch hohe wirtschaftliche Anforderungen immer weiter unter Druck.

- Es gilt das gesprochene Wort -

Sehr geehrter Herr Bentlage,
sehr geehrter Herr Dr. Christoph Hofmann,
sehr geehrte Damen und Herren,

bevor ich in das Thema einsteige, möchte ich die Gelegenheit nutzen, Ihnen Herr Bentlage, zu Ihrer Wahl zum Vorstandvorsitzenden des FSC Deutschland herzlich zu gratulieren. Für Ihr Wirken in den kommenden Jahren wünsche ich Ihnen viel Erfolg.

In meinem Beitrag geht es um die Rolle des Waldes im Klimawandel, aber auch um den Schutz der Biodiversität. Denn Klimaschutz und Artenaussterben sind, auch bezogen auf den Wald, die großen Herausforderungen, mit denen wir uns alle konfrontiert sehen.

Die Anforderungen an den Wald sind in den letzten Jahren gestiegen.

Der Wald soll auch weiterhin den Rohstoff Holz liefern und damit seinem Besitzer oder seiner Besitzerin Einnahmen bescheren und vor allem im ländlichen Raum zur Wirtschaftskraft betragen.

Der Wald soll vielfältiger und naturnaher Lebensraum für Tiere, Pflanzen und Pilze sein und für die Menschen Raum zur Erholung bieten.

Gleichzeitig benötigen wir die Wälder auch zur Regulierung des Wasserhaushalts und des Lokalklimas.

Immer mehr in den Vordergrund drängt sich Rolle des Waldes beim Klimaschutz und bei der Anpassung an den Klimawandel, wenn es darum geht Treibhausgase aus der Atmosphäre im Holz dauerhaft zu speichern.

Dass es dabei Zielkonflikte gibt, die durch kluge Politikentscheidungen ausbalanciert werden müssen, steht außer Frage.

Der Wald hat es aber immer schwerer, den vielfältigen Anforderungen gerecht zu werden, weil er durch den Klimawandel und teilweise auch durch die stattfindenden Nutzungen selber unter Stress gerät.

Die Bundesregierung hat sich ein umfangreiches Arbeitsprogramm für den Wald in Deutschland vorgenommen, mit dem wir Zielkonflikte entschärfen und Waldökosysteme besser an die Herausforderungen des Klimawandels anpassen wollen.

Ein ganz zentrales Element ist dabei die vereinbarte Novellierung des Bundeswaldgesetzes, mit dessen Hilfe wir unter anderem notwendige Zielsetzungen zur Entwicklung unserer Wälder, das heißt zur Schaffung artenreicher und klimaresilienter Wälder mit überwiegend standortheimischen Baumarten und deren Bewirtschaftung neu regeln wollen.

Auch seitens der EU-Kommission gibt es diesbezüglich Rückenwind.

Im EU-Green Deal und in den spezifischeren Fachdossiers, wie der EU Biodiversitäts- und EU-Waldstrategie, hat das Ziel, im Wald bessere ökologische Zustände herzustellen, eine große Bedeutung.

Gemeinsam mit den Mitgliedstaaten sollen unter anderem Wege für eine naturnähere Bewirtschaftung der Wälder und die biodiversitätsfreundliche Wiederbewaldung aufgezeigt werden.

Die jeweiligen nationalen Standards der Waldbewirtschaftung des FSC stellen dabei für die Mitgliedstaaten wichtige Informationen auch für die spätere Umsetzung bereit.

Ein weiteres zentrales Element des erwähnten umfassenden Arbeitsprogrammes für unsere Waldpolitik ist Aktionsprogramm Natürlicher Klimaschutz.

Ein entsprechendes Eckpunktepapier hat Frau Bundesministerin Steffi Lemke Ende März vorgestellt.

Das Aktionsprogramm Natürlicher Klimaschutz ist ein breit angelegtes Programm an der Schnittstelle zwischen Klimaschutz, Erhalt der biologischen Vielfalt und Vorsorge gegen die Folgen der Klimakrise.

Seine übergeordnete Zielsetzung ist es, natürliche Ökosysteme zu schützen, zu stärken und wiederherzustellen:

Denn Wälder und Auen, Böden und Moore, Meere und Gewässer, Grünflächen in der Stadt und auf dem Land können Kohlendioxid aus der Atmosphäre binden und langfristig speichern – wenn sie gesund, also ökologisch intakt, sind.

Gesunde Ökosysteme bieten gleichzeitig den Lebensraum für eine reichhaltige und vielfältige Tier- und Pflanzenwelt, aber das wissen Sie als Waldexperten und Waldexpertinnen genauso gut wie ich.

Für einige von Ihnen ist das Thema der Verfügbarkeit von Holz, und hier insbesondere von FSC-zertifiziertem Holz, von übergeordneter Bedeutung. Auch an dieser Stelle gibt es Bezüge im Koalitionsvertrag. Und kurz gesagt, auch hier wollen wir besser werden.

Besser in dem Sinn, dass mehr FSC zertifiziertes Holz in den Handel kommt.

Denn es gibt, nach meiner Einschätzung derzeit keine bessere Möglichkeit, die nachhaltige Produktion von Holz zu belegen.

Besser aber auch dahingehend, dass wir die Ressource Holz effizienter verwenden müssen.

Die Forderung, mehr Holz im Baubereich als ein langlebiges Produkt zu verwenden, unterstütze ich, aber als BMUV weisen wir auch darauf hin, dass der nachhaltig verfügbaren Holzmenge Grenzen gesetzt sind, die man nicht beliebig verschieben kann.

Mehr Holz im Baubereich bedeutet also im Umkehrschluss weniger Holz in anderen Bereichen.

Eine Lösung sehen wir in einer konsequenten Kaskadennutzung und einem besseren Recycling. Oder anders formuliert: Der wiederholten Verwendung von Holz.

Wenn es darum geht, Holz energetisch zu nutzen, sollte sich das auf nicht anderweitig verwendbare Alt- und Resthölzer beschränken.

Wir alle stehen mit Blick auf den Wald vor großen Herausforderungen und müssen diese vor allem beim Klimaschutz und dem Artenaussterben gemeinsam annehmen.

Sie als FSC zertifizierte Waldbesitzende oder Holznutzende haben nach meiner Einschätzung bereits hohe Standards gesetzt, was die Qualität von Waldökosystemen und deren Resilienz gegen Kalamitäten und Extremwetter betrifft.

Trotzdem bietet auch der FSC-Standard noch Raum zur Verbesserung.

Ich würde mir wünschen, dass Sie bei den periodisch anstehenden Überarbeitungen Ihres Standards diese Spielräume im Sinne von klimaresilienten gesunden Waldökosystemen mutig nutzen.

Vielen Dank!

10.05.2022 | Rede Naturschutz

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https://www.bmuv.de/RE10076
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