Umweltauswirkungen unterschiedlicher Medikamente
Umweltauswirkungen unterschiedlicher Medikamente
Medikamente bauen sich in der Umwelt unterschiedlich gut ab. Nahezu 270 Arzneimittelstoffe wurden mittlerweile in deutschen Flüssen und Seen, in Sedimenten, im Grundwasser und in Böden nachgewiesen. Einmal in die Umwelt gelangt, können Antibiotika zum Beispiel Algen beziehungsweise Cyanobakterien schädigen. Dies kann das natürliche Nahrungsnetz in Gewässern stören und somit die jeweiligen Ökosysteme beeinträchtigen. Gelangen Medikamente ins Grundwasser, erschwert dies die Gewinnung von Trinkwasser. Die gemessenen Konzentrationen der Wirkstoffe von Arzneimitteln in der Umwelt liegen jedoch unterhalb der Dosierungen, die therapeutische Auswirkungen haben.
Auch die Tiere, die in Flüssen und Seen leben, sind geringen Konzentrationen von Medikamentenwirkstoffen in der Umwelt ausgesetzt. Zudem kommen sie mit der gesamten Mischung der Wirkstoffe zur gleichen Zeit ständig in Berührung. Da die Wasserbewohner die Wirkstoffe über die Haut, die Nahrung und die Schleimhäute aufnehmen, können sie in ihren Organen zurückbleiben. Je nach Wirkstoff können die Organe dieser Tiere geschädigt werden. So kann sich das Verhalten der Tiere verändern oder die Fortpflanzung gestört werden. Dies kann wiederum große Auswirkungen auf das betrachtete Ökosystem haben.
Arzneimittelgruppe | Wirkstoff | Effekt/Problem |
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Röntgenkontrastmittel | Iopamidol/Iopromid/Iomeprol/Amidotrizoesäure | Sie sind langlebig in Oberflächengewässern und können aufgrund ihrer Eigenschaften bei der Gewinnung von Trinkwasser in der Nähe von Flussufern leicht über die Bodenpassage bis in das Grundwasser gelangen. Teilweise werden Spuren von Kontrastmitteln sogar im Trinkwasser nachgewiesen, allerdings weit unterhalb der Konzentrationen, bei denen für den Menschen Effekte feststellbar sind. |
Diabetes Medikamente (Antidiabetikum) | Metformin (wird in Kläranlagen zu Guanylharnstoff umgewandelt) | Potentiell hormonelle Effekte auf Fische (Veränderung des Hormonhaushalts), Verweiblichung, Verringerung der Fruchtbarkeit. |
Epilepsie Medikamente (Antiepileptikum) | Gabapentin | Nachteilige Effekte auf zelluläre Schutzmechanismen der Zebrafische. |
Epilepsie Medikamente (Antiepileptikum) | Carbamazepin | Die Fortpflanzungsfähigkeit von wirbellosen Tieren kann beeinträchtigt werden und es können Fehlbildungen bei deren Nachkommen auftreten. Entwicklungsverzögerungen bei Fischen. |
Schmerzmittel (Analgetikum) | Diclofenac | Negative kurzfristige und langfristige Effekte auf diverse Algen, Wasserpflanzen, Schalentiere und Fische. Fische reagieren am empfindlichsten, schädliche Gewebeveränderungen bei Regenbogenforelle, Lachs und Zebrafisch. Bei Regenbogenforelle Schädigung von Nieren, Kiemen, Auslösung von Entzündungsprozessen, Anreicherung in Leber und Galle, Anreicherung in Fischorganen. |
Blutdrucksenker (Betablocker) | Metoprolol | Anreicherung in uferbewohnenden Spinnentieren, Anreicherung in wirbellosen Wassertieren, Wachstumshemmung von Algen und Wasserpflanzen, Störung der Vermehrung bei Schalentieren und Fischen. |
Antibiotikum | Azithromycin | Allgemein: Hemmung des Wachstums von Umweltbakterien, Algen und Wasserpflanzen. |
Antibiotikum | Sulfomethoxazol | Allgemein: Hemmung des Wachstums von Umweltbakterien, Algen und Wasserpflanzen. |
Verhütungsmittel (Kontrazeptivum) | Ethinylestradiol | Endokriner Disruptor (ein Stoff, der in des Hormonsystem von Umweltorganismen eingreift), Verweiblichung von Fischen und beeinträchtigte Vermehrung. |