Umweltgerechte Digitalisierung
Damit die Digitalisierung ihr Potenzial für den Schutz von Umwelt, Klima und Ressourcen entfalten kann, muss ihr eigener ökologischer Fußabdruck so gering wie möglich sein. Die Realität ist davon weit entfernt. Mit dem Wachstum von Entwicklung und Einsatz digitaler Technologien steigen auch Energie- und Ressourcenverbräuche.
Die Umweltwirkungen der Digitalisierung sind für Nutzerinnen und Nutzer kaum nachvollzieh- oder kontrollierbar, weshalb vor allem Unternehmen, Hersteller und Betreiber von Geräten, Software und Rechenzentren sowie die Politik in der Verantwortung sind, den ökologischen Fußabdruck der Digitalisierung zu begrenzen. Rechenzentren müssen effizienter werden. Hierfür möchte das BMU Anreize schaffen – etwa mit verpflichtenden Effizienzstandards, sichtbaren Siegeln wie dem Blauen Engel oder finanziellen Förderungen.
Digitale Infrastruktur und Rechenzentren effizienter machen
Hinter der Cloud stehen Rechenzentren und Server von Unternehmen und Behörden, die die "Denkarbeit" der Digitalisierung leisten. Für Rechenzentren existieren keine gesetzlichen Anforderungen an die Mindestenergieeffizienz. Diese setzen eine Bestandsaufnahme und wirksames Monitoring voraus. Das BMU bereitet daher eine einheitliche statistische Erfassung von Rechenzentren zur Erstellung eines Katasters und als Grundlage für eine wirksame Sektorkopplung (zum Beispiel kommunale Wärmeplanung) vor. Mit dem Umweltzeichen Blauer Engel wird schon jetzt gezeigt, wie sich die Energie- und Ressourceneffizienz im Rechenzentrumsbetrieb erhöhen lässt. Mit der Nationalen Klimaschutzinitiative (NKI) fördert das BMU zudem die Kommunen bei Investitionen und Optimierungsdienstleistungen, die die Effizienz von Rechenzentren erhöhen.
Langes Leben für Hardware
Ein Kernproblem von Hardware ist ihre kurze Nutzungsdauer. Aus diesem Grund setzt sich das BMU für verbindliche Herstellervorgaben in der EU-Ökodesign-Richtlinie ein, die die Funktionsfähigkeit von Hardware-Software-Systemen über viele Jahre gewährleisten. Das gilt für digitale Produkte wie für klassische, aber zunehmend digital vernetzte Haushaltsgeräte. Das BMU spricht sich zudem für eine erweiterte europäische Herstellerpflicht aus, Aussagen über die garantierte Lebensdauer ihrer Produkte zu treffen ("Garantieaussagepflicht").
Materialien digitaler Technik im Kreislauf führen
Die ökologischen und sozialen Folgen der Rohstoffgewinnung für digitale elektronische Geräte sind ein Kernproblem der Digitalisierung. Das BMU setzt sich für EU-weite und ökologisch sinnvolle Mindesteinsatzquoten an recycelten Materialien (Kunststoffe und Metalle) bei der Herstellung bestimmter Komponenten für digitale Infrastrukturen und elektronische Geräte ein.
Software umweltfreundlich programmieren
Software beeinflusst den Energieverbrauch und die Nutzungs- und Lebensdauer von Hardware maßgeblich. Sie aktiviert die Energiesparmodi, überträgt und speichert große Datenmengen und löst die Rechenoperationen aus. Die Regulierung für nachhaltige Software steht trotz ihrer großen Bedeutung noch am Anfang – gesetzliche Anforderungen an die Energieeffizienz existieren nicht. Der Blaue Engel für "ressourcen- und energieeffiziente Softwareprodukte" des UBA ist bereits ein wichtiger Schritt nach vorne.
Um das Rüstzeug für eine umweltschonende Programmierung schon in der Ausbildung von Programmiererinnen und Programmierern zu schaffen, entwickeln und initiieren BMU und UBA einen Lehrplan sowie ein Netzwerk für "Grünes Coden".
Mit gutem Beispiel vorangehen: Projekt Green-IT Bund
Die Bundesregierung geht in Sachen Green-IT voran: Im Rahmen des Energiesparprogramms Green-IT sank der Energieverbrauch der Bundes-IT seit 2009 trotz Leistungssteigerung um fast 60 Prozent. Bis 2024 soll der Energieverbrauch jedes Jahr um weitere zwei Prozent reduziert werden. Mit dem Klimaschutzprogramm und dem Klimaschutzgesetz 2030 müssen die im Aufbau befindlichen Rechenzentren des Bundes und Rechenzentrumsdienstleistungen für den Bund künftig die Kriterien des Blauen Engels einhalten.